Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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Dr. Achim Plagentz

Achim Plagentz ist neuer Professor am Theologischen Seminar in Herborn

veröffentlicht 02.09.2024

von Peter Bernecker

Pfarrer Dr. Achim Plagentz wurde am 6. September 2024 in sein Amt als Professor für Religionspädagogik am Theologischen Seminar der EKHN in Herborn eingeführt.

Pfarrer Dr. Achim Plagentz hat den eigenen Religionsunterricht als Schüler in den 1980er Jahren ambivalent in Erinnerung. Als neuer Professor für Religionspädagogik am Theologischen Seminar in Herborn möchte er den Vikarinnen und Vikaren den Reli-Unterricht als echte Chance vermitteln, schließlich gehe es um persönliche Positionen und existenzielle Fragen des Menschseins. Die sollten in der Schule und im Konfi-Unterricht genauso Platz haben wie die sozialen Fragen eines friedlichen Zusammenlebens auch bei starken weltanschaulichen Differenzen oder der Umgang mit kultureller Vielfalt, sagt Plagentz im Interview. Als Professor am Theologischen Seminar möchte er daran mitarbeiten, dass das pädagogische Handeln im Pfarrdienst einen Stellenwert erhält.

Der 56jährige Pfarrer wurde am Freitag, 6. September 2024 um 10.45 Uhr in einem Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche Herborn von der stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und Stefan Claaß, dem Direktor des Theologischen Seminars, eingeführt.

Gruppenfoto vor dem Tor zum Herborner Schloss

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Von links: Rebekka Müller, Direktorin des Theologischen Seminars, Dr. Achim Plagentz und Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf.

Zur Person

Achim Plagentz stammt gebürtig aus Frankfurt am Main, er ist verheiratet und hat drei Töchter im Alter von 22, 15 und 14 Jahren. Knapp zehn Jahre war er Studienleiter im Religionspädagogischen Institut der EKKW und der EKHN mit dem Schwerpunkt Konfirmandenarbeit in Marburg. Zuvor hat Dr. Achim Plagentz als Gemeindepfarrer in Gießen über 11 Jahre Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht gehalten, er war in der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde aktiv und in der Erwachsenenbildung. Zusätzlich hat Dr. Achim Plagentz an er Goethe-Universität in Frankfurt Religionspädagogik und Praktische Theologie Lehrveranstaltungen abgehalten. 2004 hatte der Theologe im Fach praktische Theologie / Religionspädagogik in München promoviert.

Für den neuen Professor ist die Tätigkeit wie eine Art Rückkehr: Vor zwanzig Jahren war er bereits am Theologischen Seminar als Assistent im Fach „Kirchentheorie und Kybernetik“ tätig. Wohlwissend, das sich vieles verändert hat, blickt er zuversichtlich in die Zukunft: „Mit den Vikarinnen und Vikaren kommen immer wieder neue Sichtweisen, Fragen und Haltungen der jungen Generation ins Haus – das fordert auch mein eigenes Denken, Handeln und meine Haltungen heraus. Ein Geschenk, dadurch auch selbst veränderungsoffen zu bleiben“, sagt der neue Professor.

Dr. Achim Plagentz im Interview

Portrait

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Pfarrer Dr. Achim Plagentz

Mit welchem Anspruch und Elan starten sie in die neue Aufgabe?

Die Kirche braucht Pfarrerinnen und Pfarrer, die motiviert sind, vernetzt denken und handeln und flexibel auf sich ändernde Herausforderungen reagieren können. Dazu gehört auch eine gute Ausbildung. Ich hoffe und freue mich darauf, zu dieser wichtigen Aufgabe beitragen und die Vikarinnen und Vikare in ihren Lernprozessen begleiten zu dürfen.

Was reizt Sie daran?

Einerseits die Möglichkeit, eine Gruppe über einen längeren Zeitraum beim Lernen begleiten und ein Stück miterleben zu können. Andererseits kommen mit den Vikarinnen und Vikaren immer wieder Sichtweisen, Fragen und Haltungen der jungen Generation „ins Haus“ – das fordert auch mein eigenes Denken, Handeln und meine Haltungen heraus. Ein Geschenk, dadurch auch selbst veränderungsoffen zu bleiben.

Wie beurteilen Sie als Religionspädagoge und Pfarrer die aktuelle Diskussion um das Schulfach Religion und eine mögliche Ausweitung zu Ethik / Weltanschauungsfragen?

Zunächst: In der öffentlichen Diskussion wird oft unterschätzt, was der bisherige konfessionell geprägte Religionsunterricht leistet. Zum Beispiel, dass die enge Anbindung an staatliche Vorgaben als „ordentliches Schulfach“ eine Separierung der Religion von gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten verhindern hilft. Und dass auf der anderen Seite seine Bindung an die Religionsgemeinschaft dazu beiträgt, dass im Unterricht nicht nur abstrakt über Religion geredet wird, sondern die persönliche Position Thema werden kann, dass dabei die existenziellen Fragen des Menschseins genauso Platz haben wie die sozialen des friedlichen Zusammenlebens auch bei starken weltanschaulichen Differenzen oder der Umgang mit kultureller Vielfalt. Diese Erfahrungen gilt es auch in die Weiterentwicklung des Faches bzw. der Fächergruppe einzubringen. Dabei sehe ich zwei zentrale Herausforderungen: das interreligiöse Lernen einerseits und andererseits wie religiöse Bildung mit zunehmend konfessionslose Schülerinnen und Schüler gelingen kann, ohne den Anspruch auf eine persönliche Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten des Faches Religion aufzugeben.

Apropos, hatten Sie als Schüler einen guten Reli-Unterricht?

Ich habe meinen eigenen Religionsunterricht als Schüler in den 1980er Jahren tatsächlich ambivalent in Erinnerung. In der Mittelstufe ging es häufig um politische Fragen, die sich mir in dem Alter nicht erschlossen haben. Meinen besten Religionsunterricht habe ich am Anfang der Oberstufe genossen: Hier traf er genau den Nerv meiner damaligen Fragen zum Beispiel nach sozialer Gerechtigkeit, nach der Plausibilität der Gottesvorstellung und einem Jesusbild, dass stark von seiner Hinwendung zu Menschen in Not geprägt war.

Und: Was können Pfarrerinnen und Pfarrer heute besser machen?

Als erstes geht es um die Haltung. Dazu gehört schon die Frage, welchen Stellenwert ich dem pädagogischen Handeln in meinem Pfarrdienst gebe – nicht nur im Religionsunterricht, auch in der Konfi-Arbeit oder der Erwachsenenbildung. Und dann, den Einsatz in der Schule als echte Chance zu begreifen: Andernorts mühen wir uns manchmal vergeblich, zu Menschen in Kontakt zu kommen, die nicht selbstverständlich zur Kirche bzw. in die Gemeinde gehen. Im Religionsunterricht treffen wir auf viele, die wir sonst nicht erreichen. Und bekommen so auch mit Sichtweisen und Einstellungen zu tun, die in manchen kirchlichen Zusammenhängen unterrepräsentiert sind. Als Pfarrerin oder Pfarrer begebe ich mich mit dem Religionsunterricht in einen öffentlichen Raum. Wenn ich diesen Kontext sachgemäß in meinen Unterricht berücksichtige, sind spannende Formen religiöser Kommunikation möglich. Sich darauf einzustellen zum Beispiel auf zeitgemäße Lehr- und Lernformen, die Wahrnehmung der Fragen und Themen der Schülerinnen und Schüler und einer Offenheit für Anfragen und die Suche nach tragfähigen Antworten – das kann die Qualität der religiösen Bildungsarbeit weiterentwickeln.

Das Interview führte Holger Jörn Becker-von Wolff, Öffentlichkeitsarbeit Evangelisches Dekanat an der Dill

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