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Wohnungslosigkeit betrifft zunehmend junge Leute und Senioren
veröffentlicht 10.09.2024
von Online-Redaktion der EKHN
Die Wohnsituation in Hessen spitzt sich weiter zu - darauf macht die Diakonie Hessen aufmerksam anlässlich des "Tages der Wohnungslosen Menschen" 2024 am 11. September. Selbst tausende Kinder und Jugendliche müssen mit ihren Eltern in Notunterkünften leben. Auch zunehmend mehr Senioren sind betroffen.
Wohnst du noch oder verzweifelst du schon? Die Wohnungssituation in Hessen spitzt sich weiter zu: Seit Jahren werden zu wenige Sozialwohnungen gebaut, gleichzeitig laufen Preisbindungen von Wohnungen aus, lange Leerstände sind noch immer nicht erfasst. Im Vergleich zu 2023 ist die Zahl der wohnungslosen und als solche erfassten Menschen in Hessen gemäß der hessischen Landesstatistik um 13,82 Prozent gestiegen. Damit sind in Hessen insgesamt 25.785 Menschen wohnungslos. „Viele Menschen in Hessen suchen verzweifelt bezahlbaren Wohnraum. Oft bleibt diese Suche jedoch erfolglos. Und wer einmal in einer Notunterkunft angekommen ist, findet mit dem Stigma der Wohnungslosigkeit noch schwerer eine neue Wohnung“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, zum Tag der wohnungslosen Menschen am 11. September. Auch in diesem Jahr bietet die Diakonie Hessen mit ihren Mitgliedseinrichtungen wieder zahlreiche Aktionen und Gespräche rund um den Welttag an.
Anzahl von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen in Notunterkünften nehmen zu
Wohnungslosigkeit zieht sich mittlerweile durch alle Altersgruppen. So leben immer mehr alte Menschen sowie Kinder und Jugendliche in Notunterkünften. Carsten Tag: „Es darf nicht sein, dass in einem nach wie vor wirtschaftlich gut aufgestellten Land wie Hessen, insbesondere alte Menschen und Familien mit Kindern nicht ausreichend vor Wohnungslosigkeit geschützt werden. Zudem sind die vorhandenen Notunterkünfte nicht auf die spezifischen Bedürfnisse von alten Menschen und Familien ausgerichtet.“ Oft helfe es schon, die Menschen frühzeitig zu informieren und ihnen entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen. „Aber wenn es an bezahlbaren Wohnungen mangelt, hilft auch dies letztlich nicht weiter“, so Carsten Tag.
Alte und junge Menschen fallen aus dem Raster
Etwa 2.200 Menschen, die in den Notunterkünften leben, sind im Rentenalter. Das sind doppelt so viele wie noch 2022. „Menschen jenseits der 60 Jahre haben besonders Probleme eine Wohnung zu finden“, sagt Katharina Alborea, Referentin für Wohnungsnotfallhilfe bei der Diakonie Hessen. Der Übergang vom Erwerbseinkommen in die Rente ist oft mit finanziellen Einbußen verbunden, verschärft wird dies zusätzlich durch gesundheitliche Probleme.
Einsamkeit und falsche Scham hindern an der Suche nach Unterstützung. Kommt dann nach ausbleibenden Mietzahlungen die Kündigung der Wohnung, wissen viele nicht weiter. Katharina Alborea: „Die Menschen schämen sich und suchen erst Hilfe, wenn es zu spät ist. Doch die sozialen Angebote und Einrichtungen für wohnungslose Menschen sind nicht auf die Bedürfnisse alter und gesundheitlich eingeschränkter Menschen ausgerichtet. Ihnen fehlt es an einer entsprechenden Ausstattung. Sozialarbeitende sind kein Pflegepersonal. Und wer auf einen Rollator angewiesen ist, kann nicht in einem Stockbett schlafen. Dies sieht der Gesetzgeber jedoch anders. Wer bereits in einer stationären Einrichtung untergebracht ist, fällt aus dem Raster.“
Eine Notunterkunft ist kein Ort für Kinder
38 Prozent der wohnungslosen Menschen in Hessen sind unter 25 Jahren. Viele von ihnen hatten noch nie eine eigene Wohnung und kommen selten aus stabilen (Wohn-)Verhältnissen. Bezahlbarer Wohnraum und Wohnungen, die groß genug sind für Familien und ein lebenswertes Umfeld bieten, sind gerade in Ballungsräumen kaum zu finden. 7.280 Kinder und Jugendliche leben mit ihren Eltern regelhaft in – nicht immer vorbildlich ausgestatteten – Notunterkünften. Katharina Alborea: „Notunterkünfte sind kein Zuhause und schon gar kein Ort für Kinder. Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten Lebensgeschichten zusammen, teilen sich Bäder und Räume. Die Familien leben nicht nur auf engstem Raum, ihnen fehlt es überdies noch an vielen anderen Dingen, die lebensfähig machen – wie Platz zum Spielen, einen ruhigen Ort zum Hausaufgabenmachen oder Lesen. Kinder und Jugendliche brauchen ihre Privatsphäre und Platz, sich zu entfalten.“
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