Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Ein Mann überreicht eine Tüte an andere Menschen

© Bethelkirche Aleppo

Die evangelische Bethelgemeinde im kriegsgebeutelten Aleppo hilft Betroffenen

Ende des Assad-Regimes: Hoffnung und Sorge um die Zukunft Syriens

veröffentlicht 09.12.2024

von Online-Redaktion der EKHN

Der syrische Herrscher Baschar al-Assad ist geflohen und die islamistische Miliz HTS hat Damaskus eingenommen. Während viele Syrerinnen und Syrer die Hoffnung auf eine neue Ära haben, besteht die Sorge vor radikalen Kräften – auch unter Christinnen und Christen.

Unter der Regierung von Baschar Hafiz al-Assad hatte die syrische Armee über Jahre erbarmungslos gegen Rebellen im Land gekämpft. Am 9. Dezember 2024 endete die Herrschaft des Assad-Regimes laut Presseberichten. Baschar al-Assad und seine Familie sind nach Moskau geflohen. Aufständische der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) haben die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen, dabei wurden sie von Rebellengruppen im Norden, Kurdenmilizen im Nordosten sowie Zellen der Terrormiliz IS unterstützt.

Freude über Sturz des Regimes, aber auch Sorge vor radikalen Kräften

Stimmen aus aller Welt drücken ihre Freude über den Sturz des brutalen Assad-Regimes aus. Doch es besteht auch die Sorge, dass das Land nun von radikalen Kräften beherrscht werden könnte. Wie und von wem Syrien in Zukunft regiert wird, ist noch unklar. Diese Ungewissheit und Unsicherheit erleben auch viele Christ:innen in Syrien: „Mit wenig Blutvergießen ist eine politische Ära in der Geschichte des syrischen Volkes zu Ende gegangen. Diese Ära hat die Syrer tief gespalten. Einige fürchteten den Wandel, da er eine ungewisse Zukunft mit sich bringt, während andere jede Veränderung als einen besseren Morgen betrachteten", erklärte Pastor Joseph Kassab, Präsident der NESSL (National Evangelical Synod of Syria and Lebanon) in einem Facebook-Beitrag des GAW (Gustav-Adolf-Werk) am Sonntag. Dabei wird deutlich, dass Christ:innen sich für eine gute Zukunft engagieren möchten, wie Präsident Kassab verdeutlicht: "Als Christen wollen wir Teil des Neuaufbaus sein, in dem alle Bürger – unabhängig von Religion, Konfession oder Glauben – Sicherheit und Schutz genießen. Wir hoffen auf einen Staat, der auf Gerechtigkeit und demokratischer Rechtsstaatlichkeit basiert, in dem alle Bürger gleich behandelt werden, unabhängig von ihren Zugehörigkeiten."

In der jetzigen Situation in Syrien bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel:: Wie wird sich die Lage auf die Situation der Christinnen und Christen im Land auswirken? Pierre-Jean Luizard, französischer Forscher und Nahostspezialist, äußerte im Interview mit Radio Vatikan die Befürchtung, dass die christliche Minderheit zu den Zielen von Rebellen werden könnte. Das christliche Hilfswerk Mission hat allerdings bisher keine Übergriffe auf Christ:innen festgestellt.

Evangelische Christ:innen nehmen die Entwicklungen aufmerksam wahr

Die evangelischen Christ:innen in Aleppo waren in großer Sorge, als die Stadt in die Hände der Freien Syrischen Armee und ihren islamistischen Verbündeten fiel. Ein Fall, wo ein Christbaum zerstört wurde, hatte die Ängste verstärkt. „Inzwischen wurde dieser Christbaum von der gleichen Gruppe wieder aufgestellt, deren Mitglieder ihn zerstört hatten. Das soll wohl ein Zeichen an uns Christen sein“, sagte Haroutune Selimian, Präsident der evangelisch-armenischen Gemeinden in Syrien. Es gebe keine weiteren Aktionen gegen Christ:innen: "Die militärischen Gruppen haben wohl von höherer Stelle einen Befehl dazu erhalten, nicht gegen Christ:innen vorzugehen. Der wird bisher befolgt. Wir hoffen, dass das anhält, auch wenn es unsicher für uns bleibt.“

Die Kämpfe der Tage zuvor haben in Aleppo erhebliche Zerstörungen an Infrastruktur, Wohnhäusern und öffentlichen Plätzen verursacht, was zu zahlreichen zivilen Opfern und Vertreibungen geführt hat. Die evangelisch-armenische Bethelkirchengemeinde ist vor Ort geblieben und zu einem Licht der Hoffnung geworden.

Eindrücke aus der Arbeit der evangelischen Bethelkirchengemeine in Syrien - hier Aktivitäten aus dem vorigen Winter

Brot für Kinder

© Bethelkirche Aleppo

Eine Ärztin untersucht eine Patientin

© Bethelkirche Aleppo

Ein Mann übergibt eine Tüte an ältere Menschen

© Bethelkirche Aleppo

Brot für Kinder

© Bethelkirche Aleppo

Eine Ärztin untersucht eine Patientin

© Bethelkirche Aleppo

Ein Mann übergibt eine Tüte an ältere Menschen

© Bethelkirche Aleppo

Brot für Kinder

© Bethelkirche Aleppo

Eine Ärztin untersucht eine Patientin

© Bethelkirche Aleppo

Ein Mann übergibt eine Tüte an ältere Menschen

© Bethelkirche Aleppo

Gerade für die Kinder im syrischen Aleppo ist es wichtig, versorgt zu werden

Die Bethelgemeinde in Aleppo betreibt auch eine Poliklinik

Auch Senior:innen erhalten Hilfe in der Bethelgemeinde

Über das Gustav-Adolf-Werk

Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) ist das Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Seit 1832 unterstützt es evangelische Minderheiten – und dies weltweit. Das Gustav-Adolf-Werk fördert finanziell seine Partnerkirchen in rund 40 Ländern  Europas, Lateinamerikas und Nordasiens. Er wird von 21 Hauptgruppen in den einzelnen evangelischen Landeskirchen getragen – eine davon ist das GAW Hessen-Nassau als Hilfswerk der EKHN.
Direkt zum Gustav-Adolf-Werk Hessen-Nassau

Die evangelische Gemeinde in Aleppo bietet sowohl geistliche Hilfe als auch praktische Unterstützung. Die Bethelgemeinde hat 300 Lebensmittelpakete mit Mehl, Reis, Linsen, Seife und Hygieneprodukten an Bedürftige verteilt. Sie hält ihre Schulen offen und bezahlt die Lehrergehälter. Auch die von der Gemeinde betriebene Poliklinik bleibt geöffnet, und es werden Decken, Jacken und Heizmaterial für den Winter verteilt. Enno Haaks, Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks (GAW), steht in regelmäßigem Kontakt mit Selimian.

Die Bethelgemeinde, die so viel Hilfe leistet, benötigt nun selbst Unterstützung. Pastor Haroutune Selimian betont: „Die Herausforderungen, vor denen wir in Aleppo stehen, sind enorm, aber unser Glaube an Gott und die Großzügigkeit unserer Partner ermutigen und trösten uns. Wir sind dringend auf Hilfe angewiesen, damit wir nicht inmitten all der Katastrophen dieser Welt vergessen werden.“ Er appelliert: „Wir wissen nicht, ob es das Ende ist. Wir wissen aber, dass wir auf den hoffen und vertrauen können, der da kommt. Egal was passiert!“

Das Gustav-Adolf-Werk organisiert die Hilfe für die evangelischen Christen in Aleppo. Die Menschen und Gemeinden in Hessen-Nassau werden um Spenden gebeten.

Spendenkonto

Empfänger: Gustav-Adolf-Werk Hessen-Nassau
Evangelische Bank
IBAN: DE04 5206 0410 0204 1125 71
Spendenzweck: Aleppo

Beten und helfen

Präsident Joseph Kassab bittet außerdem die Partner, die in den Krisenjahren an unserer Seite standen, "um ihre Gebete für Syrien und alle seine Bürger." Er bittet sie dazu beizugraten, damit Christ:inne sicher, integriert und frei in Syrien leben können. Er schließ appelliert: "Dies ist eine Zeit, um solidarisch mit den Christen in Syrien zu sein. Der Weg dahin ist zweifellos weit, aber die Gebete und die Hilfe sind wichtig."

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