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27. Januar: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
veröffentlicht 23.10.2023
von Online-Redaktion der EKHN
Am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ wird der über sechs Millionen ermordeten jüdischen Menschen, der 500.000 getöteten Sinti und Roma und der vielen anderen Opfer gedacht. Auch jetzt fühlen sich Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder bedroht.
Der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar gehört seit 2019 zu den offiziellen Gedenktagen der Evangelischen Kirchen in Deutschland. An diesem Tag wird der über sechs Millionen ermordeten jüdischen Menschen, der 500.000 getöteten Sinti und Roma und der vielen anderen Opfer gedacht, die während der nationalsozialistischen Herrschaft ermordet wurden. Zu den Ermordeten gehören auch 1,5 Millionen Kinder. Das Leid dieser Kinder und der Erwachsenen sprengt jegliche Vorstellungskraft und lässt sich mit nichts anderem vergleichen.
Die EKHN setzt sich dafür ein, dass alles getan wird, um Antisemitismus und Antiziganismus vorzubeugen und zu bekämpfen. Doch nach den Terrorattacken der Hamas auf Israel nimmt der Antisemitismus auch in Deutschland wieder zu. Deshalb hat die Synode der EKHN am 30. November 2023 eine Resolution verabschiedet, in der sie versichtert, dass die evangelische Kirche unmissverständlich an der Seite jüdischer Menschen steht. Zudem sind viele Menschen aus der EKHN aufgestanden und haben im Winter 2024 gegen Rechtsextremismus demonstriert.
Gebetsworte, um das Entsetzen, die Trauer und den Wunsch nach Frieden auszudrücken
Die Trauer um die Toten und das Entsetzen über unvorstellbare Grausamkeit der Shoa lässt sich kaum erfassen. Dazu spüren viele Menschen den dringlichen Wunsch, dass ein solches menschenverachtendes und gottverachtendes Grauen nie wieder geschehen möge. Im "Liturgischen Kalender" regt das Zentrum Verkündigung in klaren Worten zum Mitbeten an:
Hintergründe zum Gedenktag
Das Datum des Gedenktages, der 27. Januar, richtet sich an der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz aus. Am Morgen des 27. Januar 1945 hatten die ersten Soldaten der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges das Vernichtungslager Auschwitz III Monowitz erreicht. Die Rotarmisten stießen auf ausgemergelte Menschen und Hunderte Leichen. Insgesamt fielen rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden der so genannten Shoa zum Opfer – in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, aber auch in Folge der schlechten Lebensbedingungen in den Ghettos, bei Massenerschießungen und auf Todesmärschen.
Auch 500.000 Sinti und Roma wurden von den Nazis ermordet. Zu den Menschen die unter dem Naziregime litten, gehörten zudem Homosexuelle, Kommunist:innen, einige Pfarrer, Systemkritiker:innen, geistig Behinderte und sozial „Auffällige“ sowie russische Kriegsgefangene. Sie wurden entrechtet, verfolgt und ermordet.
Bundes- und weltweiter Gedenktag
Seit dem Jahr 1996 ist der 27. Januar ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag in Deutschland, den der damalige Bundespräsident Roman Herzog eingeführt hatte. Die Initiative dafür hatte der damalige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, ergriffen.
Um der Opfer des Holocaust zu gedenken und um weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern, hatten 2005 die Vereinten Nationen den Tag als „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ erklärt. Zuvor hatte neben Deutschland auch Groß-Britannien am 27. Januar einen Gedenktag eingeführt. In Israel wird in diesem Jahr am 24. April 2017 an die Opfer der Shoa und des jüdischen Widerstandes an dem nationalen Feiertag „Jom haScho’a“ gedacht. Der nationale Feiertag wurde in den 50er Jahren eingeführt.
Klar Position für Respekt und Wertschätzung beziehen
Auch evangelische Kirchengemeinden unterstützen die Erinnerungskultur mit besonderen Gottesdiensten und Veranstaltungen. Die hessen-nassauische Kirche hat sich ebenso mit den Folgen des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Beispielsweise hat sie 1991 ihren Grundartikel um ein klares Bekenntnis zur bleibenden Erwählung der Jüdinnen und Juden und die besondere Verbindung des christlichen Glaubens zum Judentum erweitert. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer sowie kirchliche Mitarbeitende integrieren diese Erkenntnis in ihre tägliche Arbeit, beispielsweise bei der Formulierung von Texten für Gottesdienste bis zur Entwicklung von Materialien für den Unterricht. Weiteres Engagement ist notwendig, denn: „Es ist erschreckend, wie verbreitet antisemitisches Gedankengut bis in die Mitte der Gesellschaft hinein nach wie vor bei uns ist“, so der Eindruck von Dr. Volker Jung, dem Kirchenpräsidenten der EKHN. Er mahnt: „Es sollte selbstverständlich sein, aus christlicher und geschichtlicher Verantwortung heraus klar Position zu beziehen und sich gegen jeglichen Antisemitismus einzusetzen. Das gilt im persönlichen Gespräch genauso wie in den Foren des Internets.“
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