Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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  • Beten

Gottkontakt

veröffentlicht 18.10.2024

von Impulspost-Redaktion

Beten stellt Kontakt mit Gott her. Beten ist mehr als Reden. Beten ist auch Hören. Beten heißt ebenso, sein Herz vor Gott auszuschütten. Gott alles zu sagen, was auf dem Herzen brennt: Freude und Leid mitteilen, Gott loben und Gott danken, klagen oder bitten. Beim Beten geht es um mich, um andere und um die ganze Welt. Gott ist nahbar und freundlich und sucht die Verbindung. Das wird an vielen Stellen in der Bibel deutlich.

... denn keinem von uns ist Gott fern.

Apostelgeschichte 17,27

Die Impulspost „Gottkontakt“ soll Mut machen, den Kontakt mit Gott aufzunehmen. Das Gebet als eine Kraftquelle herauszustellen, ist unsere Aufgabe und – hoffentlich – ein Trost.

Viele Christinnen und Christen – über Jahrhunderte hinweg und in der ganzen Welt – sind im Gebet mit Gott in Kontakt. Dabei erleben sie Gott als Gegenüber. Sie erfahren Weisung und Hilfestellung, Ermutigung und Kraft. Es ist gut, wenn wir immer wieder beten, für uns selbst und für andere. Denn Beten kann Furcht nehmen und stattdessen Kraft und Liebe geben.

 

Ein weitestgehend schwarzes Bild mit einer leuchtenden Kerze in einer Hand

© Gettyimages / Alexey_R

Bewusst innehalten zum Gebet

Angst und Zuversicht, Wut und Freude: Menschen dürfen mit allen Emotionen vor Gott treten

Von Renate Haller

Wie geht beten? Formuliere ich selbst, bete ich das Vaterunser oder besorge ich mir erst einmal Literatur zum Gebet? Wo konzentriere ich mich auf Gott und wie lange dauert das? Viele Menschen sind im Beten nicht mehr geübt. Dorothea Hillingshäuser, Referentin für Geistliches Leben im Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, weiß Rat.

Es gibt kein Richtig oder Falsch«, sagt Pfarrerin Dorothea Hillingshäuser. Auch mit kleinen Bitten können sich Menschen an Gott wenden. Selbst das Stoßgebet »Gott, gib mir sofort einen Parkplatz!« hat sein Recht. Wichtig sei, »mit Gott in Beziehung zu treten«, egal ob jemand glücklich oder enttäuscht, wütend oder traurig ist. Kritisch findet die Referentin nur Situationen, in denen anderen »eins übergebügelt wird«, etwa, dass jemand nicht mehr so laut sein soll. »Das ist eine Bitte, die man besser an den Betreffenden richten sollte«, sagt sie.

Gebetsanregungen

Finde dein eigenes Gebet: Sechs Anregungen für deinen Kontakt zu Gott – im Alltag und am Sonntag, in der Not und im Glücksmoment. Für jede Anregung ein entsprechender Impuls!

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„Es hat mir die Sprache verschlagen.“ Wie traurig, wenn einem Menschen die Worte versiegen. Wie schlimm, wenn jemand verstummt. Wie einsam, ohne sich ausdrücken zu können. Wie fürchterlich still, wenn man keine Worte mehr findet. Aber auch: Wie menschlich!

Im Gebet richte ich meine Gedanken auf Gott aus. Im Gottkontakt hoffe ich auf Trost und Orientierung. Manchmal fehlen einem allerdings die Worte zum Beten. Die Sehnsucht nach Gott ist zwar groß, aber man weiß nicht, was man sagen soll. Das kommt vor, wenn man innerlich leer ist – geistlich ausgelaugt. Dann findet man keine Worte. Oder die Worte irren ziellos umher und finden nicht zu Gott.

Grüne Auen und finsteres Tal. Ich denke an den 23. Psalm. Schon vor tausenden von Jahren scheint der Beter ein ähnliches Kontrastprogramm zu erleben. Von blühenden Wiesen und dunklen Wegen singt er in seinem Psalm.

Glaube hilft. So heißt es. Und Beten festigt. So heißt es. Wenn es einem dreckig geht, wenn einer die Puste ausgeht, wenn ich innerlich nur noch schwarzsehen kann, wenn es äußerlich kein Halten mehr gibt – „dann hilft Beten“. Ja, das stimmt.  Viele Zeugnisse von Jungen und Älteren berichten von dieser Kraft des Betens. Einer Kraft, die sich entwickelt, weil mir neuer Atem geschenkt wird, weil ich Worte für den Ärger und die Trauer finde, wenn ich bete. Weil ich meine Sorgen ausdrücken kann. Weil ich Mut gewinne und Antworten auf meine Fragen bekomme.

Die Glocken läuten. Die Kirchentür steht offen, Menschen treten ein, suchen sich einen Platz. Sie sprechen ein stilles Gebet und setzen sich. Auf dem Altar brennen die Kerzen. Die Glocken verklingen, das Orgelvorspiel beginnt. Ein Ruhepunkt in der Woche ist für viele der Gottesdienst am Sonntag. „Hier bekomme ich Abstand von meinen Sorgen“, erzählt eine Gottesdienstbesucherin. Es tut mir gut, die vertrauten Lieder mitzusingen, die Worte der Bibel zu hören und die Auslegung dazu. Wenn ich bete, werde ich ruhig. Ich vertraue mich Gott an."

Wie schön wäre es, wenn man Probleme einfach wegbeten könnte. Kann ein Gebet die Welt verändern? Darüber gibt es in der Bibel eine Geschichte, die mich schon seit meiner Kindheit fasziniert – und gleichzeitig auch befremdet.

Gebete, Gebetsvorlagen und Inspirationen

Vielen Menschen fällt das Beten schwer. Wie und was kann man beten? Wie kann man Gott wahrnehmen? Beten ist vielfältig. Beten heißt aber auch, sein Herz auszuschütten – vor Gott. Und Gott alles zu sagen, was auf dem Herzen brennt: Wünsche, Ängste, Zweifel – und auch Wut.

Das Vater unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Das Grundgebet der Christlichen Kirche

Verschiedene Gebete

Eine Auswahl an verschiedensten Gebeten steht dir als Anregung zur Verfügung – sei es zum kurzen Morgengebet, für ein schnelles Tischgebet, ein ausführliches Abendgebet oder ein hilfreiches Trostgebet. Auch Psalmen können eine große Hilfe sein.

Lohnt es sich zu beten?

Wenn ein Kreuzworträtsel nach der „Anrufung Gottes“ fragt, dann lautet die richtige Antwort „Gebet“. Darum geht es im Gebet: Um Kontakt mit Gott – Gottkontakt also. Aber nicht nur mit Worten, wie es viele aus der Kirche kennen. Gottkontakt kann man auch singen und sogar laufen. Ja, Leute die gerne pilgern, begreifen ihren langen Marsch als Gebet mit den Füssen. Andere tanzen ihr Gebet. Andere riechen oder sehen ihr Gebet. Sie gehen durch den Wald, riechen die würzige Waldluft, sehen das frische Frühlingsgrün. Dabei denken, murmeln oder rufen sie: „Mein Gott, ist das schön!“ Das ist ein ziemlich kurzes Gebet. Aber noch nicht das kürzeste. Das kürzeste Gebet sprechen Leute meistens aus, wenn sie vor etwas erschrecken: „O Gott!“ Das stöhnen sie heraus. Dann verstummen sie meist, denn das, was sie gerade erleben, verschlägt ihnen erst einmal die Sprache.

Was ist Beten?

Theologischer Ansatz von Prof. Stefan Claaß, Herborn

Eine elementare Weise, mit Gott in Kontakt zu kommen, ist das Beten. Wer betet, kommuniziert mit Gott im Hören, im Reden und im Schweigen. Es setzt voraus, dass ein betender Mensch die Vorstellung hat bzw. die Erfahrung gemacht hat, dass Gott als persönliches Gegenüber solche Kommunikation aufnimmt oder zulässt. Daher ist Beten vor allem in Religionen bekannt, die auf einer personalen Erfahrung von Gott ausgehen wie im Judentum, im Christentum und im Islam. Das Gebet lebt aus der Hoffnung bzw. aus der Erfahrung, dass Gott sich uns mitteilt, dass Gott hört, was uns bewegt und dass Gott eine Verbindung mit uns eingeht. Martin Luther war der Überzeugung:

Das Gebet lehrt uns, dass wir beide erkennen: uns selbst und Gott

Wie und was wir beten, bildet etwas davon ab, wie unsere Gottesbeziehung aussieht. Ist sie geprägt von Vertrauen, dann wird sich das Beten ausleben in Dank und Lobpreis. Hat sich Zweifel in die Beziehung eingeschlichen, lebt das Beten in Fragen und Erwartung. Vielleicht steigert sich der Zweifel, dann verändert sich das Beten in Formen von Klage.

Was heißt: sich selbst erkennen in dieser Beziehung? Auch hier bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten. Sieht sich der betende Mensch als Sandkorn im Universum, als ein dem Willen Gottes unterworfenes Wesen oder als ein geliebtes Kind Gottes? Je nachdem werden sich die Haltung und die Ausdrucksform im Beten verändern.

Was heißt: Gott erkennen in dieser Beziehung? Sieht der betende Mensch Gott als Herrscher des Universums an? Als Schöpfer allen Lebens, auch des eigenen? Als allmächtig, barmherzig, gerecht, fähig zum Zorn wie zur Liebe? So vielfältig wird sich das Beten auch darstellen. Beten ist Ausdruck der Beziehung zu Gott. Sie kann gut und offen sein. Manchmal ist sie weniger oder stärker gestört. Manchmal ist ein betender Mensch vielleicht auf der Suche nach einer solchen Beziehung.

© EKHN / Gettyimages MicroStockHub

Persönliche Geschichten rund ums Beten. So erzählt Pfarrer Eugen Eckert von seinen Erfahrungen aus der Stadionkapelle bei Eintracht Frankfurt. Die Influencerin Jana Highholder spricht im Video über ihren ganz persönlichen Zugang zum Gebet. Christopher Schacht, der mit 50 € um die Welt reiste, gibt fünf Tipps zum persönlichen Gebetsleben. Weitere Personen kommen ebenfalls zu Wort.

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Beten mit Kindern

Dir kann ich alles sagen

Wer mit seinem Kind beten will, muss sich erstmal über sein Gottesbild klar sein

Bücher mit Gebeten für Kinder gibt es viele. Geht es nach Natalie Ende, sollte man davon besser die Finger lassen. Die Referentin für Gottesdienste mit Kinder im Zentrum Verkündigung ist keine Freundin von Vorformuliertem.

Abend für Abend, wenn Simone ihren Sohn Konstantin ins Bett bringt, falten die beiden ihre Hände und beten zu Gott. »Mir hilft es, wenn ich mich im Gebet an Gott wenden kann. Und das möchte ich an meinen Sohn weitergeben«, sagt die 41-Jährige. Wie viele Eltern wie Simone mit ihrem Kind täglich beten, weiß niemand genau. »Das Beten ist etwas worüber man nicht so gern spricht«, weiß Natalie Ende, Referentin für Gottesdienste mit Kindern im Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Ähnlich wie bei Simone und Konstantin sind in vielen Familien die Augenblicke vor dem Einschlafen von Ritualen geprägt. Dann ist Zeit, miteinander zu kuscheln, eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen oder ein Lied zu singen. In diese von Zweisamkeit geprägten Momente lassen sich Gebete integrieren.

Kinder haben viele Fragen. Sie wollen wissen, warum gibt es eine Welt, warum bin ich, warum sterben wir? »Und mit all diesen Fragen, beginnst du auch nach Gott zu fragen«, schreibt Religionspädagoge Rainer Oberthür in seinem Buch »Das Vater Unser«. Darin führt ihr Kinder an das Beten heran. Natalie Ende ist überzeugt, dass Kindern eine Gottesbeziehung wichtig ist. Es kann sein, dass ein Kind sich mit all diesen Fragen an seine Eltern wendet. Genauso gut können Eltern aber auch spüren, dass ihr Kind etwas belastet, worüber es mit niemandem reden kann und dann dem Kind von Gott erzählen.

Grafik mit hellblauen Kachelhintergrund, auf der ein Monitor in weißen Linien dargestellt ist, im Monitor ein großes G für Gebet

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Online Beten

Online-Angebote zum Beten erreichen junge und bisher kirchenferne Menschen

Shoppen, Reise buchen, Essen bestellen oder seinen potenziellen Traum-Partner kennenlernen. All das können Menschen online erledigen. Glaube und Kirche findet ebenso zunehmend im digitalen Raum statt. Gerade in Zeiten von Corona. Auch Beten gehört dazu. Klingt toll, Grenzen gibt es trotzdem.

Kaum ist das »B« von »Beten« ins Suchfeld auf Instagram eingegeben, spuckt die App schon die ersten Vorschläge aus: #beautifuldestinations, #berlin, #bodybuilding oder #blogger gehören zu den ersten Ergebnissen. Man muss das Wort schon ausschreiben, um zum Ziel zu kommen. Immerhin: Es gibt ihn, den Hashtag »beten« – und das mit mehr als 50.000 Beiträgen. Unter »Gebet« tauchen sogar knapp 75.000 Bilder auf.

Zugegeben, die angezeigten Bilder oftmals mit Bibelversen wirken ein wenig befremdlich auf der sonst so glitzernden und glamourösen daherkommenden Plattform. Und doch scheint es inmitten von Beauty-Selfies und Schmink-Tutorials eine Community dafür zu geben.

Impulsgeber sind immer öfters sogenannte Sinnfluencer. Sie lassen sich als eine Art Gegenbewegung zu Beauty, Lifestyle und Fashion verstehen. Die jungen Frauen und Männer berichten auf ihren Profilen über Gesundheit, Nachhaltigkeit oder eben ein Leben im christlichen Glauben. 

Chatten mit Heiligenschein und gefalteten Händen

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde”... und eine ganze Zeit später tauchten plötzlich Emojis auf. Die kleinen Smileys, Herzchen und Blumen sind in der Smartphone-Kommunikation allgegenwärtig. Aber auch wenn es um kirchliche Themen geht? Eine kleine Kunde der „churchy Emojis”.

Auch wenn es unter den insgesamt mehr als 1000 Emoji-Zeichen viele Symbole gibt, die aus der japanischen Kultur stammen und für europäische Nutzer schwer verständlich sind, so ist das Zeichen für Kirche beziehungsweise Gemeinde wohl eindeutig:

Bunte Fenster, Seitenschiff, Turm mit Kreuz auf dem Dach. Zudem gibt es das Kreuz auch noch lila unterlegt als einzelnes Symbol. Bei dem Kirchen-Gebäude mit dem Herz, das ebenfalls unter den Symbolen zu finden ist, wird es dann schon schwieriger. Doch die "Emojipedia" hat darauf die Antwort: Das Zeichen steht für Hochzeit.

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