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Kirchenpräsident: Religion ist das Fach mit dem besonderen Blick für entscheidende Lebensfragen
veröffentlicht 08.11.2023
von Volker Rahn
Kirchenpräsident Dr. Volker Jung führt in Wiesbaden rund 70 evangelische Lehrkräfte ein.
Mehr als 70 evangelische Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus dem gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sind am Mittwochnachmittag (8. November) in Mainz in ihren Dienst eingeführt worden. Bei einem feierlichen Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche überreichte ihnen der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung die Bevollmächtigungsurkunde. Die Lehrerinnen und Lehrer dürfen nun mit allen Rechten und Pflichten das Fach evangelische Religion gestalten. In Deutschland erhalten evangelische und katholische Lehrkräfte dafür neben der staatlichen Befähigung auch eine kirchliche Vollmacht.
Kirchenpräsident Jung: Religionsunterricht mit besonderem Blick
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hob bei dem Gottesdienst zu Bevollmächtigung die Rolle des Religionsunterrichtes als Fach hervor, in dem entscheidende Lebensfragen „mit einem besonderen Blick“ behandelt werden. Als aktuelle Beispiele nannte er den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den „entsetzlichen, durch nichts zu rechtfertigenden Terror der Hamas gegen Israel“. Hier bleibe es wichtig, trotz aller Hindernisse auch die Friedensbotschaft des christlichen Glaubens nicht aus dem Blick zu verlieren. Sie zeige, dass „Spiralen der Gewalt“ durchbrochen werden könnten. Jung: „Es geht nicht nur darum, im Herzen selbst ein friedlicher Mensch zu sein. Frieden stiften – das meint schon, das zu tun, was Frieden bringt“. Dies sei allerdings nicht einfach, gestand Jung ein. In einer Welt voller Gewalt helfe es nicht, einseitig auf Waffen zu verzichten. Das würde nach Jungs Ansicht „Unrecht und Terror die Macht geben“. Gewalt dürfe aber nicht alleine mit Gegengewalt beantwortet werden, es bleibe wichtig, sich am Frieden zu orientieren. Der Religionsunterricht sei ein Ort, an dem es um diese und andere „entscheidenden Fragen menschlichen Lebens“ gehen könne. Jung: „Es geht um die Fragen, wie wir uns selbst, die anderen Menschen und diese Welt verstehen. Ob wir im uns im Getümmel und Gestrüpp dieser Welt verlieren oder ob wir einen größeren Horizont sehen und einen tieferen Sinn erkennen.“
Fakten: Fast 6000 Religionslehrerinnen und Religionslehrer im Kirchengebiet
In der EKHN werden pro Jahr rund 150 Lehrerinnen und Lehrer in zwei großen Gottesdiensten bevollmächtigt. Insgesamt unterrichten derzeit knapp 6000 Lehrkräfte evangelische Religion im Kirchengebiet der EKHN. Zudem gestalten rund 950 Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer jeweils zwei bis vier Stunden pro Woche. Weitere 150 Pfarrerinnen und Pfarrer sind dort hauptamtlich tätig. Von ihnen haben gut 100 einen Zusatzauftrag für Schulseelsorge. Für die Förderung und Begleitung der religionspädagogischen Arbeit hat die EKHN fünf Kirchliche Schulämter und betreibt gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck das Religionspädagogische Institut in Marburg mit seinen regionalen Arbeitsstellen. Die EKHN hat rund 1,4 Millionen Mitglieder. Ihr Gebiet erstreckt sich von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden und von Schlitz im Osten bis Bingen im Westen. Etwa ein Viertel davon liegt in Rheinland-Pfalz.
Hintergrund: Religionsunterricht in Deutschland
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Hessische Verfassung garantieren das Recht auf konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Damit übernimmt der Staat die Verpflichtung zur Einrichtung, organisatorischen Einbettung und personellen Absicherung des Religionsunterrichtes. Die inhaltliche Verantwortung gibt der Staat an die betreffenden Kirchen ab. Sie sind für die Themen der Lehrpläne, für die vermittelten Inhalte, für die verwendeten Unterrichtswerke und die fachliche Integrität und Qualität der Lehrkräfte verantwortlich. Das gilt auch für den neuen islamischen Religionsunterricht, der aus Sicht der EKHN einen wichtigen Beitrag zur Integration der muslimischen Gläubigen in die Gesellschaft leistet.
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