@ Stefanie Bock
Es wird wieder Licht! Osterkerze gestalten und sich auf ihre Bedeutung einlassen
veröffentlicht 05.02.2024
von Konrad Waßmann, RH
In der Nacht auf den Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu, wird die Osterkerze angezündet. Sie symolisiert, dass die Dunkelheit überwunden ist. Gerade 2024 gibt es viele neue Gestaltungs-Ideen.
Eine entzündete Osterkerze vertreibt das Dunkle. Sie symbolisiert die christliche Glaubensvorstellung, dass das Leben siegt. In vielen evangelische Kirchengemeinden wird am Ostermorgen eine große Osterkerze entzündet. Oft haben Besucherinnen und Besucher im Ostergottesdienst die Gelegenheit, daran eine kleine Kerze anzuzünden und mit nach Hause zu nehmen. Somit kann jede und jeder die Osterfreude sichtbar in die eigenen vier Wände bringen.
Osterkerze selbst gestalten
Die Freunden und Freundinnen der DIY (Do IT Yourself)-Bewegung entdecken 2024 die Gestaltung von Kerzen zu Ostern. Mit neuen, stilvollen Ideen ergänzen sie die Vielfalt, mit denen christliche Osterkerzen gestaltet werden. So lassen sich auch christliche Begriffe auf Wasserschiebefolie drucken, die ausgeschnitten, fixiert, befeuchtet und schließlich auf eine Kerze aufgebracht werden.
Symbole der Osterkerze
Eine christliche Osterkerze ist weit mehr als nur Dekoobjekt, denn sie symbolisiert zentrale Glaubensinhalte. Das Licht der entzündeten Osterkerze erinnert daran, dass Christ:innen an Ostern die Überwindung der Dunkelheit, also auch von Schmerz und Tod, feiern. Auf einer christlichen Osterkerze findet man zudem meist diese drei Elemente:
- A und Ω (Alpha und Omega): Das A und Ω symbolisieren den Anfang (Alpha, erster Buchstabe des griechischen Alphabets), also die Schöpfung, und das Ende (Omega, letzter Buchstabe des gr. Alphabets) der Welt. "Mit dem Ende der Welt ist natürlich nicht der Weltuntergang, sondern das Reich Gottes gemeint", erklärt Stefan Claaß.
- Die Jahreszahl zwischen den beiden Buchstaben zeige uns laut Stephan Claaß, dass wir Teil des göttlichen Plans von A zu Ω seien. Er findet: „Das macht einerseits demütig, weil man nur ein kleiner Teil der großen Geschichte ist. Andererseits ist es eine große Ehre und Freude an dieser Geschichte teilzuhaben.“
- Ein Kreuz erinnert an den Tod Jesu am Kreuz und verweist auf die Hoffnung auf neues Leben. Es gilt das Symbol des Christentums. Es hat aber auch aktuelle Bezüge: „Das Kreuz erinnert uns an das Leid in der Welt. Es appelliert an unsere Verantwortung als Christinnen und Christen für diese Welt.“
Die Anfänge
„Schon im vierten Jahrhundert gibt es Belege für den Brauch, eine Osterkerze anzuzünden“, erklärt Stefan Claaß, Professor für Gottesdienstgestaltung und Predigtlehre am Theologischen Seminar Herborn. Damals sei die Osterkerze etwas ganz Kostbares gewesen, denn sie wird traditionell aus reinem Bienenwachs hergestellt. Um reines Bienenwachs zu bekommen und die Farbe herauszunehmen, sodass die Kerze weiß ist, sei ein aufwendiger Prozess nötig gewesen. Claaß erläutert: „Die Kerze soll nicht für das Verbrennen stehen, sondern für die Erleuchtung an Ostern. Deshalb sollte die Kerze nicht rußen, was nur mit Bienenwachs möglich war.“
Vom Osterfeuer zur Osterkerze
Die Osterkerze nehme die heidnische Tradition des Opferfeuers auf, allerdings mit veränderter Bedeutung. Die Osterkerze und das Osterfeuer symbolisieren das neue Leben, während das Opferfeuer heidnische Götter erfreuen sollte. Das Osterfeuer, an dem man traditionell die Osterkerze anzündet, werde immer noch in vielen Gemeinden entfacht. „Eigentlich ist die Osterkerze ein kleines Osterfeuer, das uns das ganze Jahr begleitet. Sie erinnert uns an die Osterbotschaft und gibt uns damit Hoffnung auf das ewige Leben“, meint Claaß.
Jüngere Entwicklungen
In den 70er Jahren habe sich einiges an der Art Ostern zu feiern geändert. Die längst verschwundene Osternacht sei wieder eingeführt worden. Die Osterkerzen sein auf einmal künstlerisch gestaltet und nicht nur mit den drei bekannten Symbolen versehen worden. „In manchen Gemeinden werden die Kerzen sogar selbst gestaltet. Ich finde es toll, dass die Tradition der Osterkerze nicht nur fortgesetzt wird, sondern richtig gelebt und weiterentwickelt wird“, freut sich Claaß.
Gemeinsam Osterkerzen gestalten
In der Gemeinde Klein-Auheim treffen sich vor Ostern jedes Jahr acht bis zehn Freiwillige aus der katholischen und evangelischen Gemeinde. Sie gestalten zusammen drei Osterkerzen – je eine Kerze für die Kirchen und eine Kerze für den Friedhof. Ann-Sophie Huppers, Pfarrerin der evangelischen Gemeinde erzählt: „Für mich ist diese Kerze etwas ganz besonderes. Das ist unsere ganz persönliche Osterkerze.“ Das Team nehme sich drei Tage lang Zeit, die Kerze zu gestalten. „Zuerst schauen wir uns die Jahreslosung an und machen dazu zum Beispiel eine Meditation oder Bibelarbeit. Danach malt jeder einen Entwurf, der den Kern der Botschaft des Textes vereint. Anschließend suchen alle zusammen die Elemente aus den Entwürfen aus, mit denen wir dann die Kerzen gestalten“, erklärt Pfarrerin Ann-Sophie Huppers. Der Höhepunkt sei natürlich das eigentliche Gestalten der Kerze. Die drei Kerzen bekommen zwar alle das gleiche Motiv, jede Kerze sei aber ein Unikat, denn sie werden von unterschiedlichen Personen hergestellt. Huppers findet: „Es ist schön, dass Glaube hier auch gestalterisch gelebt wird und das sogar in ökumenischer Verbundenheit.“
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