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Tage zwischen den Extremen - die „Heilige Woche“
veröffentlicht 20.03.2025
von Horst Peter Pohl / Online-Redaktion der EKHN
In den Tagen bis Ostern konzentrieren sich Christ:innen auf die Bandbreite des Lebens - auf Freude, Verrat, Tod und Auferstehung. Diese besondere Zeit beginnt am Palmsonntag, den 13. April 2025.
Wie in einem Brennglas kann man in der Woche vor Ostern das ganze Leben in seinen Höhen und Tiefen wiederfinden. In Spanien als wird sie als "Semana Santa", in der orthodoxen Kirche als "Große Woche" gefeiert. Die "Heilige Woche" umfasst in der römisch-katholischen Kirche die Zeit von Palmsonntag bis zum Ostersonntag. Aufgrund der zugehörigen Osternacht ist sie keine reine Trauerwoche.
Traditionell heißt sie in der Evangelischen Kirche die Karwoche. Damit wird das Traurige dieser Woche in den Mittelpunkt gestellt, denn "Kar" kommt von dem althochdeutschen "Kara" und meint "Klagen und Trauern". Vor allem der Karfreitag als Sterbetag Jesu ist diesem Gedanken gewidmet. Die Karwoche beginnt ebenfalls am Palmsonntag, endet aber am Karsamstag.
Evangelische Christinnen und Christen begehen sie oft als "Stille Woche", in der sie mit Andachten, Lesungen oder Passionsoratorien dem Leiden Jesu nachspüren.
Palmsonntag

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Die "Heilige Woche" oder Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Nach biblischer Überlieferung ist Jesus auf einem Esel in die Stadt eingeritten. Der Ritt auf dem Esel greift eine alttestamentliche Weissagung auf und gilt als Zeichen der Demut. Die Menschen sind in Jerusalem zusammengeströmt, um das Pessachfest zu feiern und den umstrittenen Jesus zu sehen. Viele kommen, um ihm zuzujubeln. Sie breiten Kleider und Palmzweige vor ihm aus und rufen "Hosianna". "Hilf doch!", ein jüdischer Klageruf, der inzwischen zum Jubelruf geworden war.
Viele, die an diesem Tag jubeln, werden ein paar Tage später in den Ruf "Kreuzigt ihn" einstimmen. So kann die Erinnerung an den Einzug in Jerusalem fröhlich und traurig stimmen.
Der Palmsonntag ist eine kleine Insel in der Passionszeit. So wird er auch oft begangen. In vielen Gegenden in Hessen ist es üblich, den Kindern am Palmsonntag ein "Palmhäschen" zu schenken oder ein Osterei. Ein kleiner Ausblick auf den Ostermorgen. Auch der Brauch, denjenigen, der am Morgen als letzter aufsteht, als "Palmesel" zu bezeichnen, zeigt den eher fröhlichen Charakter des Tages.
Die Erzählung ist der einzige Evangeliumstext, der im Kirchenjahr zweimal gelesen wird, im Advent und in der Passionszeit. Im Advent wartet man auf den kommenden König, in der Passionszeit sieht man schon den nahenden Tod Jesu.
Gründonnerstag

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Am Abend des Gründonnerstags wird an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod erinnert. Nach den Evangelien ist Jesus an diesem Abend mit seinen Jüngern zum letzten Mal zusammengekommen Vor dem Mahl wäscht er ihnen die Füße. Während des Essens prophezeit er, dass einer der Jünger ihn verraten wird. Anschließend geht Jesus mit den Jüngern in den Garten Gethsemane, dort überkommen ihn Traurigkeit und Verweiflung. Er bittet die Jünger um Beistand, doch sie schlafe ein. Auf dieses Ereignis bezieht sich der Name "Gründonnerstag": Die Bezeichnung stammt vermutlich vom althochdeutschen "grunen" für "weinen" ab.
An diesem Abend denken Christen an die Einsetzung des Heiligen Abendmahls in Abendmahlgottesdiensten. In vielen Gemeinden wird abends ein Gottesdienst gefeiert, in dem man zum gemeinsamen Essen zusammen kommt, so wie es die ersten Gemeinden gefeiert haben. Oft wird nach dem Gottesdienst der Altar abgeräumt, der dann am Karfreitag ungeschmückt ist.
Karfreitag

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An Karfreitag erinnern Christinnen und Christen an den Tod Jesu am Kreuz. Er wurde gefoltert und getötet. Sein Leid steht deshalb im Mittelpunkt dieses Tages. Aber auch das Leiden von Menschen überhaupt, denn in ihm hat sich Gott selbst auf die Seite der Leidtragenden gestellt.
Der Tag wird still begangen und ruft das Leiden und die Folgen von Gewalt, Leid und Tod ins Bewusstsein. Deshalb treten die Kirchen auch dafür ein, dass dieser Tag als stiller Tag geschützt bleibt.
Zusammen mit Ostern bildet der Karfreitag des Zentrum der christlichen Botschaft: Gott ist stärker als der Tod. Jesus Christus hat selbst alles durchlitten, was ein Mensch durchleiden kann - aber Gewalt und Tod hatten nicht das letzte Wort. Deshalb hat ihn Gott auferweckt.
Karsamstag

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Der Karsamstag gilt als Tag der Grabesruhe und der Trauer über Jesu gewaltsamen Tod. Noch am Abend des Karfreitags wurde Jesus vom Kreuz genommen und begraben. Am Samstag, am Sabbat, wäre das nicht erlaubt gewesen. Der Samstag ist also der Tag, an dem er tot war. Im Glaubensbekenntnis heißt das: "hinabgestiegen in das Reich des Todes".
Wir wissen nicht, was das ist und wie es dort aussieht. Aber an die Botschaft, dass Jesus "am dritten Tage auferstanden" ist, knüpft sich die Zuversicht, dass er am Ende der Zeit die Toten dort herausholen wird.
Osternacht

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In den frühen Morgenstunden zum Ostersonntag feiern evangelische Christinnen und Christen die Auferstehung Jesu.
Wie genau sich die Auferweckung Jesu zugetragen hat, wird in der Bibel nicht berichtet. Die biblische Erzählung über die Auferstehung beginnt, als die Frauen am Morgen das leere Grab vorfinden. Dort hören sie, dass Jesu auferstanden sei. Das muss also in der Nacht geschehen sein.
Weil in der jüdisch-christlichen Tradition der Tag mit der Nacht beginnt ("Es ward Abend und es ward Morgen, der erste Tag"), gehört die Osternacht zum Ostersonntag. Wie ja auch der Heilige Abend schon zu Weihnachten gehört. In dieser Nacht wird die Auferstehung gefeiert, meist in den frühen Morgenstunden, mancherorts aber auch schon am Samstagabend. Es ist eine Feier, die in ihrer Gestaltung vom Dunkel zum Licht führt, auf dem Höhepunkt wird die neue Osterkerze entzündet und in den Ruf "Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden" eingestimmt.
Ostersonntag

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Am Ostersonntag wird die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Die Bibel berichtet dazu, dass am Morgen die Frauen das leere Grab. Sie verbreiten als erste die Nachricht von Jesu Auferstehung. Im Lauf dieses und der nächsten Tage begegnen viel Menschen Jesus und bezeugen seine Auferstehung. Der Ostersonntag ist ein Tag purer Freude, denn die Botschaft dieses Tages lautet: Die Liebe hat den Tod bezwungen.
Schon früh haben sich die ersten Gemeinden sich am Tag nach dem Sabbat regelmäßig zu einem gemeinsamen Abendmahl versammelt, um der Auferstehung zu gedenken.
Im christlichen Kontext wurde so der Sonntag zum wichtigsten Tag der Woche und als Ruhetag begangen.
Ostermontag

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In Deutschland werden die hohen christlichen Feiertage - Ostern, Weihnachten und Pfingsten - an zwei Tagen gefeiert. Der Ostermontag ist der zweite Osterfeiertag und gilt als gesetzlicher Feiertag. Die Gottesdienste am Ostermontag erinnern an die Begegnung des auferstandenen Christus mit seinen Jüngern.
"Brannte nicht unser Herz", frage sich die Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus. Unterwegs begegnen sie Jesus, ohne ihn zunächst zu erkennen
Im Kirchenjahr erstreckt sich die "Österliche Freudenzeit" noch 50 Tage über Himmelfahrt bis Pfingsten.
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