Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Dornenkrone mit Palmwedel und Holzkreuz

© gettyimages, chad elberson

Die Karwoche, also die Woche vor Ostern, thematisiert extrem die Höhen und Tiefen des Lebens
  • Ostern
  • Passion

Tage zwischen den Extremen - die „Heilige Woche“

veröffentlicht 26.02.2024

von Horst Peter Pohl

Bald beginnt die Karwoche oder "Heilige Woche". In den Tagen bis Ostern konzentrieren sich Christ:innen auf die Bandbreite des Lebens - auf Freude, Verrat, Tod und Auferstehung.

Wie in einem Brennglas kann man in der Woche vor Ostern das ganze Leben in seinen Höhen und Tiefen wiederfinden. In Spanien als wird sie als "Semana Santa", in der orthodoxen Kirche als "Große Woche" gefeiert. Die "Heilige Woche" reicht vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag.

Traditionell heißt sie in der Evangelischen Kirche die "Karwoche". Damit wird das Traurige dieser Woche in den Mittelpunkt gestellt, denn "Kar" kommt von dem althochdeutschen "Kara" und meint "Klagen und Trauern". Vor allem der Karfreitag als Sterbetag Jesu ist diesem Gedanken gewidmet.

Palmsonntag

Die Woche beginnt mit einer Art Volksfest. Die Menschen sind in Jerusalem zusammengeströmt, um das Pessachfest zu feiern und den umstrittenen Jesus zu sehen. Viele kommen, um ihm zuzujubeln. Sie winken mit Palmzweige und rufen "Hosianna". "Hilf doch!", ein jüdischer Klageruf, der inzwischen zum Jubelruf geworden war.

Jesus kommt auf einem Esel geritten. Das greift eine alttestamentliche Weissagung auf und gilt als Zeichen der Demut.

Viele, die an diesem Tag jubeln, werden ein paar Tage später in den Ruf "Kreuzigt ihn" einstimmen. So kann die Erinnerung an den Einzug in Jerusalem fröhlich und traurig machen.

Die Erzählung ist der einzige Evangeliumstext, der im Kirchenjahr zweimal gelesen wird, im Advent und in der Passionszeit. Im Advent wartet man auf den kommenden König, in der Passionszeit sieht man schon den nahenden Tod Jesu.

Der Palmsonntag ist eine kleine Insel in der Passionszeit. So wird er auch oft begangen. In vielen Gegenden in Hessen ist es üblich, den Kindern am Palmsonntag ein "Palmhäschen" zu schenken oder ein Osterei. Ein kleiner Ausblick auf den Ostermorgen. Auch der Brauch, denjenigen, der am Morgen als letzter aufsteht, als "Palmesel" zu bezeichnen, zeigt den eher fröhlichen Charakter des Tages.

Gründonnerstag

Am Abend dieses Tages ist Jesus mit seinen Jüngern zum letzten Mal zusammengekommen

Vor dem Mahl wäscht er ihnen die Füße. Während des Essens prophezeit er, dass einer der Jünger ihn verraten wird.

An diesem Abend denken Christen an die Einsetzung des Heiligen Abendmahls. In vielen Gemeinden wird abends ein Gottesdienst gefeiert, in dem man zum gemeinsamen Essen zusammen kommt, so wie es die ersten Gemeinden gefeiert haben.

Oft wird nach dem Gottesdienst der Altar abgeräumt, der dann am Karfreitag ungeschmückt ist.

Karfreitag

Am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt. Er wurde gefoltert und getötet. Sein Leid steht deshalb im Mittelpunkt dieses Tages. Aber auch das Leiden von Menschen überhaupt, denn in ihm hat sich Gott selbst auf die Seite der Leidtragenden gestellt.

Der Tag wird still begangen. Das ist gut so, weil es Tage der Erinnerung daran geben muss, was es an Gewalt, an Leid und Tod gibt. Deshalb treten die Kirchen auch dafür ein, dass dieser Tag als stiller Tag geschützt bleibt.

Zusammen mit Ostern bildet der Karfreitag des Zentrum der christlichen Botschaft: Gott ist stärker als der Tod. Jesus Christus hat selbst alles durchlitten, was ein Mensch durchleiden kann - aber Gewalt und Tod hatten nicht das letzte Wort. Deshalb hat ihn Gott auferweckt.

Karsamstag

Noch am Abend des Karfreitags wurde Jesus vom Kreuz genommen und begraben. Am Samstag, am Sabbat, wäre das nicht erlaubt gewesen. Der Samstag ist also der Tag, an dem er tot war. Im Glaubensbekenntnis heißt das: "hinabgestiegen in das Reich des Todes".

Wir wissen nicht, was das ist und wie es dort aussieht. Aber an die Botschaft, dass Jesus "am dritten Tage auferstanden" ist, knüpft sich die Zuversicht, dass er am Ende der Zeit die Toten dort herausholen wird.

Osternacht

Von der Auferweckung Jesu wird in der Bibel nichts berichtet. Am Morgen erst finden die Frauen das leere Grab und hören dort, Jesu sei auferstanden. Das muss also in der Nacht geschehen sein.

Weil in der jüdisch-christlichen Tradition der Tag mit der Nacht beginnt ("Es ward Abend und es ward Morgen, der erste Tag"), gehört die Osternacht zum Ostersonntag. Wie ja auch der Heilige Abend schon zu Weihnachten gehört.

In dieser Nacht wird die Auferstehung gefeiert, meist in den frühen Morgenstunden, mancherorts aber auch schon am Samstagabend. Es ist eine Feier, die in ihrer Gestaltung vom Dunkel zum Licht führt, auf dem Höhepunkt wird die neue Osterkerze entzündet und in den Ruf "Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden" eingestimmt.

Ostersonntag

Am Morgen entdecken die Frauen das leere Grab. Sie verbreiten als erste die Nachricht von Jesu Auferstehung. Im Lauf dieses und der nächsten Tage begegnen viel Menschen Jesus und bezeugen seine Auferstehung.

Schon früh haben sich die ersten Gemeinden sich am Tag nach dem Sabbat regelmäßig zu einem gemeinsamen Abendmahl versammelt, um der Auferstehung zu gedenken. Im christlichen Kontext wurde so der Sonntag zum wichtigsten Tag der Woche und als Ruhetag begangen.

Ostermontag

"Brannte nicht unser Herz", frage sich die Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus. Unterwegs begegnen sie Jesus, ohne ihn zunächst zu erkennen

In den Gottesdiensten am Ostermontag liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf den Begegnungen der Menschen mit dem auferstandenen Christus.

In Deutschland werden die hohen christlichen Feiertage - Ostern, Weihnachten und Pfingsten - an zwei Tagen gefeiert.

Im Kirchenjahr erstreckt sich die "Österliche Freudenzeit" noch 50 Tage über Himmelfahrt bis Pfingsten.

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