Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Eine junge Hand hält die alte Hand einer Sterbenden. Diese ist mit einer schönen, roten Decke zugedeckt.

@LPETTET / GettyImagaes

Sterbende begleiten

Wie begegne ich einem Sterbenden?

veröffentlicht 13.11.2023

von Hans Genthe

Eine Todkranke besuchen. Dazu brauchen Freunde und Verwandte viel Mut. Daher verbringen viele Menschen ihre letzten Stunden einsam. Das muss nicht sein.

Gegen die eigene Todesangst ankämpfen

Eine Todkranke zu besuchen fällt schwer, weil einige Menschen aus Vernunftgründen einem Todkranken nicht zur Last fallen zu wollen. Andererseits wollen sie selbst durch einen Besuch nicht an unangenehme Themen wie Krankheit und Tod erinnert werden.

Krankenhausseelsorger und -Seelsorgerinnen möchten dagegen Mut machen, einem todkranken Menschen zu begegnen, seine Gefühle anzunehmen und auszuhalten. Sie warnen jedoch davor sich selbst zu überfordern. Wer spürt, dass er an Grenzen kommt, kann sich an eine Krankenhauspfarrerin oder einen Hospizhelfer wenden. Die können dem sterbenden Menschen die Sicherheit geben bei ihm zu sein, wenn der Tod eintritt. Wenn Todkranken die Angst genommen ist, einsam zu sterben, begegnen sie oft gerade dann entspannt dem Tod, wenn sie alleine sind.

Die Phantasien, die sich jemand zuvor über das Sterben macht, sind meist viel dramatischer als der tatsächliche Sterbeprozess. Ein Angehöriger oder eine Freundin kann Hemmungen überwinden indem er oder sie sich bewusst macht, dass dieser Mensch lebt – bis zum letzten Atemzug.

Offen für das Gespräch über den Tod sein

Es kommt möglicherweise aber vor, dass jemand über den nahestehenden Tod sprechen möchte. Krankenhausseelsorgerinnen raten dazu, zuzuhören. Aussagen wie: „Lass den Kopf nicht hängen, das wird schon wieder“, seien Impulse, die dem Kranken signalisieren: „Eigentlich möchte ich mit dir nicht darüber reden.“ Die meisten schwer Kranken sprechen dieses Thema dann auch nicht mehr an. Die Seelsorger empfehlen, den Kranken selbst entscheiden zu lassen, ob er über den Abstieg der Frankfurter Eintracht oder seine Ängste vor dem Sterben reden möchte. Es ist hilfreich, diesen Menschen in seinen Gedanken nicht allein zu lassen, wenn er das wünscht.

Wer mit einem sehr kranken Menschen umgeht, sollte keine Angst haben, ihn mit Banalitäten zu belästigen. Das Gefühl noch zu leben, können Besucher dem Kranken zeigen, indem sie ihn an ihrem Leben teilhaben lassen. Ihm beispielsweise erzählen, dass der Enkel wieder eine fünf in Mathe geschrieben hat. Dennoch sollte sehr sensibel auf die Bedürfnisse des Kranken eingegangen werden. Manchmal ist ein kurzer, rund zehnminütiger Besuch angemessen.
 

Social Media

Das könnte dich auch interessieren

Mehr Artikel anzeigen
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Aktuelle Nachrichten, geistliche Impulse

Bleiben Sie digital mit uns in Kontakt und wählen Sie aus, welche Themen Sie interessieren.

Newsletter entdecken