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Hilfe für obdachlose Menschen im Winter
veröffentlicht 19.01.2024
von epd / red
Für obdachlose Menschen ist die kalte Jahreszeit besonders schwierig. In Hessen-Nassau gibt es verschiedene Hilfsangebote.
(epd/red) Während draußen eisiger Wind dicke Winterjacken und eng anliegende Schals nötig macht, herrscht in der Wiesbadener Teestube reges Treiben: «Wir haben ungefähr 90 Personen, die zum Mittagessen zu uns kommen», sagt Matthias Röhrig, Leiter der Einrichtung, die zur Regionalen Diakonie Hessen-Nassau in Wiesbaden gehört. Als «Anlaufstelle für wohnungslose und sozial ausgegrenzte Menschen» ist die tägliche kostenlose, warme Mahlzeit eines von vielen Angeboten der Teestube, die sich das ganze Jahr über um ihre Besucher kümmert. «Gerade jetzt im Winter ist der Aufenthaltsbereich das Wichtigste», betont Röhrig.
Notübernachtungen für wohnungslose Menschen auf dem Gelände von Kirchengemeinden
Neben der Grundversorgung - Toilette, Dusche, Waschmaschine - hilft die Einrichtung unter anderem mit einer Kleiderkammer und medizinischen Sprechstunden in Kooperation mit Zahn- und Allgemeinärzten. «Unsere Sozialarbeiter haben außerdem feste Anlaufstellen in der Stadt, und wir haben eine Notübernachtung mit zwölf Plätzen hier im Haus», erklärt Röhrig. Mittlerweile stehen zudem fünf «Minihäuschen» auf dem Gelände von Kirchengemeinden zur Verfügung. Wohnungslose Menschen können diese jeweils für sechs Monate nutzen und werden dabei «sozialarbeiterisch sehr intensiv betreut», sagt Röhrig.
Die Teestube ist eine von mehreren Angeboten für obdachlose Menschen in der EKHN.
Männerwohnheim ist nicht für alle eine passende Lösung
In Wiesbaden gebe es für jeden Obdachlosen eine Möglichkeit, im Winter unterzukommen. Angebote wie das Männerwohnheim der Heilsarmee seien mit vollbesetzten Zimmern und ihren Regeln aber nicht für alle eine Option. «Viele halten die Nähe nicht aus», sagt Röhrig. Wie sehr sich die Bedingungen für wohnungslose Menschen zur kalten Jahreszeit noch weiter erschweren, wird durch die teils fröhliche Stimmung während des Mittagessens in der Teestube fast verdeckt, lässt sich aber erahnen.
Einer der Gäste, der 74-jährige Rentner Helmut, erzählt, dass er «dringend Lust auf eigene vier Wände» habe. Er lebt nach eigener Aussage abwechselnd in zwei Wohngemeinschaften und kommt seit drei Jahren zum Essen in die Teestube.
Wohnungslose Menschen sind oft krank
«Herbst und Winter sind natürlich eine besondere Herausforderung», sagt Werena Rosenke, die bis zum Jahreswechsel Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) in Berlin war. Viele Menschen, die obdachlos auf der Straße lebten, seien gesundheitlich angeschlagen und häufig chronisch erkrankt. Die BAG fordert durchgehend geöffnete Notübernachtungsstellen, bei Bedarf die Anmietung von leer stehenden Hotels, Öffnungen von U-Bahn-Stationen, dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten für kleinere Gruppen von Wohnungslosen und die Einrichtung von Kältebussen.
Leben retten
Matthias Röhrig von der Wiesbadener Teestube erfährt aber auch: «Aus dem näheren Kreis der Teestube sterben zwischen 15 und 20 Personen im Jahr - und das sind nur die, von denen wir wissen», sagt der Einrichtungsleiter.
Immer im November wird bei einem Gottesdienst mit einem katholischen und einem evangelischen Pfarrer an die Verstorbenen erinnert. «Das ist ein ganz wichtiges Symbol für unsere Besucher», sagt Röhrig. «Dass sie nicht vergessen sind.»
Sein Appell an Bürgerinnen und Bürger ist: «Wenn man jemanden hilflos irgendwo liegen sieht, sollte man die Person ansprechen. Und lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Krankenwagen rufen.» Wie Passantinnen und Passanten noch obdachlosen Menschen helfen können, lässt sich hier erfahren:
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