© Frank Löwe
Visitation - was ist das?
veröffentlicht 02.12.2023
von Peter Bernecker
Visitation, der Besuch von Christengemeinden durch Glaubensgenossen, gehört zu den ältesten Aufgaben der Kirche. Visitationen finden in der EKHN auf allen Ebenen statt: in den Kirchengemeinden, aber auch in den Dekanaten und der Gesamtkirche mit ihren jeweiligen Diensten und Einrichtungen.
Ein Jahrhunderte altes Instrument wirkt noch immer
Visitation, der Besuch von Christengemeinden durch Glaubensgenossen, gehört zu den ältesten Aufgaben der Kirche. Schon Paulus hat die frühen Gemeinden nach ihrer Gründung nicht alleine gelassen, sondern sich durch Briefe und Boten immer wieder nach ihrem Befinden erkundigt und sie auf seinen Reisen persönlich aufgesucht, um sie im Glauben zu ermutigen. Luther und Melanchthon war die Visitation wichtig, um die Gemeinden in ihrer reformatorischen Grundhaltung zu festigen. Und auch wenn die Anliegen, die Praxis und die Bedeutung der Visitation in ihrer langen Geschichte recht verschieden gewesen sind, so ist sie bis heute eine zentrale Aufgabe kirchenleitenden Handelns geblieben.
Der "Blick von Außen" stärkt und motiviert
Visitationen finden in der EKHN auf allen Ebenen statt: in den Kirchengemeinden, aber auch in den Dekanaten und der Gesamtkirche mit ihren jeweiligen Diensten und Einrichtungen. Durch die Besuche werden Herausforderungen und Chancen, die vor Ort bestehen, sowie das, was dort durch die Akteure geleistet wird, wertschätzend wahrgenommen. Indem den Besuchten der Blick von außen zur Verfügung gestellt wird, werden Leitungsgremien auf den verschiedenen Ebenen in ihrer Verantwortung gestärkt und angeregt, ihre Organisation und ihre Arbeit weiterzuentwickeln. Die Besuche wirken in den Begegnungen und durch schriftliche Feedbacks aufbauend und motivierend.
Leitungen hören, was Menschen bewegt
Zugleich hat die Kirchenleitung durch die Visitation ein Ohr bei den Menschen an der Basis. Sie hört, was vor Ort bewegt und "wo der Schuh drückt". Auch die Leitungen der sog. Mittleren Ebene nutzen die Visitation, um nah bei den Gemeinden zu sein und angemessene Entscheidungen treffen zu können.
Visitation versteht sich so als vielseitig vernetzter Feedbackprozess, in dem Leitungsgremien in Gemeinden, Dekanaten, Einrichtungen und der Gesamtkirche mit ihren jeweiligen Aufgabenfeldern einander wahrnehmen und aufeinander reagieren.
Wer steht dahinter?
Verantwortlich für die Visitation sind die Pröpstinnen und Pröpste, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin und der Kirchenpräsident. Gemeinsam werten sie die vor Ort gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen aus und leiten daraus Empfehlungen für die kirchenleitenden Gremien ab. Unterstützt werden sie vom Beauftragten für Visitation, Pfarrer Dr. Frank Löwe.
Pfarrer Dr. Frank Löwe
Pfarrstelle Stellvertretende Kirchenpräsidentin
Ziel und Sinn der Visitation
Visitation geschieht im Geist gegenseitiger Wertschätzung und Ermutigung. Auch wenn das kirchenaufsichtliche Element immer mitschwingt, liegt der Akzent in der EKHN deutlich auf dem partnerschaftlichen Austausch und der gegenseitigen Glaubensvergewisserung.
Bei der Visitation geht es darum, sich gegenseitig in seiner Aufstellung und seiner Arbeit, in seinen Haltungen und Kulturen, wahrzunehmen und voneinander zu lernen. Der Austausch über das, was die Leitungsgremien bewegt, gehört dazu, ebenso wie der Außenblick, der anregend und für die Weiterentwicklung hilfreich sein kann.
Visitation soll für alle Beteiligten im Rahmen ihrer Bestandsaufnahme und Zukunftsorientierung von Nutzen sein: für die Besuchten ebenso wie die Besuchenden. Auch die kirchenleitenden Gremien, die regelmäßig über die Beobachtungen aus der Visitation informiert werden, können von den Erfahrungen aus den Besuchen vor Ort profitieren.