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Purim - Freude über Rettung
veröffentlicht 19.03.2024
von Online-Redaktion der EKHN
An Purim erinnern sich Jüdinnen und Juden an die Geschichte der Königin Esther. Durch ihren Mut konnte sie die persischen Juden vor den Tötungsplänen eines hohen Regierungsbeamten bewahren. Diese Rettung wird bis heute mit viel Lärm, Verkleidungen und Partystimmung gefeiert.
Fastnacht ist vorüber. Und doch verkleiden sich einige Kinder auch in Deutschland am 06. und 07. März 2023 als Clowns, Prinzessinnen oder Hasen. Wie kann das sein? Tatsächlich feiern Jüdinnen und Juden am Ende des Winters Purim. Hier gibt es Parallelen zu Fasching: Purim ist ein Kostümfest mit Partystimmung, Alkohol und vielen Feierlichkeiten.
Ernster Anlass für das ausgelassene Fest
Allerdings ist der Anlass für das ungestüme Treiben ein sehr ernster. Während des jüdischen Festes wird an eine Geschichte aus der Thora über Königin Esther erinnert, die Erzählung steht dadurch auch im Alten Testament der Bibel.
Im damaligen Persien gelingt es Königin Esther gemeinsam mit ihrem Cousin die veranlasste Ermordung des jüdischen Volkes zu verhindern. Hinter dem vernichtenden Plan steckt der Regierungsbeamte Haman, ein Nachkomme aus dem Volk der Amalekiter. Haman hatte sich darüber geärgert, dass Esthers jüdischer Cousin sich nicht vor ihm verbeugen wollte. Esther ist allerdings ebenfalls jüdischer Abstammung, was sie aber anfangs dem persischen König Ahasveros verschweigt, der sie heiratet. Nachdem Esther von dem geplanten Genozid erfährt, richtet sie zwei Festessen aus, bei denen der Großkönig sowie der Regierungsbeamte Haman eingeladen sind. Dabei kann Esther den Großkönig umstimmen, jetzt fühlt sich auch der König von Haman bedroht. König Ahasveros lässt Hamam schließlich hinrichten. Das persischen Juden können weiter leben.
Ursprünge von jahrtausende altem Antisemitismus
Die Geschichte zeigt einen mehrere Jahrtausende alten Antisemitismus, der sich beim Regierungsbeamten Hamam zeigt. Von ihm sind die Worte überliefert: „Da ist ein Volk, zerstreut und versprengt unter die Völker in allen Landschaften deines Königreichs, deren Gesetze verschieden sind von denen anderer Völker; die Gesetze des Königs tun sie nicht und dem König bringt es nichts, sie gewähren zu lassen“ (Esth 3 8). Die zentrale antisemitische Vorhaltung, dass Juden nicht dazu gehören und wegen ihres Festhaltens an eigener Kultur und Religion der Illoyalität verdächtigt werden, findet sich bereits in dieser Äußerung. Darauf weisen die Texte zur Kampagne „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“. Bei Purim geht es um die Errettung des jüdischen Volkes in der persischen Diaspora.
Bräuche des Purim-Festes
Bereits im biblischen Buch werden die vier wesentlichen Purim-Bräuche festgelegt:
- Das Verlesen der Esther-Rolle,
- Das Abhalten einer Festmahlzeit,
- Das Senden von Gaben an Freunde und Nächste,
- Das Geben von Geschenken an Arme.
Purim findet zum Winterende statt, am 14. Adar des hebräischen Kalenders. Es ist üblich, einander Süßigkeiten und selbst zubereitete Speisen zu schenken. Das typische Gebäck für Purim sind die „Haman-Taschen“ oder „Haman-Ohren“, dreieckige, mit Mohn, Datteln oder Marmelade gefüllte Kekse. Bedürftige Menschen werden mit Lebensmitteln oder mit Geld bedacht, damit auch sie sich Festmahlzeiten leisten können. Wann immer bei der Verlesung der Esther-Geschichte der Name „Haman“ genannt wird, ertönt ohrenbetäubender Lärm.
Ähnlichkeiten mit Fastnacht
Aber was hat es mit dem Verkleiden auf sich? Dieser Brauch ist nicht in der Bibel erwähnt, sondern offensichtlich von den katholischen Nachbarn in Europa abgeschaut. In Israel gibt es heute mancherorts auch Festtagsumzüge mit geschmückten Karnevalswagen, Tanzgruppen und Kapellen. In Synagogen und Schulen werden spaßige Lehrvorträge von „Purim-Rabbinern“ gehalten, ähnlich den Büttenreden. Das faschingsartige Treiben passt aber gut zu der Maxime des Purim-Festes, an diesem Tag verkehrte Welt zu spielen.
Quellen:
- Website "#beziehungsweise"