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Bibel auf Bierdeckel – worüber reden wir eigentlich?
veröffentlicht 01.01.2024
von Impulspost-Redaktion
Wer oder was sagt mir, worauf es im Leben wirklich ankommt? Woran kann ich mich orientieren? Die Bibel erzählt, dass Jesus genau dies einmal gefragt wird, und zwar mit den Worten: „Welches ist das höchste Gebot?“
Seine Antwort ist kurz und einfach:
„Liebe Gott. Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Matthäusevangelium, Kapitel 22,34 ff
Christsein konkret
30.442 Verse in 3 Sätzen
Damit – so sagt Jesus – sind alle Gebote zusammengefasst. Das heißt: Die Kernaussage aller Gebote ist Liebe. Sie soll der Kompass für das Leben sein!
Natürlich hat Jesus noch viel mehr gesagt. Und natürlich kann man darüber streiten, ob man die 30.442 Verse der Bibel wirklich auf das Doppelgebot der Liebe reduzieren kann. Aber die Liebe ist das Fundament, auf dem das Leben, Beziehungen und das Miteinander gelingen oder eben auch scheitern können. Denn, was sich einfach anhört, ist oft nicht einfach umzusetzen. Auch die Bibel hat nicht auf alle Fragen eine fertige Antwort. Sie ist keine Gebrauchsanweisung für das Leben. Aber sie regt uns an, herauszufinden, wie wir hier und heute Gott, uns selbst und andere Menschen lieben können.
Mit unserer Bibel auf Bierdeckeln wollen wir dich ins Gespräch bringen, mit Freundinnen und Freunden in der Kneipe, im Restaurant, mit der Familie beim Kaffee oder beim Wein – diskutiere! Wir wünschen einen anregenden Austausch!
„Darf ich Euch einen Vorschlag machen? Sprecht doch einfach über Gott, wie ihr bei einem Bier sprecht. Dann ist das vielleicht noch nicht modern, aber immerhin mal wieder menschlich, nah und nicht zuletzt verständlich.“
Eric Flügge: Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt. Kösel Verlag 2016, S. 10

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Jesus im O-Ton
Die Frage nach dem höchsten Gebot
Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot? Jesus aber antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Lutherbibel 1984, Matthäus 22, Verse 34-40
Erläuterungen zur Bibelstelle
Jesus fasst die Vielzahl der Gebote in einem zusammen. Dieses Doppelte Gebot hat Jesus aus zwei alttestamentlichen Sätzen zusammengefügt.
- Den ersten Teil zitiert Jesus aus dem 5. Buch Mose (Kapitel 6, Vers 5), mit dem Mose die zehn Gebote zusammenfasst.
- Den zweiten Teil des Doppelgebotes nimmt Jesus aus einer Aufzählung verschiedener Gebote und praktischer Lebensregeln aus dem 3. Buch Mose (Kapitel 19,18b): „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Diese Komposition führt Gottesliebe und Menschenliebe zusammen.
Damit ist Gottesliebe nicht mehr etwas Theoretisches oder etwas Innerliches, sondern wird lebenspraktisch. Gottesliebe ist nur zusammen mit anderen Menschen möglich. Umgekehrt ist in dieser Zusammenschau die Nächstenliebe nicht mehr nur lebenspraktisch, vernünftig oder freundlich, sondern gehört zur Gottesliebe. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.
Das Doppelgebot der Liebe
Anmerkungen zu einem zentralen biblischen Thema im Lichte christlich-jüdischer Theologie. Zwei vertiefende Artikel greifen das Thema auf.
Der Jude Jesus und das Doppelgebot der Liebe
Über den Zusammenhang des "Alten und des Neuen" im Zusammenhang mit dem „Doppelgebot der Liebe“ aus den Evangelien des Neuen Testaments denken die beiden Pfarrer und Vertreter des christlich-jüdischen Dialogs Wolfgang Kruse und Martin K. Reinel nach. Ihre These: Jesus führt eine typisch rabbinische Diskussion. Und die Frage nach der Mitte der Schrift führt christliche Theologie zum jüdischen Bekenntnis „Schma Jisrael“ – und damit in die Mitte des jüdischen Glaubens.
Das Doppelgebot der Liebe ganz konkret
Die Bibel erzählt, dass Jesus einmal nach der zentralen Aussage der Bibel gefragt wurde und zwar mit den Worten: „Welches ist das höchste Gebot“. In seiner Antwort zitiert Jesus zwei Kernsätze aus dem Alten Testament: „Liebe Gott. Und liebe Deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Matthäusevangelium Kapitel 22,34 ff).
Die Quintessenz aller Gebote sieht er zusammengefasst in der Liebe. Aber was heißt das konkret? Wilfried Steller hat sich für die Zeitung Evangelisches Frankfurt Gedanken darüber gemacht, wer eigentlich unser Nächster ist.

© fundus-medien.de / Rolf Oeser
Einfach erklärt
Was ist die Bibel?
Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, sondern von Menschen gemacht. Viele haben an diesem Werk mitgewirkt. Sie haben aufgeschrieben, was sie mit Gott erlebt haben. Sie haben schriftliche Zeugnisse aus früheren Zeiten gesammelt. Und sie haben notiert, was andere ihnen erzählt haben. Hier war allerdings kein Verlag am Werk, der in einer gemeinsamen Anstrengung die Bibel herausgegeben hat. Denn die Bibel ist an vielen Orten entstanden und über einen Zeitraum von rund tausend Jahren.
Die biblische Überlieferung begann mündlich
Die ältesten Textstücke sind Liedstrophen aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Die besingen, wie Gott das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten im Roten Meer gerettet hat. Da hat niemand mitgeschrieben. Die Lieder wurden gesungen und an Kinder und Kindeskinder weiter gegeben. Auch die sagenhaften Erzählungen von Vorfahren wie Abraham, Isaak und Jakob wurden an den Lagerfeuern der Nomaden über Jahrhunderte erzählt. Erst später hat man sie verbunden zu einem großen Erzählstrang im 1. und 2. Buch Mose.
Texte werden aufgeschrieben, gesammelt und geordnet
Die ersten Könige, etwa 1000 vor Christus, Salomo und David, boten nicht nur Gesprächsstoff, sondern sorgten auch selbst dafür, dass ihre Taten schriftlich ins rechte Licht gerückt wurden. Aber auch ihre Kritiker, die Propheten, hinterließen mündliche und schriftliche Zeugnisse. So findet sich in unserer Bibel allerlei Widersprüchliches. Und nach und nach wurden auch Psalmengesänge aufgeschrieben. Doch erst in der Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus hat man ernsthaft angefangen, diese Texte zu sammeln und zu ordnen.
Jesus von Nazareth las aus den heiligen Schriftrollen, aus den Büchern Mose, den Propeheten und den Psalmen. Jede Synagoge hatte eine ganze Reihe davon, aber so etwas wie ein komplettes Buch gab es immer noch nicht. Aber in den griechischsprachigen Teilen des Römischen Reiches kursierte schon seit 200 vor Christus eine griechische Übersetzung vieler Schriften, die Septuaginta. Diese ist bis heute eine wichtige Grundlage für die Textforschung. Erst zu Beginn unserer Zeitrechnung haben jüdische Schriftgelehrte eine verbindliche Textsammlung ihrer heiligen Schriften festgelegt.
Wie die Nachricht von Jesus Christus durch das Römische Reich ging
Starke Aussprüche von Jesus, wie etwa „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“, gingen wie ein Lauffeuer durchs Land. Die Nachricht, dass Jesus nach seiner Kreuzigung wieder von den Toten auferstanden sei, war ebenfalls eine Sensation, die man überall weiter erzählt hat. Erst 30 bis 50 Jahre später, also gegen Ende des 1. Jahrhunderts, haben die Evangelisten Markus und Lukas, Matthäus und Johannes markante Sätze, Wundergeschichten und weitere Begebenheiten aufgeschrieben. Interessant sind die starken inhaltlichen Übereinstimmungen, aber auch die sprachlichen Unterschiede.
Bereits um die Mitte des ersten Jahrhunderts hatten die noch sehr kleinen christlichen Gemeinden die Briefe des Apostels Paulus vorgelesen und weiter gereicht. Paulus hat Jesus persönlich gar nicht gekannt und musste sich auf das stützen, was andere ihm über Jesus Christus erzählt haben. Er selbst berichtet, wie er dem Auferstandenen begegnet sei. Einer seiner Reisebegleiter war Lukas, der später das Evangelium und die Apostelgeschichte geschrieben hat.
Bibeln gibt es erst seit dem Mittelalter
Je weiter sich der Glaube an Jesus Christus ausbreitete, umso mehr christliche Texte gingen durch das römische Reich. Lange blieb es umstritten, welche Evangelien und Briefe als heilige Schriften anzuerkennen seien. Erst im 4. Jahrhundert, als das Christentum die offizielle Religion des Römischen Reiches wurde, einigte man sich auf eine Liste der Schriften, die als Gottes als Wort Gottes gelten. Bis zur Erfindung des Buchdrucks Ende des 15. Jahrhunderts haben Mönche die Schriftsammlungen als ganze Bibeln abgeschrieben. Das Wort Bibel kommt aus dem Griechischen und bedeutet einfach Buch.
Wie wahr ist die Bibel und wie wörtlich können wir sie nehmen?
Die Bibel berichtet, was Menschen mit Gott erlebt haben. Genauer gesagt: Menschen haben aufgeschrieben, was sie mit Gott erlebt haben. Noch genauer: Mehr als tausend Jahre lang haben tausende Menschen ihre Erlebnisse mit ihrem Glauben aufgeschrieben. Sie haben Texte gesammelt, neu abgeschrieben, geordnet und zusammengestellt. So ist die Bibel entstanden.
Die Bibel ist Menschenwerk. Gott spielt dabei die entscheidende Rolle. Ist die Bibel nun wahr? Und wie wörtlich können wir sie nehmen? Schon Pontius Pilatus fragt: Was ist Wahrheit? Und er bekommt keine Antwort. Die heutigen Philosophen sagen, dass die Wahrheitsfindung ein Prozess ist, bei dem die Menschen der Wirklichkeit immer näher kommen, jedoch ohne sie ganz erreichen und begreifen zu können. So ist das auch mit der Bibel. Die Erkenntnis reift, je mehr ich darin lese.
Der Ansicht, die Bibel sei von Gott offenbart, können sich auch viele Christen nicht anschließen. Immerhin verstehen sich ein Drittel aller Menschen sich als Christen. Vieles, was in der Bibel beschrieben wird, deckt sich nicht mit der Wirklichkeit des modernen Menschen. Jedoch halten sehr viele Menschen biblische Wahrheiten für nützlich, wie das Gebot der Nächstenliebe. So denken Menschen der heutigen Zeit, aber Wahrheit hängt nicht davon ab, wann sie ausgesprochen wurde.
Die Wahrheit entscheidet sich auch nicht am Wortlaut. Viele Bibeltexte gibt es mehrfach mit gewissen Unterschieden. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten, Kulturen und Sprachen. Ratschläge und Anweisungen gehören zunächst einmal in die alten Lebenszusammenhänge und müssen ihrem Inhalt nach in die heutige Zeit übertragen werden. Manches bleibt uns heute gänzlich fremd. Und wer die Bibel dennoch wörtlich nehmen will, muss Hebräisch und Griechisch verstehen.
Die Bibel auf einem Bierdeckel?
Ein Pro und Contra
Für viele steht die unausgesprochene Frage im Raum „Jetzt mal ohne anpredigen und wirklich ganz konkret: Worum geht‘s hier eigentlich? Geht das auch in kurz?“
Die Bibel stellt die meisten Menschen vor eine ähnliche Herausforderung, wie die Steuererklärung: Zu komplex, zuviel Papier, zuviel Hintergrundwissen erforderlich, verklausulierte Fachsprache, fehlende Zusammenhänge, jeder Fehler kann gegen einen verwendet werden …
Nach Friedrich Merz sollte die Einkommensteuer auf einem Bierdeckel ausgerechnet werden können. Will sagen: Wenn man einen komplexen Zusammenhang so sehr herunterdampfen kann, dass er auf das Format eines Bierdeckels passt – dann sollte das jeder verstehen.
Kann man die Bibel auf einem Bierdeckel unterbringen? Die EKHN meint: Ja. Schon Jesus hat mit dem Doppelgebot der Liebe den Kern der Schrift benannt. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“. Und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ In einem ausgedachten Streitgespräch unterhalten sich zwei, ob Gottes Wort auf einem Bierdeckel Platz findet.
„Super“, sagt Ina, „Die Bibel gehört mitten ins Leben, an öffentliche Orte wie hier in der Kneipe.“
„Ein Pils, ein Spezi“. Der Wirt stellt die Gläser auf die Bierdeckel. „Guck mal“, sagt Ina, da is ja was mit Bibel auf’m Bierdeckel.“ Kai hebt sein Bierglas hoch: „Und bei mir steht: Hast Du schon mal mit Gott geredet?“
„Genau“, hakt Ina ein, „so’n Bierdeckel ist doch eine tolle Chance ist, mit Leuten über den Glauben ins Gespräch zu kommen.“
„Wenn ich in die Kirche gehe, dann geh ich in die Kirche. Und jetzt bin ich in der Kneipe,“ entgegnet Kai entschieden. „So’n Bierdeckel ist doch mehr was für Kneipengänger, aber die christliche Botschaft will offen für alle sein.“
„Aber es geht doch erst mal nur um einen Einstieg ins Gespräch“, wirft Ina ein. „Dass man erst mal losreden kann oder sich einfach wundert.“
„Und mit solchen platten Parolen willst Du die Leute überzeugen?“ wirft Kai ein. „Die christliche Botschaft in Schlagworten verkürzt!“
„Nein“, sagt Ina, „eine klare Aussage hilft doch, die Botschaft zu verstehen.“
„Hör mal Ina: Das ist doch der reine Fundamentalismus.“
„Weißt Du Kai, das Anstößige hat die christliche Botschaft doch erst richtig verbreitet.“
„Außerdem wertet so’n Pappdeckel die Bibel ab“, findet Kai. „Das ist doch die Heilige Schrift.“
„Der Wirt hier hat sie doch auch“, kontert Ina. „Und ich habe sicherheitshalber immer ein paar Bierdeckel in der Handtasche.“
„Und weißt Du, wie peinlich das ist, die Bibel auf’m Bierdeckel?“ Kai zeigt Ina einen Vogel. „Die nimmt sowieso kein Wirt ab, nicht mal geschenkt.“
„Nur ein paar. Und dann tausche ich die Bierdeckel einfach aus.“
„Komm, wir bestellen noch was...“
„Wie? Du schleppst die immer Dinger mit Dir rum?“ Kai ist überrascht.
Tausche deine Argumente aus
CONTRA
- Der Bierdeckel verkörpert ein bestimmtes Milieu, aber die christliche Botschaft will offen für alle sein.
- Die christliche Botschaft lässt sich nicht in Schlagworten verbreiten.
- Die christliche Botschaft wird abgewertet, banalisiert, verkürzt.
- Die Bibel ist viel zu disparat, um sie mit einem Satz über einen Kamm zu scheren.
- Klare Aussagen auf komplizierte Fragen führen zu Fundamentalismus.
PRO
- Die Bibel gehört mitten ins Leben, an öffentliche Orte.
- Der Bierdeckel ist das Sinnbild für klare Übersichtlichkeit.
- Der Bierdeckel ermöglicht einen leichten Einstieg ins Glaubensgespräch.
- Eine klare Aussage hilft, die Botschaft zu begreifen.
- Das Anstößige der Botschaft hat die Bibel groß werden lassen.
Bücher der Religionen
Heilige Schriften
Viele Religionen haben eines oder mehrere Bücher, die ihnen besonders wichtig sind. Sie werden heilige Schriften genannt und erzählen über die Schöpfung, über Gott oder Gottheiten, über den Tod und darüber, wie die Menschen leben sollen.
In den heiligen Schriften verdichten sich die religiösen Erfahrungen der Menschheit. Im Glauben der Religionen haben die Texte oft göttlichen Ursprung: Gott selbst hat den Text geschrieben, Auserwählten diktiert oder per Inspiration einzelnen Menschen eingegeben. Sie enthalten Anweisungen zur ethischen Lebensführung und Gebote zur sozialen Ordnung.

© Tim Reckmann / pixelio.de
Zu guter Letzt
Eine kleine Kulturgeschichte des Bierdeckels
Vor rund 500 Jahren, am 23. April 1516, hat der bayerische Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot für die Herstellung des alkoholischen Getränks Bier erlassen. Er verfügte, dass allein Wasser, Hopfen, Hefe und Malz als Brauzutaten verwendet werden dürften. Für die deutschen Brauer gilt dieses Reinheitsgebot bis heute.
Das Bier selbst ist jedoch schon viel älter. Sumerer und Babylonier, Ägypter und Chinesen in vorchristlicher Zeit, Mönche und Nonnen im Mittelalter, Großkonzerne und Hobbybrauer in unserer Gegenwart waren und sind mit der Herstellung des Gerstensaftes beschäftigt.
Bierfilze für Krüge ohne Deckel
Ende des 19. Jahrhunderts leisteten sich einige besserbetuchte Menschen einen persönlichen Bierkrug mit einem Zinn- oder Silberdeckel, durch den verhindert wurde, dass etwa Insekten ins Getränk fielen. Die ärmeren Leute benutzten einen Krug ohne Deckel. Sie bekamen vom Wirt oder von der Kellnerin ein Filzstück gereicht, das auf den Krug gelegt werden konnte, den sogenannten Bierfilz. Die Verwendung dieser Bierfilze, die über Nacht im Wirtshaus getrocknet wurden, war hygienisch natürlich nicht ganz einwandfrei.
Das änderte sich, als eine neuartige Methode zur Papierherstellung – der sogenannte Holzschliff – 1867 auf der Weltausstellung in Paris präsentiert wurde. Der Dresdner Fabrikant Robert Sputh war zwar nicht der erste Hersteller von Bierdeckeln in Deutschland, aber er verfeinerte diese neue Methode zur Herstellung von Papier. Für die Maschine, die Holzfilzplatten fabrizierte, aus denen runde oder eckige Bierdeckel ausgestanzt wurden, erhielt Sputh 1892 ein Patent.
Durch die erhöhte Saugfähigkeit der neuartigen Bierdeckel erweiterte sich das Aufgabengebiet der nun zu recht „Untersetzer“ genannten Pappstücke: Neben dem Abdecken und dem Schutz des Kruges saugte der Bierdeckel jetzt unter dem Krug die herunterlaufenden Wassertropfen auf.
Bierdeckel als Werbeträger
Erst seit Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts kam noch eine weitere Aufgabe für einen Bierdeckel hinzu, nämlich als Werbeträger. Im Laufe der Zeit wurde dies die Hauptaufgabe des Bierdeckels. Erst warb die Brauerei für sich und ihre verschiedenen Biere; dann erschien auf der Rückseite ein Restaurant, in dem das betreffende Bier ausgeschenkt wurde; schließlich gibt es heute Hunderte von Untersetzern, die ohne Brauerei- und Bierbezug für eine Autofirma, eine Partei, einen Hollywood-Film oder ein touristisches Reiseziel werben.
Tausende von neuen Untersetzern werden allein in Deutschland jährlich herausgebracht.
Einen ganz besonderen Bierdeckel halten Sie mit dieser Aktion Ihrer Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in den Händen.

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Quellen
- Rolf Lohberg, Das große Lexikon vom Bier, Wiesbaden 1982
- Wikipedia-Internet-Lexikon, Artikel „Bier“, „Bierdeckel“ und „Reinheitsgebot“
- Wir und Bier, 50 Jahre IBV, Hrsg. IBV, Stuttgart 2008

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