Volker Rahn
Evangelische Kirchen als heilige Orte
veröffentlicht 20.10.2023
von Online-Redaktion der EKHN
Eine zeremonielle Einweihung würdigt in einer neu errichteten evangelischen Kirche ihre Bedeutung. Die Einweihung besteht aus: Widmung, Heiligung und Segnung. Durch die Widmung im öffentlich rechtlichen Sinne schützen auch weltliche Gesetze ein Gotteshaus in besonderer Weise. Heiligung bedeutet, dass ein Kirchenraum "geheiligt durch Gottes Wort und Gebet" (nach 1. Timotheus 4,5) wird.
Der Kirchenraum ist reserviert für das, was im Sinne der Bibel zwischen Gott und Mensch stattfinden soll. Die Bibel sagt dazu, dass wir selbst "Tempel des Heiligen Geistes" sind (1. Korinther 3,16f.). Aber auch die Architektur kann den Sinn dafür öffnen. Bei Einweihungen wird auch ein Segen erteilt. Im evangelischen Sinne werden aber nicht die Steine gesegnet, sondern die Menschen, die hier ein- und ausgehen. Alles drei zusammen - Widmung, Heiligung und Segnung - macht die Kirche zu einem besonderen Ort.
Die ersten Kirchen entstanden im 4. Jahrhundert
Die ersten Christinnen und Christen haben sich noch nicht in einem Sakralbau versammelt, sondern einfach in einem Haus in Jerusalem, so berichtet es die Apostelgeschichte der Bibel. In den ersten Jahrhunderten hatten die Juden-Christen weiterhin am Synagogen-Gottesdienst teilgenommen. In der nichtjüdischen Welt feierten Christen ihren Gottesdienst in umgewandelten Privathäusern. Erst im 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden die ersten Kirchenbauten, meist Saalkirchen. Eine der ältesten Kirchen auf dem heutigen Gebiet der EKHN ist die Evangelische St. Johanniskirche, der Alte Dom zu Mainz. Die Kirche wurde aus Mauerzügen der Spätantike im 4./.5. Jh. n. Chr. errichtet.
Einzigartige Atmosphäre
Kirchen unterscheiden sich architektonisch klar von anderen Gebäuden. Die Innenausstattung - Altar, Kerzen, Orgel, Kanzel, und Bänke - zeigt deutlich, wo man sich befindet. Die einzelnen Elemente tragen dazu bei, dass sich eine einzigartige Stimmung entwickeln kann. In der Atmosphäre eines Gebäudes schwingt oft eine Botschaft mit. Beispielsweise fühlt man sich in manchen Räumen sofort wohl, andere lösen Beklemmungen aus. In vielen Kirchen lässt sich die wortlose Einladung spüren, still zu werden, inne zu halten und Gott zu erfahren. Der Theologe Markus Zink, Referent für "Kunst und Kirche" im Zentrum Verkündigung der EKHN, erklärt: "Dies bedeutet nicht, dass Menschen, die nicht an Gott glauben, beim Heraustreten plötzlich fromm sind. Allerdings kann es vorkommen, dass sie danach in einer anderen Stimmung sind, ein bisschen mehr zu sich selbst gekommen und eine offenere Wahrnehmung haben."
Besondere Kirchen in Hessen und Nassau
In der EKHN gibt es 1.283 Kirchen. In einigen von ihnen wurden bereits jahrhundertelang katholische Gottesdienste gefeiert, bevor sie in der Zeit der Reformation von den Protestanten übernommen wurden. Ein Beispiel dafür ist die gothische Katharinenkirche in Oppenheim. Zudem haben mehrere Kirchenbaumeister auf dem Gebiet der EKHN ihre Spuren hinterlassen, wie beispielsweise Georg Moller mit seine klassizistischen Bauwerken aus dem 19. Jahrhundert und Friedrich Pützer, der Elemente des Jugendstils aufgriff.
Tipps für die Besichtigung von Kirchen, Synagogen und Moscheen
Im Urlaub sind Gotteshäuser wie Kirchen, Synagogen und Moscheen beliebte Ausflugsziele. Doch immer wieder stehen Besucherinnen und Besucher vor der Frage: Wie verhalte ich mich richtig? Welche Kleidung ist noch angemessen? Regeln für die unterschiedlichen Gotteshäuser schaffen Klarheit, aber auch der Sinn dahinter wird erläutert.
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