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© Katharina Pfuhl / fundus-medien.de
Welche Position hat die EKHN zu militärischer Gewalt?
veröffentlicht 01.09.2023
von Online Redaktion der EKHN
Die EKHN orientiert sich am Leitbild eines Friedens, der mit Recht und Gerechtigkeit verbunden ist. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) treten wir für „gerechten Frieden“ ein. Damit wird die Idee von „heiligen“ oder „gerechten“ Kriegen abgelehnt. Kriege sind weder heilig noch gerecht, sie sind immer schrecklich und tödlich. Deshalb gilt: Prävention hat immer Vorrang vor der Intervention und zivile Konfliktlösungen haben Vorrang vor militärischen.
Als der Zweite Weltkrieg eine Welt voller Trümmer und Tränen hinterlassen hatte, stand für viele Menschen in Deutschland fest: „Nie wieder Krieg!“ So empfand es auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der bei seiner Gründungsversammlung in Amsterdam 1948 das Motto formulierte: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“.
Einige Christ*innen verstehen dieses Motto als einen Aufruf zum absoluten Pazifismus und berufen sich auf die Bergpredigt Jesu, in der es heißt: „Ihr sollt dem Bösen nicht widerstreben, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“ (Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 39) So dachte etwa auch Martin Niemöller, der erste Kirchenpräsident der EKHN (1947 – 1965) und Auslandsbischof der EKD. Dabei war er im Ersten Weltkrieg selbst noch ein hochdekorierter U-Boot-Kommandant gewesen! Niemöller stand bis zu seinem Tod im Jahr 1984 für Frieden, Versöhnung und Gewaltfreiheit ein.
„Stärke des Rechts“ statt „Recht des Stärkeren“
Aber man muss den Satz des ÖRK und auch die Botschaft Jesu nicht radikalpazifistisch deuten. Er kann ja auch den Vorrang des Zivilen vor dem Militärischen meinen im Sinne der Idee des „gerechten Friedens“, wie ihn die Denkschrift der EKD aus dem Jahr "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen" 2007 skizziert hat. Wer so argumentiert, setzt auf die „Stärke des Rechts“ anstelle des „Rechts des Stärkeren“ und auf eine internationale Rechts- und Friedensordnung. Wer so denkt, setzt auf Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft sowie Diplomatie auf der Ebene von Staaten und Zivilgesellschaften. Zur Idee des gerechten Friedens gehört auch die Praxis einer wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Zusammenarbeit zwischen den Völkern. Es gibt sie schon, und sie muss weitergeführt und ausgebaut werden.
Die Leitidee des „gerechten Friedens“ ist keine Utopie. Sie setzt auf konkrete Handlungsmöglichkeiten im politischen wie im zivilen Bereich. Dabei ist die EKD sowohl in der Entwicklungszusammenarbeit als auch im Feld der zivilen Friedensdienste selbst aktiv und unterstützend tätig. Organisationen wie „Brot für die Welt“ als Teil des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE), die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ oder „EIRENE. Internationaler Christlicher Friedensdienst“ organisieren weltweit unterschiedliche Programme, Hilfsprojekte und Entwicklungsmaßnahmen oder lang- und kurzfristige soziale Friedensdienste.
[Redaktion: Rita Haering / mkr. Fachliche Beratung: Pfarrer Eberhard Martin Pausch]
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