Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Pfarrer Eugen Eckert mit Mikrofon und Bibel vor dem Altar in der Stadionkapelle

© Medienhaus der EKHN / Gels

Pfarrer Eugen Eckert beim Gottesdienst in der Stadionkapelle
  • Beten

Wofür darf ich beten?

veröffentlicht 19.01.2024

von Impulspost-Redaktion

Persönliche Geschichten rund ums Beten. So erzählt Pfarrer Eugen Eckert von seinen Erfahrungen aus der Stadionkapelle bei Eintracht Frankfurt. Die Influencerin Jana Highholder spricht im Video über ihren ganz persönlichen Zugang zum Gebet. Christopher Schacht, der mit 50 € um die Welt reiste, gibt fünf Tipps zum persönlichen Gebetsleben. Weitere Personen kommen ebenfalls zu Wort.

Die erste Frage und Antwort im Katechismus meines Konfirmandenunterrichtes von 1967 habe ich nie vergessen. Auf die Frage „Was heißt beten?“ hieß die Antwort beim heutigen Stadionpfarrer Eugen Eckert: „Von Herzen mit Gott reden“. Ich habe das seither so verstanden, dass ich mit Gott über alles im Gespräch bleiben kann, was mir wirklich am Herzen liegt.

Nun arbeite ich seit 14 Jahren als Pfarrer in der Frankfurter Stadionkapelle. Und dort treffe ich auf eine Menge Menschen, deren Herzenswunsch es ist, endlich die Eintracht wieder einmal als Deutschen Meister feiern zu können. Zuletzt war das 1959 der Fall. Das ist lange her.

Das Bild zeigt die Fankurve von Eintracht Frankfurt mit einer großen Choreo "Im Herzen von Europa"

© Medienhaus der EKHN / Gels

Und darum werde ich auch immer mal wieder aus der Fangemeinde heraus gefragt, ob ich in der Kapelle denn auch für Siege bete oder gar für das große Ziel. Ich verneine das – mit Begründung. Zum einen erinnere ich die Fans daran, dass, wenn ich um den Sieg für meine Mannschaft bete, das wahrscheinlich ja auch jemand in der gegnerischen Kabine für seine Mannschaft tut. Und für wen soll sich Gott dann entscheiden? Ein Gebet, das Gott in eine Zwickmühle bringt, halte ich selbst für unangemessen und darum auch nicht für hilfreich. 

Zum anderen bin ich auch überzeugt davon, dass Gott sich nicht als Automat missbrauchen lässt, nach dem Motto: Ich werfe oben ein Gebet als Währung ein und unten kommt heraus, was ich mir ausgesucht habe.

Echte Herzenswünsche sind, so glaube ich, von existentieller Bedeutung. Wenn ich bete, geht es um Begleitung in schweren Zeiten, um Trost in Traurigkeit und Rettung aus Notlagen. Ich bete darum, freundlich zu bleiben, selbst wenn ich provoziert werde, fair zu sein im Miteinander, gute Ideen zu bekommen und richtige Schritte zu tun. Im Blick auf den Fußball bete ich übrigens auch darum, das Spiel als Spiel zu begreifen und nicht die wichtigste Sache der Welt daraus zu machen.

Bei allem, was mir auf dem Herzen liegt, finde ich schon lange ein gutes Gebet in den Worten:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Eugen Eckert, Pfarrer der EKHN

Dieses Bild zeigt den Innenraum der Stadionkappelle mit dem Holzaltar vorne links und zwei Stuhlreihen aus Holz mit roten Sitzauflagen.

© Medienhaus der EKHN / Gels

Impression aus der Stadionkapelle im Deutsche Bank Park

© Lou Fox

Ein Gebet bedeutet, mit Gott ein Gespräch zu führen. Mit ihm zu reden, aber auch zuzuhören oder einfach nur seine Gegenwart zu genießen.

Christopher Schacht, der das Beten auf seiner Weltreise lernte und darüber ein Buch schrieb: Mit 50 € um die Welt

Früher fand ich Gebete enorm langweilig oder habe damit eine Art „Pflicht“ im Sinne von „man sollte doch ...“ verbunden. Heute ist es für mich mit das Schönste am Christ sein und jetzt schon ein Vorgeschmack des Himmels auf Erden!

Fünf Tipps haben mein persönliches Gebetsleben von Grund auf verändert:

  1. Ungestört und alleine sein, an einem Ort wo mich niemand hören oder sehen kann.
  2. Laut beten, nicht nur in Gedanken und dabei richtig den Mund aufmachen. Jesus hat auch so gebetet und in Worten steckt viel Kraft. Auch wenn sich das anfangs sehr ungewohnt anfühlt.
  3. Nicht nur über Probleme und Sorgen reden, sondern auch bewusst Gott im Gebet preisen, für den, der er ist. Dankbarkeit und Jubel aussprechen!
  4. Im Neuen Testament lesen und dabei seinen Gesprächspartner - Jesus - besser kennen lernen. Dafür muss man kein Theologe sein. Bibel lesen kann jeder und es ist viel einfacher als wir denken. Schließlich ist es das meistgelesene Buch der Welt.
  5. Musik kann Dinge zum Ausdruck bringen, die man nicht in Worte fassen kann. Deswegen macht es große Freude, beim Beten nebenher christliche Musik laufen zu lassen.

Das persönliche Gebet von Influencerin Jana Highholder

Vom Beten vor der Klausur bis zum still werden in der Natur. Influencerin Jana Highholder, die als Jana glaubt diesen YouTube Kanal betreibt, spricht im Video über ihren ganz persönlichen Zugang zum Gebet.

Ihr Gebet

Vater, ich bitte dich,
dass du mir Ruhe, Kraft und Konzentration schenkst,
dass ich alles anwenden kann, was ich weiß,
auf alles zurückgreifen kann, was ich gelernt habe.
Und bei den Dingen, die ich nicht weiß,
schenke mir deine Gnade und Gunst.

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© Jule Sahm

GEBET bedutet mit Gott vom einem unpersönlichen „Es“ in einen persönlichen Dialog zu treten.

Marcus Schneider, betreibt als Breitester Paster einen YouTube Kanal

Es ist Ursprung und Quelle meiner Bedeutung, meines Lebenssinns und meiner Kraft. Es ist mein tägliches „Date“ mit Gott und der Ort wo ich innerlich „nach Hause“ komme.

© privat

Dankbar sein

Judith Dietrich

Beten ist für mich eine wichtige Verbindung zu Gott. Fast täglich danke ich Gott, für meinen Mann, meine Tochter, unser Leben, für konkrete Situationen oder Erlebnisse. Ich danke aber auch für Kleinigkeiten oder bitte um Beistand. Es ist gut, Belastendes abzugeben, Sorgen zu teilen und zu wissen, Gott ist da, hört zu, nimmt sich meiner/unserer Sorgen an.

In Zeiten, in denen ich länger nicht bete, merke ich, dass ich mich von Gott entferne, das möchte ich nicht und tut mir nicht gut. Darum versuche ich, regelmäßig in den Gottesdienst zu gehen, um dort die Gelegenheit zu bekommen, bewusst zu beten. Dann fällt es mir auch im Alltag leichter, mit Gott in Kontakt zu bleiben.

Beim bewussten Beten schließe ich dann die Augen, um mich voll auf Gott und das Gebet zu konzentrieren. Manchmal, wenn ich spontan ein „Mini-Gebet“ losschicke, kann es sein, dass ich auch einfach nur in den Himmel schaue.

Eine besondere Erfahrung ist es, wenn Menschen mir sagen, dass sie für mich beten. Vor der Geburt unserer Tochter haben zwei Frauen aus der Gemeinde gesagt, dass sie für uns beten und an uns denken. Das hat ungeheuer gut getan und mir viel Mut und Kraft gegeben.

Aber manchmal ist es auch schwierig hinzunehmen, dass etwas nicht so läuft, wie ich das gerne hätte. Erst recht, wenn ich Gott gegenüber sehr deutlich gemacht habe, wieso ich das gerne so hätte. Aber ich versuche mir bewusst zu machen, dass ich Gottes Plan nun einmal nicht kenne und weiß, dass er uns Menschen den freien Willen gegeben hat und lässt. Das ist nicht leicht auszuhalten, aber eigentlich sehr gütig von Gott. Ich empfinde es wie eine Beziehung zwischen Eltern und Kind: Natürlich kann man als Eltern ständig versuchen, einzugreifen und kurzfristig macht es die Situation vielleicht auch besser, aber das ist ja keine Option für die selbständige Zukunft eines Kindes. Ich denke, dass Gott bei ganz vielem was uns widerfährt, mit uns leidet. So, wie Eltern mit ihrem Kind mitleiden.

Und dann gibt es wieder andere Erfahrungen: Meine Großmutter wünschte sich zu ihrem 86. Geburtstag sterben zu dürfen. Sie war inzwischen körperlich sehr schwach und entwickelte eine Demenz. Sie wollte wieder bei ihrem Mann  Ernst sein, der bereits einige Jahre vorher gestorben war und es quälte sie, dass sie ihr Leben nicht mehr selbst gestalten konnte. An ihrem Geburtstag verabschiedete sie sich mit den Worten: „Ich gehe nach Hause - nach Hause zu Ernst.“ Ich habe es als Ausdruck ihrer Demenz empfunden und sie gebeten, ihm liebe Grüße von mir auszurichten. Im Gottesdienst drei Tage drauf habe ich bei den Fürbitten darum gebeten, dass Gott sie „nach Hause“ gehen lässt und zu sich holt. Später rief das Pflegeheim an: Sie war während des Gottesdienstes gestorben. Trotz aller Trauer und Tränen war ich Gott dafür sehr dankbar.

© Dominik Reichenbach

Positive Gedanken schicken

Henni Nachtsheim

Was ich oft mache, ist, jemanden gute, positive Gedanken zu schicken – in der Hoffnung, dass es demjenigen etwas bringt.

Das ist zugebenermaßen kein Beten im klassischen Sinn – fühlt sich aber für mich trotzdem so ähnlich an.

© gobasil

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