© Silke Rummel
Drei gute Beispiele für ehrenamtliches Engagement
veröffentlicht 19.10.2023
von Martin Reinel
Die Evangelische Kirche bietet viele Möglichkeiten sich zu engagieren. Hier geben wir Euch einen Einblick in ehrenamtliches Engagement bei der Telefonseelsorge, in einer „Lebensmitteltheke“ und in der Jugendarbeit.
Ob als Kirchenvorsteher:in in einer Kirchengemeinde, als Gruppenleiter:in in einem Gemeindezentrum oder als Helfer:in im Besuchsdienstkreis – mehr als 58.000 Menschen sind als Ehrenamtliche in der EKHN tätig. Wie das konkret aussehen kann, zeigen die Einblicke in drei unterschiedliche Ehrenamts-Jobs:
Jugendliche verbringen für ihre ehrenamtliche Ausbildung ein Wochenende zusammen
11 Jugendliche fahren gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern, der Gemeindepädagogin und der Dekanatsjugendreferentin für ein Wochenende in ein Selbstversorgerhaus. Das Wochenende findet im Rahmen ihrer einjährigen ehrenamtlichen Ausbildung zum Jugendleiter:in für die Kinder- und Jugendarbeit in Kirchengemeinden statt. Die Ausbildung und die ehrenamtliche Tätigkeit begeistern das Team, die die Gruppe begleitete.
"Gemeinsam Zeit verbringen, etwas erleben, lachen, essen und die Vielfältigkeit macht einfach evangelische Jugendarbeit aus", sagt Sebastian (17 Jahre) und deswegen ist es ihm so wichtig, die Trainees, so heißen die Teilnehmenden, zu unterstützen.
Inhaltlich setzen sich die Teilnehmenden mit Entwicklungspsychologie, Spiel- als auch Erlebnispädagogik und ihrem eigenen Glauben auseinander. Glaube und Vertrauen in die anderen können die Teilnehmenden etwa bei einer Übung mit der Slackline erproben. Die Erfahrung, die die jungen Menschen dadurch erlangen, prägen sie positiv. Melissa (14 Jahre) erzählt, dass es für sie am Anfang viel Mut gekostet habe, sich auf vier Personen zu verlassen und dabei die Übung zu bewältigen. Und sie setzt diese Erfahrung auch in Bezug zu ihrem eigenen christlichen Glauben. "Es ist total wichtig, dass wir unser Gegenüber genau wahrnehmen können, um auf die Person eingehen zu können", sagt Luis (15 Jahre).
In der Jugendarbeit und auf Freizeiten gehören natürlich auch unerwartetes Wetter und spontane Umplanungen des Programms zum Alltag. Das zum Beispiel lernen die junge Leute, die ehrenamtliche:r Jugendleiter:in werden wollen, wenn sie „ein tolles Wochenende“ miteinander verleben.
Ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge mitarbeiten
Jeder Mensch kann unvermutet in eine Krise geraten. Dann tut es gut, sich aussprechen zu können. Wer den Kontakt zur TelefonSeelsorge aufnimmt, trifft auf ausgebildete Mitarbeitende, die respektvoll und zugewandt zuhören und Resonanz geben. Die meisten dieser Mitarbeitenden tun dies als Ehrenamtliche in ihrer Freizeit.
Die typische Telefonseelsorger:in gibt es nicht. Dabei sind aber Männer wie Frauen unterschiedlichen Alters, Pensionäre und Studierende, Menschen aus verschiedenen Milieus, die in unterschiedlichen Berufen arbeiten. Was alle verbindet, ist die Bereitschaft, sich Menschen unvoreingenommen und vorurteilsfrei zu öffnen und das eigene Gesprächsverhalten immer wieder neu zu hinterfragen.
Was bietet die TelefonSeelsorge den Ehrenamtlichen?
Die Arbeit in der TelefonSeelsorge ist sehr verantwortungsvoll. Deshalb werden ehrenamtliche TelefonSeelsorger gründlich ausgebildet und für ihre Aufgabe qualifiziert.
Wer sich bei der TelefonSeelsorge engagieren will, sollte ein offenes Ohr für Menschen in Not haben, empathisch und tolerant sein. In den meisten Dienststellen gibt es einen Ausbildungskurs pro Jahr, der 120 – 150 Stunden Ausbildung umfasst. Und es gibt fortwährend die Möglichkeit, anspruchsvolle Fortbildungen zu besuchen.
"Lebensmitteltheke" Groß-Bieberau: Lebensmittel und Ehrenamtliche werden immer gebraucht
Zwischen 60 und 70 Ehrenamtliche engagieren sich bei der „Lebensmitteltheke“ in Groß-Bierau (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Sie helfen bei der Warenausgabe, holen die Lebensmittel bei den Supermärkten ab und kümmern sich um die Organisation. Die „Lebensmitteltheke“ wurde 2012 als rein ehrenamtliche Initiative des Vereins Diakoniezentrum Groß-Bieberau gegründet, um Lebensmittel – ähnlich wie bei den Tafeln – vor der Vernichtung zu retten und sie an hilfebedürftige Menschen mit geringem Einkommen weiterzugeben.
Die Hilfsstelle ist in einem ehemaligen Ladengeschäft untergekommen. Menschen mit kleiner Rente, Personen, die sich Einkaufen in Supermärkten nicht mehr leisten können, die wegen Krankheit keiner Arbeit mehr nachgehen können und für die das Bürgergeld nicht ausreicht, können hier "einkaufen": In einem Einkaufskorb erhalten sie Obst, Gemüse, Trockenwaren wie Nudeln und Reis, Milchprodukte, Wurst und Fleisch oder Backwaren. Sie zahlen 1,50 Euro oder 2 Euro und bekommen Waren für 30 oder 40 Euro. Etwa 250 Menschen besuchen die Lebensmitteltheke regelmäßig.
Die „Lebensmitteltheke“ ist auf Spenden und tatkräftige Helfer:innen angewiesen. Mietkosten müssen bezahlt werden, der Transport der Waren mit einem eigenen Fahrzeug und anderes kosten nicht wenig. Jemand muss als Fahrer:in zur Verfügung stehen, wenn Lebensmittel für den Verkauf mit dem Transporter abgeholt werden müssen. Die Waren müssen für die Kund:innen ein Kisten und Regale gepackt werden. Und jemand muss die gesamte Aktion organisieren.
Das ist viel Arbeit. Ohne Ehrenamtliche kann die „Lebensmitteltheke“ niemand helfen. Aber ihr Engagement tut viel Gutes.
Quellen: Matthias Hartmann, Evangelisches Dekanat Gießen / Silke Rummel, Annika Werwatz, Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald / Christian Weise, Evangelisches Dekanat Rheingau-Taunus
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