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Karfreitag - Gott leidet mit
veröffentlicht 14.04.2025
von Online-Redaktion der EKHN
Der Karfreitag gilt als Höhepunkt der Passionszeit und zählt in der evangelischen Kirche zu den höchsten Feiertagen. Kirchenpräsidentin Tietz lädt auf Instagram dazu ein, sich an diesem stillen Feiertag mit bestimmten herausfordernden Gefühlen auseinanderzusetzen.
Der Karfreitag ist in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Somit müssen viele Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag nicht zur Arbeit - auch wenn es viele Ausnahmen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Polizeistationen gibt. Der nächste Karfreitag wird am 18. April 2025 begangen.
Der Karfreitag gehört zur Karwoche und gilt als stiller Feiertag. Deshalb wird von öffentlichen Unterhaltungsveranstaltungen abgesehen, die den dem ernsten Charakter des Tages nicht entsprechen. In Hessen gehören neben dem Karfreitag auch der Ewigkeitssonntag (Totensonntag) und der Volkstrauertag zu stillen Feiertagen. In Rheinland-Pfalz werden diese drei Tage um Allerseelen und den Heiligen Abend ergänzt.
Gott leidet
Christinnen und Christen erinnern an Karfreitag daran, dass Jesus vor rund 2.000 Jahren nach seiner Verurteilung gekreuzigt wurde und starb. Auch heute sind Menschen mit Gewalt konfrontiert, die Spuren hinterlässt. „Unsere Welt verlangt uns oft ab, über Schmerz oder Trauer schnell hinwegzugehen“, stellt Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der EKHN, in einem Instagram-Beitrag auf ekhn.gemeinsam fest. Der Karfreitag sei deshalb ein stiller Feiertag, „um uns daran zu erinnern: Wir dürfen Trauer, Leid und Schmerz Raum geben.“ Auch Jesus habe Leid und Schmerz erlebt und in ihm Gott selbst. Die evangelische Theologin Tietz ermutigt: „Trauer oder Leid zuzulassen ist kein Zeichen der Schwäche, sondern des Mutes. Ich lade dazu ein, sich bewusst Zeit für den eigenen Schmerz zu nehmen, im Wissen darum, dass Gott diesen Schmerz mit Ihnen teilt.“
„Christus erfuhr alles Leiden aller Menschen an seinem Leibe als eignes Leiden.“
Dietrich Bonhoeffer, 1942
Allerdings besteht Hoffnung: An Karfreitag geht bereits der Blick in Richtung Ostern, weil nach christlicher Auffassung der Tod für Jesus nicht das Ende ist, denn seine Auferstehung folgt. Heute erinnert der Karfreitag auch an das Leiden und Sterben von Menschen, die von Ungerechtigkeit, Gewalt und Krieg betroffen sind.
Antworten zu häufigen Fragen zu Karfreitag
Karfreitag heute: Das Kreuz hält den Menschen einen Spiegel vor
Der Karfreitag lädt dazu ein, sich auch auf persönliche Weise mit der Passion auseinanderzusetzen:
Warum leiden Unschuldige?
- Wie erkenne ich Gottes Beistand?
- Wie trage ich selbst zum Leiden anderer Menschen bei?
- Wie kann ich um Vergebung bitten?
- Was folgt auf den Tod?
Das Kreuz führt vor Augen, wieviel Leid es bis heute gibt und was Menschen einander antun können. Das Kreuz hält den Menschen auch heute einen Spiegel vor: einen Spiegel der Lieblosigkeit und des Grauens, in dem Menschen sich auch selbst erkennen. Das, was Menschen anderen antun. Das, was Menschen durch andere erleiden. Das Kreuz ist und bleibt eine Niederlage der Menschlichkeit.
Das Kreuz ist aber auch der Ort, an dem sich Gott mit den Menschen verbunden hat. Das Kreuz ist dabei der Ort der Klage und Verzweiflung und der Hoffnung zugleich. Es ist der Aufruf, sich der Verzweiflung zu stellen und nicht in ihr zu bleiben, damit Menschen auch in Katastrophen nicht die Hoffnung verlieren - damit der Menschlichkeit nicht mehr neue Niederlagen zugefügt werden. Damit Menschen aus der Kraft der Liebe leben, die den Tod trägt, so dass wir zum Leben finden.
Persönliches Beichtgebet
Die Reue über eigenes, liebloses Verhalten und die Bitte um Vergebung lässt sich in einem persönlichen Beichtgebet vor Gott bringen:
Beichteinladung
Vor Gott spreche ich aus, was mein Herz bedrückt,
mein Versagen und meine Schuld:
Gott, ich bringe vor dich die Momente, in denen meine Liebe zu klein war.
Stille
Ich bringe vor dich die Momente, in denen es nur um mich selbst und um mein eigenes Recht ging.
Stille
Ich bringe vor dich die Zeiten, in denen ich Gutes unterlassen und Schädliches getan habe.
Stille
Ich bringe vor dich meine Gleichgültigkeit gegenüber der Gewalt und dem Leid in der Welt.
Stille
Ich halte dir die losen Enden meiner Bindungen und Beziehungen hin, die zerrissen sind.
Stille
Dies alles, Gott, bringe ich vor dich.
Erforsche du mein Herz – und binde mich los von der Schuld.
Stille
Vergebung
„Wenn unser Herz etwas gegen uns weiß, ist Gott größer als unser Herz und weiß alles.“ (1. Joh 3, 20 BgS)
Ich vertraue mich mit allem, was ich bin, Gottes Weisheit an.
Gott ist groß im Verzeihen. Das erkenne ich in Jesus Christus.
In Gott wohnt alle Barmherzigkeit, die auch mir gilt.
Gebet
Du, Gott, ich berge mich in deine Barmherzigkeit.
Erneuere mich durch deinen Geist.
Du vergibst mir meine Schuld.
Hilf mir, auch mir selbst zu vergeben. Amen.
Segensbitte
Gott, segne mich und behüte mich.
Gott, mache mein Herz weit und gebe mir Kraft.
Amen
© Zentrum Verkündigung der EKHN
Quellen:
- Theologische Impulse: Dr. Volker Jung
- Zentrum Verkündigung der EKHN
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