Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Eine Frau bleibt inmitten einer hektischen Menschenmenge stehen

© gettyimages, portishead1

Neuorientieren mitten im Leben

Buß- und Bettag 2025: Zeit zur Selbstreflexion und zum Neuanfang

veröffentlicht 21.10.2024

von Hans Genthe / red

Am 20. November 2025 lädt der Buß- und Bettag dazu ein, das eigene Leben kritisch zu betrachten und neu auszurichten. Die Zeit lässt sich nutzen, um über persönliche und weltweite Krisen nachzudenken und einen Neuanfang zu wagen. Hier erfahren Sie mehr über die Bedeutung und Gestaltung dieses Tages.

Der Buß- und Bettag am 19. November 2025 lädt dazu ein, das eigene Leben kritisch zu betrachten und neu auszurichten. Buße inspiriert zur Umkehr und bietet die Möglichkeit, das eigene Leben in neue Bahnen zu lenken. Gründe dafür gibt es genug. Seinem Leben eine neue Richtung zu geben, beginnt mit dem Aufräumen der eigenen Gedanken und dem Aussprechen von Problemen, auch im Gebet. Die Theologin Dorothee Sölle bringt das Anliegen des Buß- und Bettags auf den Punkt: "Buße ist das Recht, ein anderer zu werden." Gebete, Fragen zur Selbstreflexion, Impulse zum „Hausputz für die Seele“ sowie Worte der Hoffnung trotz der Krisen können diesen Prozess unterstützen. 

epd-Video: Worum geht es beim Buß- und Bettag?

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Wie wird der Buß- und Bettag heute gestaltet?

Der Buß- und Bettag wird von evangelischen Kirchengemeinden mit Gottesdiensten, Konzerten und anderen ernsten Veranstaltungen gestaltet. Meist sind die Termine für den Abend geplant, da der gesetzlich geschützte, arbeitsfreie Status (außer in Sachsen) des Buß- und Bettags im Jahr 1995 abgeschafft wurde. Auch wenn der Buß- und Bettag seinen festen Platz im Kirchenjahr in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat, ist er heute ein normaler Werktag. Dennoch lädt er dazu ein,  über eine Kurskorrektur im eigenen Leben nachzudenken. 

Ein Anlass über eine Kurskorrektur nachzudenken, ist der 20. November 2024 dennoch. Dann begehen die evangelischen Kirchen den Buß- und Bettag. Wie lässt sich angesichts der Krisen und Kriege in der Welt umkehren?

Gebet zum Buß- und Bettag

Im Wechsel mit Strophen aus dem EGplus 26 „Aus der Tiefe rufe ich zu Dir“:

Gott, wir sagen Dank für das, was ist,
und blicken mit Freude, auf das Schöne, was kommt.
Und zugleich gibt es in uns und in der Welt vieles,
was uns belastet, was uns in Frage stellt.

Kurze Stille

Wir kommen zu dir, Gott, und singen:
EG+ 26,1 „Gott höre meine Klagen.“

Vieles ist im Umbruch.
In unserem Leben, in unserer Kirche,
in der Gesellschaft, in der ganzen Welt.
Wir fühlen uns oft überfordert: Was ist zu tun?
Wo geht es lang?
Manchmal wissen wir das nicht.

Kurze Stille

Wir kommen zu dir, Gott, und singen:
EG+ 26,2 „Gott, öffne deine Ohren.“

Das Leben auf unserer Erde steht auf dem Spiel.
Wir schaden deiner Schöpfung.
Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.
Wie fangen wir das an?

Kurze Stille

Wir kommen zu dir, Gott, und singen:
EG+ 26,3 „Gott, achte auf mein Flehen.“

Auch wenn wir es nicht wollen, kommt es vor:
Wir tun uns und anderen weh.
Wir werden schuldig.
Doch du, Gott, lässt uns nicht fallen.
Du begegnest uns mit Nachsicht und Güte.

Kurze Stille

Wir kommen zu dir, Gott, und singen:
EG+ 26,4 „Nur dir will ich vertrauen.“

Gelobt seist du, Gott.
Du hörst unser Gebet.
Du wendest Deine Güte nicht von uns. (nach Psalm 66,20)

Amen

(Pia Baumann, Referentin für Gottesdienst, EKHN)

Impulse für die persönliche, innere Reflexion

  1. Welche Not bedrängt mich?
  2. Was muss dringend anders werden?
  3. Was ist meine Schuld, was mein Anteil?
  4. Was kann ich ändern? 
  5. Mit welchen Menschen kann ich darüber sprechen?
  6. Mit wem sollte ich unbedingt sprechen, mich entschuldigen?
  7. Wo bin ich machtlos, wo kann ich nichts tun?
  8. Bin ich bereit, mit Gott zu sprechen?
  9. Traue ich Gott Vergebung zu?
  10. Was ändere ich? Und zwar wann genau?

Fragen zur Buße

Geschichte des Buß- und Bettages

Bußtage gab es schon im Mittelalter, von der Obrigkeit meist aus aktuellem Anlass angeordnet, wie der Pest oder Missernten, Hunger oder Krieg. Anlass war die größte Not, in der weder das Volk noch die Obrigkeit einen Ausweg wussten. Mit der Buße verbanden die Menschen die Hoffnung, das Schicksal durch eigene Verhaltensänderung wenden zu können, bei sich selbst zu schauen. Nicht der äußere Feind wurde beschworen, sondern die eigene Haltung.

In den verschiedenen Territorien Deutschlands gab es unterschiedliche Termine für Buß- und Bettage. So konnte man 1878 in 28 deutschen Ländern insgesamt 47 Bußtage an 24 unterschiedlichen Tagen zählen. Ein einheitlicher Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 erstmals vorgeschlagen. In Preußen wurde dieser Vorschlag schließlich 1893 Gesetz. Erst 1934 wurde der Buß- und Bettag gesetzlicher Feiertag im gesamten Deutschen Reich.

1995 wurde der Buß- und Bettag als arbeitsfreien Tag abgeschafft um die Mehrbelastung für die Arbeitgeber durch die Beiträge zur neu eingeführten Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer auszugleichen. Weil diese Mittel kaum ausreichten, gab es schon kurz nach der Abschaffung dieses Feiertages die ersten Erhöhungen der Beiträge zur Pflegeversicherung. In Sachsen blieb der Buß-und Bettag gesetzlicher Feiertag. Dafür bezahlen die Arbeitnehmer dort einen um 0,5 Prozent höheren Beitrag zur Pflegeversicherung als in den anderen Bundesländern. In Bayern ist am Buß- und Bettag an allen Schulen unterrichtsfrei. Verschiedene Initiativen, die den Bußtag wieder als Feiertag einführen wollten, sind gescheitert. Der Bußtag bleibt, auch als normaler Arbeitstag ein Anlass, sein Leben kritisch zu hinterfragen neu auszurichten.

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