Kirche und Wirtschaft: Von Menschen und Krisen

„Heute Abend wollen wir gemeinsam darüber nachdenken und reden, was in Zeiten der Krise Kraft gibt, was uns nicht verzweifeln lässt und auf welche Kraftquellen wir jeweils zurückgreifen können“, begrüßte Dr. Volker Jung die Gäste des sommerlichen Abends. Das sei ihm ein großes Anliegen, da es dafür keine Patentrezepte gäbe und man durch das gemeinsame Gespräch voneinander lernen und den Blick weiten könne.

Abstand gewinnen ist hilfreich

Die ehemalige Leistungssportlerin Petra Behle, die neun Weltmeistertitel und drei olympische Medaillen im Biathlon gewonnen hat, berichtete von ihrer letzten Teilnahme an Olympischen Spielen 1998 in Nagano. Dort wollte sie unbedingt gewinnen, um ihre Karriere als Sportlerin mit einer Goldmedaille zu beenden. Aber in den ersten beiden Einzelrennen lief es nicht gut und es blieb nur noch eine letzte Möglichkeit mit der Staffel. Der innere Druck wuchs ebenso wie ihre Zweifel. „Manchmal braucht es Ventile, um wieder Abstand von sich zu dem Problem zu gewinnen. Dabei kann es helfen, mit guten Freunden oder der Familie zu sprechen, kleinteiliger zu denken, keine unüberwindliche Gedankenwand aufzubauen, sondern sich darauf zu konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Auch eine Nacht darüber schlafen schafft Abstand“, empfiehlt Petra Behle.

Nach ihrer Sportkarriere musste sie sich beruflich neu orientieren, aber, für sie viel wichtiger, auch persönlich. Bisher wusste sie nur wie es ist, Menschen als erfolgreiche Biathletin zu begegnen. Jetzt musste sie herausfinden, wer sie ohne diese Rolle sein würde.

Dabei half ihr das ehrenamtliche Engagement als Schirmherrin bei der „Tour der Hoffnung“, die Spenden für an Krebs erkrankte Kinder sammelt. „Das war für mich wie ein Sechser im Lotto. Das Engagement und die damit verbundenen Erfahrungen und Erlebnisse haben mir viel Kraft zurückgegeben“, schildert Petra Behle.

Volker Schmidt-Sköries, geschäftsführender Gesellschafter der Biobäckerei biokaiser, Unternehmensberater und Autor, hatte in seinem Leben einige Krisen zu meistern.

Sein Arbeitsleben startete er bei der Schrotbäckerei Kaiser. Dort entwickelte er die Idee und den Wunsch, naturnahe Produkte herzustellen und gemeinsam zu leben und zu arbeiten.

Parallel dazu bildete er sich als Unternehmensberater fort und beriet erfolgreich große Unternehmen. „Doch meine Arbeit als Unternehmensberater ist mir zu Kopf gestiegen und ich habe mein Herz aus dem Bäckerunternehmen herausgenommen“, so Schmidt-Sköries. Das Bäckereiunternehmen geriet in eine Schieflage, bis er sich dazu entschied, die Krise anzunehmen und gemeinsam mit den Mitarbeitenden nach Lösungen zu suchen.

Auch gesundheitlich musste er durch viele Krisen gehen. Eine schwere Krebserkrankung konfrontierte ihn mit dem Tod. Er lag im Krankenhaus und konnte nicht schlafen. Eine Nachtschwester nahm sich in dieser Situation Zeit für mich, sie hat sich mit mir unterhalten und mein gesundheitliches Problem nicht verharmlost. Diese menschliche Begegnung hat mir viel Trost gegeben. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, beschreibt Schmidt-Sköries seine Erfahrungen.