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Yoga und Christentum – passt das zusammen?
veröffentlicht 15.01.2025
von Erika von Bassewitz / mkr
"Mehr Sport" gehört zu vielen Neujahrs-Vorsätzen. Deshalb lädt die Kirchengemeinde in Idstein am 19. Januar zu einem Gottesdienst mit Yoga-Elementen ein. Aber wie passen die indischen Dehn- und Atemübungen zum Christentum? Manche fragen sich sogar: Ist Yoga für Christinnen und Christen erlaubt?
Yoga ist in Deutschland weiterhin beliebt. Fitnessstudios, Sportvereine und Volkshochschulen, an jeder Ecke wird Yoga angeboten. Selbst in Kirchengemeinden zählt Yoga oft zum Angebot. Ein Beispiel dafür war der Gottesdienst „Körper-Geist-Seele in Balance“ in der Unionskirche Idstein. In dem Gottesdienst wurden Elemente von Yoga, Pilates und Tai-Chi mit den poetischen Worten der Bibel und den Klängen der Walcker-Orgel vereint:
epd-Video über Yoga in der Kirche
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Tatsächlich liegen die Ursprünge des Yoga im Hinduismus. So hat die Hindu American Foundation, kurz HAF, ganz klar auf die hinduistischen Wurzeln der Körperübungen verwiesen, und dass es eine Form des körperlichen Gebets sei. Und wenn man im Yogastudio den versunkenen Buddha und die Räucherkerzen sieht, stellt sich gläubigen Christinnen und Christen die Frage, ob man hier die Grenze der Religionen überschreitet.
Yoga – offen für Gläubige aller Religionen
„Yoga ist ein Übungsweg, der keiner Religion angehört“, findet dagegen Christine Weil, Yogalehrerin und geistliche Begleiterin in Mainz-Finthen. „Es hilft bei Stress, um zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen.“ Yoga sei ein Übungsweg für Körper, Atem und Geist. Man beginne mit dem Körper, verbinde diesen mit dem Atem und komme dann zum Geist. „Yoga gehört allen Menschen, Christen, Muslimen und Atheisten gleichermaßen. Jeder darf seine Vorstellung von Gott leben.“
Das ist einer der Gründe, weshalb auch im Rahmen der evangelischen Kirche Yoga praktiziert wird. Die evangelische Theologin und christliche Yogalehrerin Katharina Mutzbauer beschreibt in ihrem Instagram-Account koerper.poesie: "Yoga zu lehren, weiterzugeben, was ich in meinem Körper wahrnehme und andere darin zu bestärken, ihren eigenen Körper als Gottes Wunderwerk zu erkennen, das ist Erfüllungsarbeit."
Christ:innen suchen im Yoga nicht die Erlösung
Auch der aus Indien stammende und promovierte evangelische Theologe Johny Thonipara sieht es entspannt: „Yoga im Westen ist eine reine Wellness- und Kosmetik-Sache.“ Der Pfarrer war viele Jahre Referent für Entwicklung und Partnerschaft mit Asien im Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW in Frankfurt.
In Indien ziele das hinduistische Yoga auf die Einheit mit dem Absoluten, auf das Ausbrechen aus dem ewigen Kreis der Wiedergeburten, so Thonipara. „Ich als Atman bin eins mit dem Brahman und habe meine Erlösung erlangt. Es ist nichts mehr da.“
Die Erlösung in diesem Sinne sei nicht das Ziel von Christ:innen beim Yoga, denn Jesus sei der Erlöser. Ziel der Christ:innen sei es einfach, eine Voraussetzung für die Meditation zu schaffen und Stille zu erleben. Auch die oft beim Yoga gesungen Lautsilbe „OM“ würde er mitsingen. „Man kann das 'OM' als das Urwort Gottes sehen wie zu Beginn des Johannes-Evangeliums. Es steht für Frieden.“ Und der lasse sich christlich interpretieren.
Parallelen zum Grundprinzip des hinduistischen Brahman, des Göttlichen in der Schöpfung, fänden sich in der Bibel im Johannes-Evangelium. Dort steht etwa: „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.“ (Johannes Kapitel 15, Vers 4)
Yoga ohne Guru praktizieren
Um in die hinduistische Philosophie hineinzugleiten, bräuchte es einen Guru, der die Praxis anleitet, und der entsprechend verehrt werde. „Für mich ist mein Guru Jesus“, erklärt Pfarrer Thonipara. „Ich war einmal in einem Ashram, wo die ganze Zeit ein Name gesungen wurde. Solche Mantras praktiziere ich auch, aber mit dem Namen von Jesus.“ In der östlichen christlichen Tradition sei das gängige Praxis.
Auch die Yogalehrerin Weil rät dazu, mit der Technik aus dem Yoga die Gedanken auf den christlichen Gott zu richten. „Durch Yoga kann man spirituelle Erfahrungen machen, es ist kein reines Sportprogramm.“
Yoga als Meditationshilfe
Yogalehrerin Weil, die auch eine Ausbildung als Anleiterin in Christlicher Meditation besitzt, erklärt, dass man zum Beispiel mit jedem Einatmen „Je“ und bei jedem Ausatmen „sus“ sagen könnte. Oder beim Einatmen „Herr Jesus Christus“ und beim Ausatmen „erbarme dich meiner“.
„Ich finde, wir können auch viel von den Hindus lernen“, sagt der Pfarrer Thonipara, obwohl er weiß, dass viele indische Christ:innen dem widersprechen würden. „Prüfe alles und behaltet das Gute, wie es im Thessalonicherbrief heißt. Yoga ist hinduistisch, und wir nehmen Elemente daraus.“ (1. Brief an die Thessalonicher Kapitel 5, Vers 21)