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Armut in Hessen-Nassau: Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention
veröffentlicht 14.10.2024
von Online-Redaktion der EKHN
Rund 17 Prozent der Einwohner:innen in Hessen-Nassau sind von Armut betroffen. Die Diakonie Hessen zeigt mit der Kampagne #wegenarmutnichtdabei Wege aus der Armut auf und betont die dringende Notwendigkeit zu handeln, insbesondere bei Kinderarmut.
Konzert- oder Restaurantbesuch? Wegen Armut nicht dabei. So kann es den rund 17 Prozent der Einwohner:innen in Hessen-Nassau gehen, die von Armut betroffen sind. Anlässlich des "Internationalen Tages zur Beseitigung der Armut" am 17. Oktober macht die Diakonie Hessen mit der Kampagne #wegenarmutnichtdabei auf Wege aus der Armut aufmerksam.
Deutschland gehört zu den 20 wohlhabendsten Ländern der Welt, aber die Armutsquote liegt bundesweit bei 16,6 Prozent, in Hessen bei 17,3 Prozent und in Rheinland-Pfalz bei 17,1 Prozent. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit und Erwerbslose. Die Kampagne #wegenarmutnichtdabei verdeutlicht die vielfältigen Bereiche von Armut und schlägt Maßnahmen zu deren Beseitigung vor.
Frühkindliche Bildung schützt vor Armut
Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, hebt die Bedeutung der Bekämpfung von Kinderarmut hervor: „Allein in Hessen ist mittlerweile jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Diese Kinder kämpfen mit Ausgrenzung und Stigmatisierung, was ihre psychische Gesundheit beeinträchtigt.“ Laut der AWO-ISS-Langzeitstudie leben 36 Prozent der Befragten, die als Kinder arm waren, auch im Erwachsenenalter in Armut. Tag betont, dass gute frühkindliche Bildung besonders Kindern aus armutsbetroffenen Familien helfen kann, eine erfolgreiche Bildungsbiografie und ein erfülltes Berufsleben zu erreichen und somit den Kreislauf der Armut zu durchbrechen.
Auf der Website #wegenarmutnichtdabei werden Maßnahmen und Forderungen zur Bekämpfung der Armut vorgestellt.
Maßnahmen und Forderungen zur Bekämpfung der Armut
Um Kinderarmut und deren negative Folgen zu vermeiden, ist laut Diakonie Hesse notwendig:
- Verstärkung der pädagogischen Unterstützung, um die psychosoziale Gesundheit der Eltern zu fördern und die intergenerationale Weitergabe von Armut zu verhindern.
- Einrichtung von Armutspräventionsketten in weiteren Kommunen, die alle relevanten Fachpersonen vernetzen und Kinder und Familien von der Geburt bis zum Berufseinstieg unterstützen.
- Sensibilisierung von Erzieher:innen und Pädagog:innen für die Formen und Folgen von versteckter Kinder- und Familienarmut.
- Nachhaltige Verbesserung der finanziellen Situation von Kindern und Jugendlichen durch strukturelle politische Maßnahmen wie die Einführung einer armutsfesten Kindergrundsicherung, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Stärkung der frühkindlichen Bildung und kostenfreies Mittagessen in Schulen und Horten.
Um das Armutsrisiko von Alleinerziehenden zu senken,
- sollten sie finanziell entlastet werden und
- auf eine verlässliche Infrastruktur zurückgreifen können.
Zudem sollten politische Programme in die Praxis umgesetzt werden, die zum Ziel haben,
- Kinderbetreuung auszubauen, v.a. in Randzeiten,
- Eltern-Kind-Kur-Kliniken zu fördern, damit sich Alleinerziehende ausreichend erholen können,
- haushaltsnahen Dienstleistungen zu unterstützen und
- Erkenntnisse und Maßnehmen des letzten Landessozialberichtes zu realisieren.
Um verschuldete Menschen in Lebenskrise aus ihrer Lage zu holen,
- sollten Maßnahmen zur finanziellen Bildung ausgebaut werden. Das alltägliche Leben ist nicht nur teurer, sondern auch komplizierter geworden. Grundlegendes Finanzwissen vermitteln auch die evangelischen Schuldnerberatungsstellen, die gestärkt werden sollten.
Um Menschen vor Wohnungslosigkeit zu schützen,
- müssen mehr Sozialwohnungen gebaut und bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden,
- sollten Menschen frühzeitig informiert werden und ihnen entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden,
- Schamgefühl abbauen oder überwinden, um nach Unterstützungsmöglichkeiten zu fragen.
Um Menschen mit geringem Einkommen vor den Auswirkungen des Klimawandels weitestgehend zu schützen,
- setzt sich die Diakonie für mehr „Klimagerechtigkeit“ ein. Sie fordert, dass Gerechtigkeits- und Verteilungsaspekte viel stärker als bisher in den klimapolitischen Anstrengungen berücksichtigt werden.
- soll die sozial-ökologischen Transformation für alle Menschen möglich sein. Dazu gehörten zum Beispiel:
> die Formulierung eines ökologischen Existenzminimums, das z.B. über progressive Teuerung von Mobilitätsenergie dafür sorgt, dass soziale Ungleichheit nicht noch weiter zunimmt,
> vergünstigtes Deutschlandticket für einkommensärmere Menschen,
> Tafeln und Sozialkaufhäuser der Diakonie, die bereits darauf jetzt achten, dass wertvolle Ressourcen wie Lebensmittel nicht verschwendet werden oder Güter, die noch gebraucht werden könnten, dem Warenkreislauf durch Instantsetzung wieder zugeführt werden. Andererseits haben Menschen mit wenig Einkommen die Möglichkeit, günstig Lebensmittel und Gebrauchtwaren zu erhalten.
#wegenarmutnichtdabei
Diese und weitere Aspekte beleuchtet die Diakonie auf #wegenarmutnichtdabei. Auch die Themen Ernährung, Ehrenamt werden in Zusammenhang mit Armut angesprochen. Zudem wird die Entwicklung des Reichtums in Deutschland skizziert.
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