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Eine Familie isst an einem Tisch im Garten, dabei auch ein schwerhöriger Großvater

© gettyimages, gorodenkoff

Guthörende können Menschen mit Schwerhörigkeit in Gespräche einbeziehen - das hilft ihnen, aus ihrer Einsamkeit zu kommen

Tipps für Gespräche mit Schwerhörigen

veröffentlicht 18.07.2024

von Schwerhörigenseelsorge / Onlineredaktion der EKHN

Menschen, die von Schwerhörigkeit betroffen sind, leiden häufig unter Einsamkeit. Guthörende können im privaten Umfeld oder als ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende im Besuchsdienst dazu beitragen, dass Schwerhörige wieder mehr an Gesprächen teilnehmen. Dadurch werden sie besser in das soziale und kirchliche Leben eingebunden. Empfehlungen unterstützen dabei.

Vielleicht hat man sich selbst schon mal dabei ertappt, dass man ungeduldig im Gespräch mit einem schwerhörigen Menschen wird – vielleicht im Austausch mit den Großeltern oder bei einem kirchlichen Fest. Tatsächlich können Menschen, die von Schwerhörigkeit betroffen sind, vor allem durch die lauten Hintergrundgeräuschen bei größeren Treffen dem Gesprächsverlauf schwer folgen. Ein Hörgerät verbessert zwar das Hören, aber es lässt sich damit kein hundertprozentiges Sprachverstehen wieder erreichen, da störende Geräusche nicht herausgefiltert werden. Das kann den Austausch erschweren.

Menschen mit Hörminderung aus der Isolation holen

Eine Studie der britischen Universität Nottingham hat gezeigt, dass Menschen mit einer Hörminderung unter Einsamkeit, Frustration und Schuldgefühlen leiden können. Auch mangelndes Verständnis und schwindende Wertschätzung füreinander sind mögliche Folgen. Sie belasteten sowohl Schwerhörige als auch deren Familie und Umfeld. Doch soweit muss es nicht kommen.

Gabriela Hund, die Beauftragte für Schwerhörigen-Seelsorge in der EKHN, sowie ihre Kollegin Maren Dettmers kennen die Situation, in der sich Guthörende befinden und teilen ihre Empfehlungen. Auch wenn schwerhörige Menschen selbst zu einem gelingenden Gespräch beitragen können, ist es auch Guthörenden möglich, den Austausch zu verbessern. Das hilft im familiären Umfeld, aber auch den Ehren- und Hauptamtlichen, die beispielsweise im Besuchsdienst aktiv sind.

Empfehlungen für Guthörende im Gespräch mit Schwerhörigen:

  1. Auf schwerhörige Menschen sollte man immer von vorne zugehen. So wird man bemerkt und erschrickt niemanden.
  2. Es hilft den Schwerhörigen zu verstehen, wenn das Licht auf den guthörenden Gesprächspartner fällt. So kann das Gesagte vom Mund abgelesen werden.
  3. Für das Gespräch gilt die Grundregel: deutliches, langsames, also artikuliertes und in der Lautstärke ein gutes Mittelmaß einhaltendes Sprechen – nicht zu leise, nicht zu laut – ist für das Gegenüber Voraussetzung für das Verstehen.
  4. Für das Ablesen vom Mund ist es für den schwerhörigen Menschen besonders wichtig, dass nichts das Blickfeld stört (z.B. Hände oder Mikrofon).
  5. Zu einer guten Sprechtechnik kommt als weitere Hilfe die Satzbildung. Über kurze, klare und bildhafte Sätze freuen sich schwerhörige Menschen. Fremdwörter und Anglizismen sollten vermieden werden. Pausen helfen dem Gegenüber, der Nichtgehörtes durch Nachdenken ergänzen kann.
  6. Versteht die oder der Gesprächspartner:in trotz Wiederholens und deutlichen Sprechens ein sinnentscheidendes Wort nicht, dann sollte ein anderer Begriff mit gleicher Bedeutung gewählt werden.
  7. Für Schwerhörige sind möglichst viele Gesten und eine ausdruckstarke Mimik eine große Verständnishilfe. Auch sonst machen wir ganz natürlicherweise unsere Worte durch Handbewegungen anschaulich. Damit ist uns eine wichtige Verständnishilfe gegeben.
  8. Unterstützend wirkt die Bereitschaft, Gesagtes zu wiederholen, ohne sich über die zusätzliche Mühe verärgert und ungeduldig zu zeigen. Das Gegenüber ist für solche Geduld dankbar.
  9. Beim Telefonieren sollte das Mikrofon nahe vor den Mund gehalten werden und das Freisprechen sollte man vermeiden.
  10. Es gehört zu einer echten menschlichen Gemeinschaft, dass der schwerhörige Mensch miteinbezogen wird, also nicht nur hören, sondern auch mitsprechen und mitlachen kann.
    Eine Person mit Hörminderung lässt sich in einer Gesellschaft dadurch begleiten, dass man als Guthörende:r ihn von Zeit zu Zeit kurz mit dem Gesprächsvorgang vertraut macht. So wird ihm das Gefühl der Vereinsamung genommen, das ihn gerade im Kreis Guthörender überkommen kann.

Seelsorge mit seh- und hörbeeinträchtigten Menschen

Gemeindepädagogin Gabriela Hund

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