
© gettyimages, peopleimages
Das Glaubensbekenntnis in der evangelischen Kirche: Bedeutung & aktuelle Fragen
veröffentlicht 11.03.2025
von Online-Redaktion der EKHN, RH, JB
Vor 1700 Jahren wurde auf dem Konzil von Nicäa ein Glaubensbekenntnis formuliert und 381 auf dem Konzil von Konstantinopel erweitert. Diese Bekenntnis hat bis heute eine große Bedeutung. Dennoch sprechen evangelische Christinnen und Christen meist das Apostolische Glaubensbekenntnis im Gottesdienst. Welche Bedeutung haben diese alten Worte heute? Wie können Gläubige mit Formulierungen umgehen, die auf den ersten Blick verwundern?
„Gemeinsam bekennen wir unseren Glauben.“ Mit diesen oder ähnlichen Worten signalisiert die oder der Liturg:in im evangelischen Gottesdienst, dass gleich die Anwesenden das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen. In kurzen Sätzen definiert das Glaubensbekenntnis die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens. Damit bietet es bei Taufen, Trauungen, den Sonntagsgottesdiensten und anderen gottesdienstlichen Anlässen Orientierung und Gemeinschaft. Es soll verhindern, dass der christliche Glaube beliebig interpretiert und für verschiedene Zwecke oder Eigeninteressen verwendet wird. Das Glaubensbekenntnis gilt als Gebet und Credo (lateinisch: ich glaube).
Aktuelle Lebenswirklichkeit und traditionelle Glaubenssätze
Im Kontrast zur gleichmäßigen Intonation birgt die Entstehung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses eine packende Kombination aus dem Engagement eines wandernden Mönches, einer erstaunlichen Legende und den Ideen aus vielfältigen, lokalen Bekenntnissen in Europa. Tatsächlich reichen die Wurzeln der Worte bis ins 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. zurück. Deshalb kann es heute vorkommen, dass einige Formulierungen Verwunderung auslösen: Ist Gott wirklich allmächtig? Wie kann ich mir vorstellen, dass Jesus Christus „zur Rechten Gottes“ sitzt? Evangelische Theologen wie Jörg Bickelhaupt ermutigen: „Die Fragen, mit denen sich die Verfasser des Glaubensbekenntnisses beschäftigten, sind auch für Menschen heute relevant: Wie sehen wir Gott? Welche Bedeutung hat Jesus für uns? Was passiert nach dem Tod? Jede und jeder Einzelne hat die Möglichkeit, immer wieder neu über diese Fragen nachzudenken.“
Mut zur persönlichen Auseinandersetzung
Jörg Bickelhaupt ist Referent für interkonfessionelle Fragen im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW. Er lädt dazu ein, sich ganz persönlich mit dem Glaubensbekenntnis auseinanderzusetzen. Er empfiehlt die Impulse zur Reflexion über das Apostolische Glaubensbekenntnis aus der bayerischen Landeskirche:
Zur kreativen, persönlichen Beleuchtung lädt auch das folgende Impulsblatt aus der EKHN-Online-Redaktion zum Glaubensbekenntnis ein:
Bonhoeffers Glaubensworte im Blick auf existenziell herausfordernde Momente
Jörg Bickelhaupt erinnert auch an das Glaubensbekenntnis des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Er hat es verfasst, nachdem er zehn Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit essentiellen Fragen konfrontiert war. Dietrich Bonhoeffer hat in bewegenden Worten seine persönlichen Erfahrungen mit seinem Glauben verbunden und stärkt damit bis heute viele Menschen.
Hintergrund: Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Glaubensbekenntnis
Viele Evangelische kennen allerdings das Apostolische Glaubensbekenntnis, beispielsweise aus dem Konfirmandenunterricht und den Gottesdiensten in der EKHN. Daneben gibt es auch das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, und andere. Diese Glaubensbekenntnisse greifen zentrale Fragen des christlichen Glaubens auf und sind durch ereignisreiche geschichtliche Entwicklungen entstanden. In diesen FAQs erläutern wir den Inhalt und die Bedeutung dieser Glaubensbekenntnisse sowie ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Über das Apostolische Glaubensbekenntnis:
Über das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel und andere:
Quellen:
- Interview mit Dr. Jörg Bickelhaupt, Referent für interkonfessionelle Fragen im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW
- Hannelore Jahr: Zur Geschichte des Apostolische Glaubensbekenntnisses, in: ekd.de
- www.oekumene-ack.de: 1700 Jahre erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa (325)
- www.ekd.de: Apostolisches Glaubensbekenntnis
Das könnte dich auch interessieren

Jugendliche nach der Konfirmation erreichen: Erste Ansätze für eine nachhaltige Kirchenbindung
Die neue Konfi-Studie zeigt: Jugendliche erleben die Konfi-Zeit meist positiv, doch danach sinkt die Kirchenbindung und das kann letztlich zum Kirchenaustritt führen. Welche Ansätze helfen, junge Menschen langfristig zu erreichen? Dabei könnten Treffen mit ehemaligen Konfis eine besondere Rolle spielen.

Entscheidung für Jugendkirchentagsmotto: „Mach laut. Mach bunt. Mach mit!“
Die Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau hat auf ihrer Vollversammlung das Motto für den Jugendkirchentag 2026 in Alsfeld gewählt. Es soll die Jugend ermutigen, die eigene Stimme zu erheben und die Gesellschaft mitzugestalten. Auch Kirchenpräsidentin Tietz begeistert sich dafür.

Frage des Monats: Wie können Jugendliche bei psychischen Belastungen unterstützt werden?
Fühlst du dich manchmal gestresst oder traurig? Viele junge Menschen stehen unter immensem Druck und kämpfen mit Erschöpfung, Depressionen, Ängsten, Essstörungen und Schlafproblemen. Maren Krauß von der evangelischen Jugend teilt wertvolle Empfehlungen, um Betroffene zu stärken und ihnen zu helfen, ihre Herausforderungen besser zu bewältigen.