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Für Tröstende
veröffentlicht 13.03.2024
von Impulspost-Redaktion
Ein Trauerfall im Verwandten-, Freundes- Kolleg*innenkreis oder in der Nachbarschaft stellt Menschen vor Herausforderungen. Über den Tod sprechen ist schwer. Viele wissen oft nicht, was sie Trauernden sagen oder wie sie reagieren sollen. Seelsorgerinnen und Seelsorger der EKHN haben daher diese Anregungen und ganz praktische Tipps zusammengestellt.
„KOMMT her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Jesus in Matthäus 11,28 (Lutherbibel 2017)
Anregungen für Tröstende
Trauern ist ein aktiver Prozess, ein Weg, der für Trauernde, aber auch für Tröstende mit einigen „Aufgaben“ verbunden ist. Diese zu kennen, ist in der Begegnung mit Trauernden hilfreich.
Kontakt herstellen
Suche den Kontakt. Mache dich bewusst, dass es vielen trauernden Menschen gut tut, zu reden. Trauernde verarbeiten ihre Gefühle, wenn sie erzählen können, wie alles geschah und wie es ihnen jetzt geht. Frage nach, ob die Kontaktaufnahme willkommen ist, und, wenn ja, bleibe dran! Nehme Ablehnung jedoch nicht persönlich!
Manchmal möchten Trauernde allein sein, sehnen sich aber im nächsten Augenblick nach Ihrer Nähe
- „Ich rufe dich nächste Woche wieder an. Fühl dich frei, ans Telefon zu gehen oder auch nicht.“
Vermeide: "Rufe mich an, falls du was brauchst" oder "Ich bin immer für Dich da."
Freiräume lassen
Höre erst einmal hin. Rede nicht zu viel von dir selbst und eigenen Erfahrungen. Trauer lässt sich nicht so einfach vergleichen. Rede niemandem seine Trauer aus, ein geliebter Mensch hat es verdient, dass man um ihn trauert. Allgemeinsätze wie „da müssen wir alle mal durch,“ helfen nicht. Trauernde müssen ihren eigenen Weg finden. Du kannst sie dabei unterstützen und begleiten, ihnen aber nicht Ihren Weg aufzwingen.
- Es geht nicht um mich.
- „Ich weiß keinen Rat – aber ich bin für dich da.“
- „Wenn Du magst, nehme ich dich in den Arm. Wir müssen auch nicht viel reden.“
Vermeide:
- Ich weiß, wie Du Dich fühlst.
- Meine wertvollen eigenen Erfahrungen werden dir helfen.
- Ich habe Vergleichbares erlebt. Du bist stark, du schaffst das.
- Tu dies oder jenes, du musst jetzt …
Initiative ergreifen
Bei aller Traurigkeit – das Leben geht weiter und will gelebt werden. Wenn auch vielleicht nur in kleinen Portionen.
- „Wie wäre es mit einer gemeinsamen Mittagspause?“
- „Was hältst du von einem Treffen im Café, einem Spaziergang oder einem Kinobesuch?“
- Ich akzeptiere ein „Nein“ und versuche es nach einiger Zeit wieder.
- Ich dränge sie nicht, denn jede und jeder Trauernde hat das Recht, so lange und so intensiv zu trauern, wie er oder sie es braucht.
Vermeide: Der Alltag könnte trivial oder überfordernd sein – also frage ich lieber nicht nach.
Erreichbar bleiben
Übervorsichtiges Nicht-nerven-Wollen hilft niemandem. Trauernde muss man nicht mit Samthandschuhen anfassen. So schiebt man sie nur ins Abseits.
- „War gerade mit meinen Gedanken bei dir – und dachte, ich lasse es dich wissen.“
- „Bin gerade in der Nähe, passt es Dir, wenn ich mal kurz vorbeikomme?“
Vermeide: Das könnte aufdringlich wirken, wenn ich mich noch mal melde.
Ein schönes Signal der Aufmerksamkeit ist es, an die Jahrestage des Verstorbenen zu denken. Besonders der Geburtstag des Verstorbenen und sein Todestag sind für Hinterbliebene oft eine große emotionale Herausforderung.
Hilfen anbieten
Gerade in der Anfangsphase nach einem schweren Verlust vergessen Trauernde manchmal die einfachsten Dinge. Vor allem vergessen sie sich selbst.
- „Hast du heute schon was gegessen – oder soll ich was vorbeibringen?“
- „Wie wär’s: Ich kann dir im Garten helfen oder den Abwasch erledigen?“
- „Bin gerade im Supermarkt: Was soll ich dir mitbringen? Hast du genug Katzen-, Hundefutter im Haus?“
- „Brauchst du jemanden, der dich fährt?“
Vermeide: Die Nachbarn werden sich schon kümmern.
Geduld üben
Jeder Mensch hat seine eigene Art, mit Trauer umzugehen. Wie lange die Trauer anhält, ist ganz unterschiedlich. Manche trauen sich nicht mehr, über ihren Verstorbenen zu sprechen, weil sie Ablehnung spüren, deshalb ermutige ich sie dazu:
- Ich denke gern an den Verstorbenen. Magst Du mir von ihm erzählen?
- „Du hast jemanden verloren, der sehr wichtig für dich war. Es braucht Zeit, damit gut weiterleben zu können.
- „Manches verarbeitet man nur, indem man immer wieder darüber spricht. Das ist in Ordnung. Ich bin an deiner Seite!“
Vermeide:
- „Gestern hatte ich richtig Spaß auf einer Party. Schade, dass du nicht dabei warst.“
- Jetzt hast Du doch lange genug getrauert, wende Dich doch mal wieder den schönen Dingen des Lebens zu.
- Ich will ihm oder ihr nicht weh tun, deshalb vermeide ich alles, was an den Verstorbenen erinnert und erwähne ihn nie.
Zu guter Letzt
Wenn du in engem Kontakt zu einem oder einer Betroffenen stehst, sorge bitte auch für dich selbst. Trauer mitzuerleben und die Krise eines anderen Menschen auszuhalten, ist eine große Herausforderung.
Der Umgang mit Trauernden braucht sehr viel Kraft, und du kannst nicht mehr geben als du selbst hast. Gebe dir den Freiraum, zwischendrin zu entspannen und aufzutanken.

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