Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Brotlaibe

© Wolfgang Göthe / fundus-medien.de

Brot spielt nicht nur in der täglichen Ernährung eine wichtige Rolle, sondern auch im christlichen Glauben
  • Erntedank

Brot – Alltags-Köstlichkeit und Glaubenssymbol

veröffentlicht 12.09.2024

von Martin Vorländer, R. Haering

Jedes Pausenbrot enthält einen Hauch der letzten Getreideernte. Die Bedeutung von Brot als Grundnahrungsmittel und christliches Symbol wird besonders zum Erntedankfest deutlich. Dann beschäftigen sich auch Konfirmandinnen und Konfirmanden mit dem Brotbacken.

An Erntedank wird auch für das Getreide und die Saaten gedankt, aus denen sich Brot backen lässt. Schon zu biblischen Zeiten war das Brot ein Grundnahrungsmittel. Heute gehört es bei vielen Menschen zu Alltag: Zwei zugeklappte Brothälften mit leckerem Belag lassen sich leicht mit in die Schule, ins Büro oder auf Reisen nehmen.

Dabei geht es mehr als um die Summe der einzelnen Zutaten: Brot symbolisiert das, was Menschen zum Leben brauchen. Deshalb liegt beim Erntedankfest fast immer ein Brot auf dem Altar. In vielen evangelischen Kirchengemeinden wird rund um Erntedank sogar Brot gebacken. Bei der Aktion „5000  Brote –  Konfis backen Brot für die Welt“ lernen Konfirmandinnen und Konfirmanden das Bäckerhandwerk und die Hilfsaktion „Brot für die Welt“ kennen.

Seit wann gibt es Brot?

Im Brot steckt eine gewaltige Kulturleistung. Sie begann wahrscheinlich damit, dass die Menschen Getreidekörner gesammelt und gemahlen haben. Bereits in einer Höhle im Nordirak, die von Neandertalern bewohnt wurde, haben Leipziger Anthropologen Spuren von 40.000 Jahre alter erhitzter Wildgerste gefunden. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass es sich dabei um Brot gehandelt hat. Allerdings zeigt es, dass bereits frühe Menschenformen bestimmte Grassamen verspeist hatten. In Jordanien haben Forscher der Universität Kopenhagen schließlich halbverkohlte Reste wilder Gerste, von Einkorn und Hafer entdeckt. Dabei kann es sich um Getreidebrei – oder ungesäuerte Fladenbrote gehandelt haben.

Dann entdeckten die Menschen, dass sie Bäume und Gestrüpp roden, das Land freilegen und die Erde mit dem Pflug aufreißen können, um zu säen. Der Ackerbau markiert die Wende von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit vor rund 10.000 Jahren: Die Menschen beschafften sich ihre Nahrung nicht mehr vorwiegend durch Jagen und Sammeln, sondern sie wurden sesshaft und begannen mit dem Ackerbau und der Viehzucht. Durch die Getreideernte wurde das Brot zum Hauptnahrungsmittel.
Vor rund 6.000 Jahren haben schließlich die Alten Ägypter in besonderen Backräumen Brot gebacken.

Bibel: Viel Arbeit für das wichtige Grundnahrungsmittel Brot

Brot ist im Alten wie im Neuen Testament der Bibel das Lebensmittel schlechthin, das Mittel zum Leben. Brot sicherte das Überleben. Nicht einmal dem Feind verweigert man sein Brot (Sprüche 25,21). Brot herzustellen hielt damals die ganze Familie, ja die ganze Gesellschaft auf Trab. 

Jesus bricht das Brot und teilt das Leben, das nicht verdirbt, sondern ewig hält.

Martin Vorländer

In der Bibel ist Kain, Evas Erstgeborener, der erste Ackermann. (1. Mose 4,2) Die Bibel benennt, wie viel Arbeit jedes Stück Brot macht. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ So sieht Adams Leben jenseits von Eden aus (1. Mose 3,19).

Warum reicht Arbeit allein nicht für ein gutes Brot?

Der Mensch ackert, pflügt und sät. Dann kommt die große Ungewissheit: Hat die Mühe sich gelohnt? Gibt es genügend Sonne und Regen, damit das Getreide wächst und die Familie von der Ernte leben kann? Das hat kein Mensch in der Hand. Gott ist der eigentliche Brotgeber. Dieses Wissen durchzieht die Bibel bis hin zu der Bitte im Vaterunser: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ (Matthäus 6,11) Brot ist das teiggewordene, gebackene Zusammenspiel zwischen dem, was Menschen tun können, und dem, worin sie auf den Segen Gottes angewiesen sind

Wer backt das Brot in biblischen Zeiten?

Das Brotbacken ist in der Bibel meistens Frauensache. Sie kneten das zu Mehl gemahlene Getreide – Gerste oder Weizen – mit Wasser und Salz zu Teig. In der Regel geben sie ein Stück Sauerteig dazu. Jesus beschreibt einmal so das Reich Gottes. Es breitet sich aus wie ein Sauerteig, den eine Frau unter das Mehl mengt. Das gibt dem Brot Fülle und Aroma. Den vollen, kräftigen Geschmack des Lebens. 

Das Brot mit jemandem essen stiftet Gemeinschaft. Man teilt das Brot und ein Stück Leben miteinander – die guten wie die bösen Tage. Darum gibt es auch das „Brot des Elends“ (5. Mose 16,3) und das „Tränenbrot“ (Psalm 80,6). 

Warum gilt das Brot im Christentum als „Symbol des Lebens“?

Brot – das Mittel zum Leben, zu Gemeinschaft und Segen. Laut Bibel wurden König David und Jesus sogar in "Brothausen"  geboren - so lässt sich "Bethlehem" aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzen. Das zeigt die große Bedeutung, die Brot in der Bibel hat. Von Jesus wird in der Bibel mehrfach erzählt, wie er mit wenig viele satt machte. An einer Bibelstelle speist er 5.000 Leute mit fünf Broten und zwei Fischen (Markus 6,30-44). Das rückt ihn an die Seite Gottes, des Brotgebers, von dem alles Leben kommt. Zwei seiner Jünger erkennen ihn nach seiner Auferstehung erst, als er sich mit ihnen zu Tisch setzt (Lukas 24,13-35). Jesus bricht das Brot und teilt das Leben, das nicht verdirbt, sondern ewig hält.

Welche zentrale Bedeutung hat das Brot für die Glaubenspraxis im Judentum und Christentum?

Die Bibel berichtet, dass die alten Israelitinnen und Israeliten in Eile waren, als sie aus Ägypten flohen, um der Unterdrückung zu entkommen. Ihre Wegzehrung durfte nicht so schnell verderben. Darum haben sie aus rohem Teig ungesäuerte Brote gebacken. Die sind schnell hergestellt und halten länger als Sauerteigbrot. Das Lebensmittel „to go“, der praktische Proviant für den Auszug, für den Exodus. So sind die Israeliten in der Bibel aufgebrochen aus dem Sklavenhaus Ägypten in Richtung Freiheit (2. Mose 12,37-42). Daran erinnern die Mazzen, die dünnen Fladen aus ungesäuertem Teig, die Jüdinnen und Juden bis heute bei jedem Pessach-Fest essen. Der Geschmack von diesem Exodus in die Freiheit liegt auch in der Oblate, die Christinnen und Christen in vielen Gemeinden beim Abendmahl essen. Die Oblate ist eine dünne Scheibe, deren Teig nur aus Mehl und Wasser besteht – wie Mazzen, wie das ungesäuerte Brot, das die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten mitnahmen. 

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