© Rebecca Keller
Vortrag: Kirchenpräsidentin betont Bedeutung der Menschenwürde
veröffentlicht 04.02.2025
von Peter Bernecker
Kurz nach ihrem Amtsantritt hat die neue hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz in Darmstadt einen Vortrag zur "angefochtenen Demokratie" gehalten. Dabei machte sie die Bedeutung der Menschenwürde deutlich.
Kirchenpräsidentin Christiane Tietz hat die Bedeutung der Menschenwürde für die Demokratie betont. Wer die Idee von der Gleichheit aller Menschen infrage stelle, fechte die Demokratie an, sagte Tietz am 3. Januar 2025 in der Stadtkirche Darmstadt: "Der Einzelne ist nicht weniger wert als die Mehrheit."
In ihrem Vortrag "Angefochtene Demokratie. Hilft nur noch beten?" machte die erst Ende Januar in ihr Amt eingeführte neue Kirchenpräsidentin außerdem auf die Gefahr des Populismus aufmerksam. Dieser werte ganze Menschengruppen ab und gebe vor, der Wille der Bevölkerung sei einheitlich. "Wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, pauschal abzuwerten", sagte Tietz.
Alle Menschen sind ausnahmslos ein Ebenbild Gottes
Die Kirchen verstünden sich als «Unterstützer und kritisches Gegenüber» der Demokratie. Diese sei mit Blick auf das Evangelium die beste Herrschaftsform, weil sich etwa Artikel 1 des Grundgesetzes - "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - mit der Ansicht decke, dass ausnahmslos alle Menschen ein Ebenbild Gottes seien. "Gott steht mit allen Menschen in Beziehung", für ihn sei jeder Mensch gleich wichtig, so Tietz bei ihrem Vortrag in der gut besuchten Kirche. "Die Menschenwürde schützt Minderheiten", was der Nächstenliebe im christlichen Sinne entspreche.
Jeden Menschen als Ebenbild Gottes zu begreifen, bringe politische Konsequenzen mit sich. Das Evangelium und die Kirchen seien nicht parteipolitisch, betonte Tietz. Doch die Kirche müsse sich äußern, wenn der Grundsatz der Gleichheit aller gefährdet sei. Sie müsse unter anderem die Regierenden an ihre Verantwortung erinnern, für Frieden und Freiheit zu sorgen und Recht und Gerechtigkeit umzusetzen. "Zum christlichen Glauben gehört das Wissen um die Fehlbarkeit des Menschen", so Tietz. Die Demokratie bilde dies etwa dadurch ab, dass Regierende ihr Amt nur für einen vorgeschriebenen Zeitraum ausüben dürfen.
Kirche will Gesprächsräume offenhalten
Die Kirchenpräsidentin hob auch die Verantwortung aller hervor, "im Alltag für die Werte der Demokratie einzustehen". Sie warb dabei dafür, bei Diskussionen "zwischen der Person und ihrer politischen Position" zu unterscheiden. "Die Kirche will Gesprächsräume offenhalten, sagte Tietz. Darüber hinaus setze sie sich etwa durch ihre diakonischen Angebote für die Würde aller Menschen ein und mache auf gesellschaftspolitische Probleme, etwa dem Mangel an sozialem Wohnraum, aufmerksam.
Beten ist kein Ersatz
"Das Gebet ist kein Ersatz für verantwortliches Handeln", lautete das Fazit der Kirchenpräsidentin. Im Rahmen der eigenen Möglichkeiten müsse man versuchen, dem, wofür man bittet, zu entsprechen - beispielsweise mit eigenem Engagement, wenn es um den Erhalt der Demokratie geht. Im Gebet zeige sich zugleich aber auch, dass letztlich alles in Gottes Hand liege und er seine Welt und seine Schöpfung nicht aufgebe, so die Kirchenpräsidentin.
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