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Eine junge Frau wirft einen Rettugsring in ein Schwimmbecken

© Getty Images, mikhail seleznev

Kinder und Jugendliche brauchen verlässliche Bezugspersonen, um Krisen gut zu meistern

Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen

veröffentlicht 10.09.2024

von Rita Haering

Suizid ist die häufigste Todesursache bei 10 – 25-Jährigen. Deshalb sollte es unbedingt ernst genommen werden, wenn ein Kind oder Jugendlicher Suizidgedanken äußert. Denn das Umfeld kann viel dazu beitragen, damit es nicht zum Äußesten kommt.

Zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen gehören Unfälle, Gewalt, aber auch Suizid. Wie kann es so weit kommen? Studien zeigen, dass es vielen Kindern und Jugendlichen nicht gut geht: Rund 20 Prozent von ihnen leiden unter psychischen Krankheit laut der Bundes Psychotherapeuten Kammer. Im Zeitraum von elf Jahren hat sich die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen laut verdoppelt, die sich psychotherapeutisch behandeln lassen (2008-2019) - so eine Studie der Barmer-Krankenkasse. Zu einem weiteren Anstieg hat die Corona-Pandemie gerührt. Angesichts weiterer psychischer Belastungen durch Krisen wie den Klimawandel, und Kriege sehen Experten wachsende Zukunftsängste bei jungen Menschen. Einige warnen vor einer „Mental-Health-Pandemie“. Dazu kommen akute Auslöser wie traumatische Erlebnisse, die ein Kind oder einen Jugendlichen stark belasteten Schließlich kann es dazu kommen, dass ein junger Mensch Suizidgedanken entwickelt. Dieses Alarmsignal muss ernst genommen werden. Wenn sich ein Minderjähriger einen Suizidversuch begeht, versteckt sich dahinter ein verzweifelter Hilferuf.

Dont´s: Mögliche Ursachen für Suizidgedanken im unmittelbaren Umfeld

Neben den großen, globalen und gesellschaftlichen Krisen kann auch das direkte Umfeld dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche immer weniger Lebensfreude empfinden und sich bedrückt fühlen. Thomas Bronisch macht in seinem Buch „Der Suizid“ einige der Ursachen bewusst:

  • Mobbing in der Schule.
  • Großer Leistungsdruck: Oft wandert der Leistungsdruck in die Familien. So kann es dazu kommen, dass manche Eltern von ihren Kindern fordern, in mehreren Bereichen besser als andere zu sein. So entstehen kaum noch Freiräume, in denen sich Kinder entspannt entwickeln können.
  • Belastende familiäre Situationen:  Zu schaffen machen häufige und aggressiv ausgelebte Konflikte in der Familie, körperliche und psychische Gewalt gegen das Kind (z.B. bestrafen durch Liebesentzug).
  • Fehlendes Einfühlungsvermögen und die fehlende Anerkennung durch die Mutter und auch den Vater kann sich ungünstig auswirken.
  • Fehlende vertrauenswürdige Ansprechperson für das Kind.
  • Liebeskummer bei Jugendlichen kann ein Anlass sein, an den eigenen Tod zu denken.

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Dos: Schützend und unterstützend wirkende Verhaltensweisen

Familien, Freund, die Schulgemeinde, Vereine und Gemeinschaften können viel zur Suizidprävention beitragen, damit Kinder und Jugendliche persönliche Krisen meistern können. Das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention“ (FRANS) hat Erfahrungen in der Suizidprävention in Bezug auf Kinder und Jugendliche. Die Empfehlungen sind hier zusammengefasst.:

  • Die beste Prävention sind stabile, tragfähige Beziehungen. Kinder und Jugendliche brauchen zumindest eine zuverlässige Bezugsperson, der sie vertrauen und sich öffnen können und die für sie da ist. Wichtig ist, das Kind in dem was es ist, ernst zu nehmen.
    In den ersten Lebensmonaten eines Kindes werden wichtige Weichen für sein ganzes, zukünftiges Leben gestellt. Dabei ist es wichtig, dass es Urvertrauen entwickeln kann. Dabei sollten seine Bedürfnisse nach Nahrung, Sicherheit, Liebe und liebevollen Körperkontakt befriedigt werden.  
  • Sollte das Kind oder der Jugendliche sehr bedrückt wirken und sich von seiner Familien, von Freunden und Schulkameraden zurückziehen, kann dies das Signal sein, das Gespräch zu suchen, mit Lehrer:innen Kontakt aufzunehmen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Professionelle Stellen sind: Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste bzw. Kinder- und Jugendmedizinische Dienste des städtischen oder kommunalen Gesundheitsamtes, Lebens- und Erziehungsberatungsstellen der Diakonie, Erziehungsberatungsstellen, Kinder- und Jugend-Psychotherapeuten, etc.
    zu den Hilfsangeboten
  • Eltern sollten darauf achten, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Suizidmitteln haben, z.B. Tabletten entsprechend sicher aufbewahren.

Hinweis

Wir berichten nur über Selbsttötungen, um mit den entsprechenden Informationen vorbeugend wirken zu können. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beraterinnen und Beratern rund um die Uhr, an jedem Tag im Jahr. Die Beratenden konnten schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist kostenfrei. Zusätzlich bietet die Telefonseelsorge eine E-Mail- sowie eine Chat-Beratung an. 

Quellen:

  • Thomas Bronisch: Der Suizid - Ursachen - Warnsignale - Prävention, 2002
  • Dr. Thomas Götz, Gründer des „Frankfurter Netzwerks für Suizidprävention“ (FRANS) und ehem. Abteilungsleiter Psychiatrie des Gesundheitsamtes Frankfurt 
  • Barmer Arztreport 2021
  • DAK Gesundheit: Kinder- und Jugendreport 2023
  • Bundeszentrale für Politische Bildung: Todesursachen 2022

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