© Getty Images, Vanessa Nunes
Überblick über Friedensdienste - engagiere Dich für den Frieden!
veröffentlicht 26.11.2024
von Martin Reinel
Wenn sich 2025 das Ende des zweiten Weltkrieges zum 80. Mal jährt, wird der Appell der damals Betroffenen „Nie wieder Krieg!“ präsent. Trotzdem gibt es heute wieder viele Kriege, viel Leid in der Welt. Allerdings gibt es Hoffnung: Initiativen wie der „Zivile Friedensdienst“, die Aktion Sühnezeichen und Freiwilligendienste im Ausland tragen dazu bei, Konflikte einzudämmen oder die Menschen nach einem Krieg für friedliche Lösungen zu stärken.
Die heutige Welt ist geprägt von Drohungen, Rufen nach mehr Waffen und Konflikten. Doch der christliche Gedanke an Gewaltlosigkeit und Frieden ist keineswegs weltfremd. Friedensdienste bieten uns die Möglichkeit, konkret und praktisch etwas zu bewirken und den Frieden zu fördern. Beispielsweise können jüdische Holocaust-Überlebende in England besucht werden, oder ausgebildete Fachkräfte schulen Menschen im Libanon in gewaltfreier Konfliktbearbeitung. Es gibt viele Wege, sich zu engagieren.
Frieden stärken, neue Erfahrungen machen und eigene Persönlichkeit weiterentwickeln
Möchtest Du mitmachen? Ob Du dich als freiwillig Engagierte:r für ein paar Monate ins Ausland begeben willst, dich lokal engagieren möchtest oder dich als qualifizierte Fachkraft weltweit einsetzen möchtest – Friedensdienste bieten vielfältige Möglichkeiten, aktiv zu werden. Ein Friedensdienst bietet nicht nur die Gelegenheit, Gutes zu tun, sondern auch neue Kulturen kennenzulernen, Freundschaften zu schließen und persönliche Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Nutze diese Chance! Mit anderen Engagierten kannst Du den Unterschied machen. Wenn Du noch unsicher bist, kannst Du dir anhand von Erfahrungsberichten ein genaueres Bild machen, die auf den jeweiligen Websites der Friedensdienste veröffentlicht sind.
Die Friedensdienste:
Hier stellen wir drei Möglichkeiten vor, wie Du Dich aktiv in die Friedensarbeit einbringen kannst:
1. Das klassische freiwillige Jahr als Friedensdienst im Ausland
Wenn Du zwischen 18 und 26 Jahren alt bist, kannst Du Dein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) auch in einer Einrichtung absolvieren, die explizit das friedliche Miteinander fördert. Aber auch Menschen anderer Altersgruppen, die sich vorstellen können, an einem Bundesfreiwilligendienst teilzunehmen, können passende Angebote z.B. auf „ein-jahr-freiwillig.de“ finden.
Luise war bereits als Freiwillige im Jüdischen Museum Belgien in Brüssel tätig und sagt rückblickend: „In meinem Freiwilligenjahr konnte ich neue Perspektiven gewinnen, mich selbst besser kennenlernen und etwas für andere Menschen tun. An den kleinen Herausforderungen bin ich gewachsen. Ich wurde Teil eines Teams mit eigenen Aufgaben und Verantwortung. Das ist eine Erfahrung, die fürs Leben prägt.“
2. Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
Der Verein "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF) setzt sich für Erinnerung, Verständigung und Menschenrechte ein. Jedes Jahr engagieren sich junge Menschen im sozialen Bereich und arbeiten international für den Frieden – in Deutschland und im Ausland. Sie tun dies freiwillig und erhalten ein Taschengeld, Unterkunft und Versicherung.
Freiwillige fördern ein friedliche Miteinander zwischen verschiedenen Kulturen. Manche unterstützen auch sozial schwache Menschen. Die evangelische „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ organisiert diese Freiwilligendienste und entsendet Teilnehmer:innen in über 14 Länder, die beispielsweise in Gedenkstätten, Schulen und sozialen Projekten mitzuwirken können.
So arbeitet die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“
3. Der Zivile Friedensdienst (ZFD) - Frieden als Beruf
Der Zivile Friedensdienst (ZFD) fördert seit 1999 Friedensförderung und Gewaltprävention, insbesondere in Krisen- und Konfliktregionen. Die Mitarbeitenden setzen sich dafür ein, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Freie Stellen werden regelmäßig angeboten, und der ZFD arbeitet auch in Ländern, in denen bewaffnete Konflikte eskaliert sind.
Der ZFD bringt verfeindete Gruppen in Kontakt, hilft dabei, Interessen auszubalancieren und fördert Versöhnung und friedliches Zusammenleben. Dazu gehört auch die Aufarbeitung von Geschehnissen, psychosoziale Beratung und nachhaltiges Eintreten für Menschenrechte.
Der Zivile Friedensdienst wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von neun deutschen Friedens- und Entwicklungsorganisationen durchgeführt, darunter die evangelische Aktion „Brot für die Welt“.
Aktuell unterstützt der ZFD drei Projekte in der Ukraine, darunter die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, die Evakuierung von Minderjährigen und die psychosoziale Unterstützung für Kinder und Jugendliche.
Weitere Initiativen sind aktiv
Nicht nur die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“ und der Zivilen Friedensdienst (ZFD) sind aktiv, sondern auch etliche andere Initiativen und Organisationen bieten Plätze und Gelegenheiten für Friedensdienste an. Sie richten sich vorwiegend aber nicht nur an junge Leute. Ihre internationale Workcamps, interkulturelle und internationale Begegnungen tragen dazu bei, dass Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit in unserer Welt wachsen und sich ausbreiten können.
Bundesweit koordiniert die "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)" die Arbeit der evangelischen Friedensinitiativen. Sie arbeiten zum Teil (auch) im Rahmen der staatlichen Austauschprogramme, wie dem „Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD)“, dem entwicklungspolitische Freiwilligendienst „Weltwärts“ oder dem „Anderen Dienst im Ausland (ADiA)“.
Frieden als Kernaufgabe der Kirche
Hinter dem Engagement für den Frieden steht die Einsicht, dass Friedensarbeit eine Kernaufgabe der Kirche ist. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Deshalb organisieren christliche Gruppen, Friedensdienste und Kirchen langfristige Dienste, oft ein Jahr oder sogar länger, aber auch kurzfristigere Projekte. Sie setzen sich für Frieden und Verständigung über nationale Grenzen und unterschiedliche Kulturen hinweg ein.
Dabei engagieren sich Freiwillige für sinnvollen Aufgabe und unterstützen Partner vor Ort. Sie übernehmen Verantwortung in Programmen und Einrichtungen. So sammeln sie wertvolle Erfahrungen und helfen mit, Gewalt zu überwinden und – zumindest in kleinen Schritten – friedlicheren Verhältnissen näher zu kommen.
Das könnte dich auch interessieren
Ende des Assad-Regimes: Hoffnung und Sorge um die Zukunft Syriens
Der syrische Herrscher Baschar al-Assad ist geflohen und die islamistische Miliz HTS hat Damaskus eingenommen. Während viele Syrerinnen und Syrer die Hoffnung auf eine neue Ära haben, besteht die Sorge vor radikalen Kräften – auch unter Christinnen und Christen.
1000 Tage Krieg in der Ukraine: Volker Jung stellt mangelnde Solidarität mit geflüchteten Menschen fest
Heute sind genau 1000 Tage vergangen, seit die russische Regierung unter Wladimir Putin das Nachbarland Ukraine angegriffen hat – und seitdem Tausende Zivilisten brutal ermordet und geschändet, Kinder entführt und Überlebenden in besetzten Gebieten ihre Freiheit nimmt. Der 1000. Tag des Krieges fällt zeitlich eng zusammen mit dem morgigen Buß- und Bettag. Anlass für Kirchenpräsident Volker Jung, zu hinterfragen, ob wir als Gesellschaft unseren Werten gerecht werden.