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Warum wir Weihnachten feiern
veröffentlicht 20.12.2021
von Heike Gels
Die Kirchen feiern an Weihnachten die Menschwerdung Gottes. Nach christlicher Lehre und Glauben wird Gott in dem Kind Jesus von Nazareth Mensch. Und so ist Weihnachten auch ein Kinderfest. Es ist das Fest der Geburt von Jesus Christus, den die Christen als ihren Erlöser verehren.
Advent und Weihnachten wurden als christliche Jahresfeste erst im vierten Jahrhundert eingeführt. Etwa 300 Jahre, nachdem er gelebt hatte, begannen die Christen damit, Jesu Geburt zu feiern. Darauf deuten frühe Textfunde auf Papyrus hin. Eine Art Liedblatt aus dieser Zeit weist auf eine Gottesdienstfeier zur Erinnerung an die Geburt Jesu hin. Heute gehören die Gottesdienste an Heiligabend und an den Weihnachtfeiertagen zu den am besten besuchten kirchlichen Feiern im Jahr.
Im Mittelpunkt steht dabei die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium. In fast allen Kirchen steht ein großer Tannenbaum mit seinen Lichtern und grünen Zweigen für die Hoffnung auf die Bewahrung des Lebens trotz der Dunkelheit und Kälte des Winters. Eine Krippe mit den Figuren der Weihnachts-geschichte soll die in der Bibel geschilderten Ereignisse vor rund 2000 Jahren vor allem den Kindern anschaulich vor Augen führen. Das festliche Essen, die Geschenke und das gemeinsame Feiern sind ein Symbol für die Zusammengehörigkeit der gesamten Christenheit, die weltweit gemeinsam an den Beginn ihrer Religion erinnert. Ein Teil der orthodoxen Christenheit – vor allem die Russen und Serben – feiert aufgrund verschiedener Kalenderberechnungen meist eine Woche nach Neujahr Weihnachten.
Das Geburtsjahr Jesu
Die Weihnachtsgeschichte berichtet von einem wandernden Stern, der während Jesu Geburt für einige Tage über der Krippe stillgestanden und geleuchtet habe. Tatsächlich gab es ein solches Himmelsereignis. Die Astronomen haben den Zeitpunkt des scheinbaren Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Das bedeutet: Die Zeitenwende müsste eigentlich sieben Jahre vorverlegt werden.
Das ist allerdings kein Argument gegen die Bibel, denn sie gibt hier kein Jahr an. Die Jahre des Herrn (Anno Domini) hat erst 525 der Mönch Dionysius Exiguus gezählt. Er hat sich – angesichts des großen zeitlichen Abstands nur zu verständlich – einfach verrechnet. Und wir müssen bedenken, dass es durch die Kalenderreformen zu zeitlichen Verschiebungen gekommen ist, die man jedesmal genau nachrechnen muss, wenn man ein Ereignis exakt bestimmen will.
Zu biblischen Zeiten gab es noch keine Zeitrechnung in unserem Sinne. Damals wurde die Zeit nach Herrschern und großen Ereignissen eingeteilt. Wir lesen von Herodes und von einer Steuerschätzung. Herodes starb allerdings schon im Jahre 4 vor unserer Zeitrechnung, hat also das Himmelereignis noch erlebt, nicht aber die Zeitenwende. Und eine Steuerschätzung fand tatsächlich in den Jahren 6 bis 8 vor unserer Zeit statt, wie der christliche Philosoph Tertullian berichtet.
Der biblische Bericht benennt also die Ereignisse der Weltgeschichte und der Astronomie treffend, irrt sich allerdings, wenn es um den historisch korrekten Landpfleger (Präfekt) geht: Die Steuerschätzung zur Zeit des Himmelsereignisses und zur Zeit des Herodes geschah unter dem Landpfleger Saturnius. Quirinius, den die Bibel nennt, war erst 7 nach der Zeitrechnung im Amt, wie die Apostelgeschichte berichtet.
Von Hans Genthe
Es gibt für Jesus von Nazareth keine Geburtsurkunde, die seinen Geburtstag und seinen Geburtsort eindeutig festlegt. Lebensumstände und Taten, die wir von ihm durch die Evangelien wissen, sind nicht in biografischer Absicht erzählt, sondern bereits Glaubenszeugnisse der ersten Christinnen und Christen. Weihnachten feiern die Christinnen und Christen erst seit dem 4. Jahrhundert. Vermutlich wurde unter Kaiser Konstantin, der dem Christentum den Weg zur Staatsreligion ebnete, der 25. Dezember zu jenem Tag bestimmt, an dem die Geburt Christi gefeiert wird. Der Feiertag war in Rom zuvor dem heidnischen Sonnengott gewidmet. Dieser Staatsfeiertag wurde umgedeutet und auf Jesus Christus, das "Licht der Welt", bezogen.
Von Christian König
Wer war dieser Jesus von Nazareth?
Heilige Drei Könige
Der Evangelist Matthäus berichtet von drei »Sterndeutern aus dem Osten«, die den neugeborenen Jesus besuchen, um ihn mit Geschenken zu ehren: Drei erwachsene Männer, vermutlich wissenschaftlich gebildet, fallen vor einem Kind auf die Knie. Nicht nur die Szene, auch ihr Symbolgehalt rührt an. Denn die Sterndeuter stehen für die heidnische Welt, stehen fürs Fremde, fürs bedrohlich Andere.
Sie verwischen jegliche religiöse Idylle und zeigen zugleich ungeahnte Humanität. Der biblische König Herodes hätte sie gerne als Verräter des Wehrlosesten, des Kindes, missbraucht. Doch als Spione geben sie sich nicht her, verschwinden so leise und spurlos, wie sie auf der biblischen Bühne erschienen. Sie sind die ersten Komplizen Christi. Schnippchenschläger der Mächtigen. Menschenfreunde.
Die Dreizahl der Könige ist symbolisch: Drei Geschenke haben sie mitgebracht, und aus drei Kontinenten besteht die bekannte Welt des Mittelalters. Spätestens dann hat sich die Dreizahl in der Volksfrömmigkeit endgültig festgesetzt.
Von Christian König
Stern von Betlehem
Schon im alten Babylon wurden genaue Aufzeichnungen über die Sterne gemacht. Der altbabylonische Kalender war präziser als der spätere europäische, der bis zum Ende des Mittelalters Gültigkeit hatte. Die babylonischen Astronomen erforschten nicht nur die Sterne, sondern sie deuteten auch die Bewegungen am Himmel. Auf Tontafeln zeichneten sie ein sehr seltenes Ereignis auf: die scheinbare Annäherung der Planeten Jupiter und Saturn.
Während die Erde ein Jahr für eine Sonnenumrundung braucht, dauert dies beim Jupiter elf und beim Saturn 29 Jahre. Nur selten sind beide Planeten nebeneinander am Himmel zu sehen und nur alle 854 Jahre kann man beobachten, wie sie ganz dicht beieinander und für ein paar Tage scheinbar stehen bleiben, um dann in entgegengesetzter Richtung weiterzuziehen. Eine solche astronomischen Sensation blieb im alten Babylon selbstverständlich nicht ohne Deutung. Geschah so etwas, glaubten die Babylonier, musste ein ganz besonderer König geboren sein. Dieses Ereignis mag die Sterndeuter, die die Weihnachtsgeschichte erwähnt, dazu bewogen haben, sich auf die weite Reise bis nach Judäa zu machen.
Als sie in Bethlehem ankamen, hatten sich die beiden Planeten der Erde gerade maximal angenähert. Sie standen nebeneinander und strahlten. Dabei fiel ein heller Lichtschein auf die Stadt – ganz ähnlich wie das bei Vollmond manchmal zu sehen ist. Dieser starke Lichtschein wird durch den Schweif angedeutet, den Maler dem Stern gern anhängen. Und die astronomisch nicht gebildeten christlichen Liederdichter sangen vom Morgenstern (der Venus), dem hellsten „Stern“, der Laien bekannt ist. Moderne Astronomen haben später den Zeitpunkt des vermeintlichen Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Eine solche Planetenkonstellation war übrigens zuletzt im Jahr 1701 und wird erst wieder 2555 zu beobachten sein.
Von Hans Genthe
Warum gibt es zu Weihnachten Geschenke?
Ein Weihnachtsfest ohne größere oder kleine Aufmerksamkeiten können sich heute viele kaum noch vorstellen. Doch warum gibt es zu Weihnachten Geschenke? Die Wurzeln dieser Tradition sind vielfältig und nicht immer christlichen Ursprungs, denn der Brauch, anderen Menschen etwas zu schenken, ist so alt wie die Menschheit selbst. So feierten die Römer vor 2.000 Jahren am Ende des Jahres die sogenannten Saturnalien. Während dieser Zeit gaben die Reichen den Armen Geschenke – auch, um zu zeigen, wie wohlhabend sie waren. Die Christen setzten die Tradition fort, armen Menschen existenziell Notwendiges zu schenken. So wurde am 17. Dezember, dem Lazarustag, für die Bedürftigen gesammelt, damit auch sie Weihnachten feiern konnten.
Eine Wurzel des weihnachtlichen Schenkens liegt im Bibelvers: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Die Geschenke erinnern daran, dass Gott die Menschheit so sehr liebt, dass er ihr vor mehr als 2.000 Jahren seinen Sohn schenkte. Außerdem rufen Weihnachtsgeschenke ins Gedächtnis, dass die Weisen, die nach Überlieferung des Matthäus-Evangeliums zu Christi Geburt aus dem Morgenland kamen, dem Heiland Gold, Weihrauch und Myrrhe mitbrachten.
Nicht immer gab es die Geschenke am 24. oder, wie in England und Amerika üblich, am 25. Dezember. Im frühen Mittelalter wurden die Kinder am 28. Dezember, dem „Fest der unschuldigen Kinder“ beschenkt. Im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Kinderbeschenktag für Jungen auf den Festtag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember und für Mädchen in manchen Gegenden auf den 13. Dezember, dem Fest der Heiligen Lucia. Im 16. Jahrhundert wandte Martin Luther sich gegen die Heiligenverehrung der katholischen Kirche, denn nach der reformatorischen Lehre waren Heilige als Mittler zwischen Gott und den Menschen überflüssig. Um Christus in den Mittelpunkt zu stellen, sollte „Der Heilige Christ“ die Geschenke am 24. Dezember bringen. Geschenke an Weihnachten zu überreichen setzte sich in ganz Deutschland allerdings erst nach 1900 durch. Da bürgerliche Kreise Weihnachten damals als Fest der Familie verstanden, begannen in dieser Zeit auch die Erwachsenen sich zu beschenken. Und im Laufe der Zeit wurde aus dem „heiligen Christ“ das Christkind, auf das die Kinder Jahr für Jahr sehnsüchtig warten.
Übrigens stammt das Wort „Weihnachten“ aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Heilige Nacht“. Die Geschenke werden heute als Zeichen der Freundschaft und Liebe verstanden, als Anerkennung und als Ausdruck einer besonderen Beziehung zwischen der schenkenden und der beschenkten Person. Für den Einzelhandel ist Weihnachten ein willkommener Anlass zur Absatzsteigerung, aber Schenkenden wie Beschenkten beschert er in vielen Fällen auch den sogenannten Weihnachtsstress.
Von Laura Völsing und Antje Kroll
Weihnachten in der Vergangenheit
„Merry X-mas!“
Was bedeutet denn eigentlich das „X“?
Der amerikanische Weihnachtsgruß ist – ob zum Guten oder zum Schlechten – den Menschen auch hierzulande nicht mehr fremd. Doch er verunsichert. Er sorgt für leichte Verwirrung, Verärgerung. Was bedeutet denn eigentlich das „X“?
Manche erkennen im „X“ den Zeitgeist, also Unwissenheit, wofür Weihnachten eigentlich steht. Manche meinen mit Recht, dass es nicht nur Schreibfaulheit bezeuge, sondern auch fehlenden Glauben und mangelndes Wissen darüber, was die Geburt Jesu vor 2.000 Jahren überhaupt bedeutet. Einer Umfrage zufolge glauben gerade einmal 57 Prozent der Befragten, die Weihnachtsgeschichte zu kennen. Und jeder Vierte davon ist der Ansicht, die Autoren seien die Gebrüder Grimm!
Wieder andere sehen im „X“ ein Zeichen für eine unbekannte Größe, wie das „x“ oder das „y“ in der Mathematik. Viele verbinden die Weihnachtszeit mit Zahlen und Kommerz, ersetzen den „Christ“ in „Christmas“ durch ein „X“, das für sie Geschäft oder Geld symbolisiert. Manche sind restlos fixiert auf Umsatz oder Aktienindizes. In der Herberge ihres Herzens ist kein Raum mehr für den Heiland der Welt und die frohe Botschaft von Weihnachten.
Dennoch sehen einige in der andauernden Finanzkrise eine Chance, Einkehr zu halten und zu erkennen: Liebe und Freundschaft sind nicht käuflich. Man kann sie weder erspekulieren noch aus ihnen Profit ziehen. Menschliche Zuneigung macht uns spürbar glücklicher als Kaviar und Champagner, und die Zeit füreinander hat mehr Wert als alle Aktien der Börsen zusammen.
Was bedeutet das „X“ in „X-mas“ denn nun aber wirklich? – Es ist zuerst und vor allem ein „Chi“ (X), der erste Buchstabe des griechischen Namens „Christos“ und somit ein Christussymbol. Statt „Christ(us)“ schrieben eilige Christen im England des 16. Jahrhunderts „X“. In „Merry X-mas“ verbindet sich das „Chi“ mit „mas“, dem englischen Wort für „Messe“ („mass“), und „merry“, was so viel bedeutet wie „fröhlich“ oder „froh“. Wenn Sie so wollen, ist „Merry X-mas“ also ein Glaubensbekenntnis im Telegrammstil.
Das „X“ haben bereits die frühen Christen verwendet. Das „Andreaskreuz“ (in Erinnerung an den Apostel Andreas, der an einem solchen Kreuz gestorben sein soll) galt Ihnen als Zeichen dafür, wie tief und weit die Liebe Gottes im gekreuzigten und auferstandenen Christus zu erkennen ist. Wenn man „Merry X-mas“ – oder „Frohe Weihnachten“ – sagte, wollte man sich eine solche bedingungslose Liebe vor Augen führen.
Übrigens: In seiner Form erinnert das „X“ auch an eine Krippe. Es weist uns darauf hin, dass das Kind des Friedens in Ställen, Wohnungen und in Menschenherzen rund um die Erde einziehen will. Möge sich dieses Wunder für jede und jeden von uns erfüllen, ob zum ersten oder zum „x.“ Mal.
Übrigens: „X-mas“ spricht man etwa „eksmes“ aus – zumindest in den USA.
Von Dr. Jeffrey Myers
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