© fundus, tobias frick
Freude am Radpilgern entdecken: Gesundheit und Spiritualität stärken
veröffentlicht 04.07.2024
von Rita Haering
Der Fahrrad-Boom in Deutschland hat neue Dimensionen erreicht. Vor allem E-Bikes tragen dazu bei. Beim Radpilgern kann eine Fahrradtour zur spirituellen Reise werden.
In Deutschland erlebt das Fahrradfahren eine Renaissance – 84 Millionen Fahrräder sind ein Zeichen dafür, dass die meisten Menschen, von Jung bis Alt, die Freude am Radeln entdeckt haben. Besonders die E-Bikes erfreuen sich großer Beliebtheit, denn sie ermöglichen es auch denjenigen, die sich nicht regelmäßig sportlich betätigen, steile Anstiege mühelos zu meistern.
Booster für die Gesundheit
Das Fahrrad ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel; es ist ein Ausdruck von Umweltbewusstsein, Gesundheitsförderung und Kostenbewusstsein. Der Spaß am Fahren ist dabei ein willkommener Bonus. Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erklärt gegenüber dem epd: Schon drei Stunden Radfahren pro Woche können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 50 Prozent senken.
Beim Radpilgern auf spirituelle Reise begeben
Doch Fahrradfahren kann noch mehr: Es kann zur spirituelle Reise werden. Radpilgern verbindet die körperliche Aktivität mit einer Reise zu sich selbst. Es geht um das Erleben mit allen Sinnen – die Verbindung von Körper, Geist und Seele. Auf Radpilger-Touren erwarten Zweirad-Pilgernde nicht nur atemberaubende Landschaften und herzliche Begegnungen, sondern auch Momente der Ruhe und Besinnung in malerischen Radwegekirchen.
Egal, ob Sie auf einem klassischen Fahrrad, einem Gravelbike, einem Lastenrad oder einem modernen E-Bike unterwegs sind – Radpilgern ist eine Bereicherung für jeden. Und für diejenigen, die es sportlicher mögen, bietet das spirituelle Mountainbiken eine faszinierende Alternative.
Radwegekirchen mit Service-Angebot
Entlang zahlreicher Fahrradtouren bieten Radwegekirchen die Gelegenheit, inne zu halten. Ein von der EKD entwickeltes Signet mit Radfahrer auf grünem Hintergrund signalisiert, dass hier eine verlässlich geöffnete Kirche besucht werden kann. In der Regel sind sie im Zeitraum von Ostern bis zum Reformationstag frei zugänglich. Diese Kirchen bieten meist:
- geistliche Impulse,
- einen geeigneten Platz zum Rasten,
- Trinkwasser,
- eine Toilette,
- und eventuell eine Ladestation für E-Bikes
- sowie Flickzeug.
Rast für die Seele - mit spirituellen Impulsen
Radwegekirchen, Bänke oder umgefallene Baumstämme am Wegesrand laden Radpilgernde ein, zur Ruhe zu kommen, sich zu erholen und zu besinnen. Per Smartphone oder Tablet lassen sich die spirituellen Texte zum Anhören und Mitbeten des Internetangebotes "Rast für die Seele" abrufen. Es werden Gebete und Segenstexte, Andachten, Lieder sowie Serviceinformationen bereitgestellt. Hinter dem Angebot stehen EKD, die katholische Bischofskonferenz und die Akademie des VRK. Weitere Glaubens-Texte bietet die bayerische Landeskirche.
Die Social-Media-Community der EKHN empfiehlt: Lieblingsradrouten in Hessen-Nassau
Wo gibt es die schönsten Kirchen entlang einer Radroute? Welche Strecken durch Hessen-Nassau sind besonders schön? Ihre praxiserprobten und persönlichen Empfehlungen zu diesen Fragen haben viele Userinnen und User aus der EKHN-Communitiy dankenswerterweise auf facebook und Instagram beigesteuert. Hier sind die Tipps zusammengefasst:
Besinnen und genießen am Rhein-Radweg
„Schauen Sie sich um, die Kirche ist geöffnet und alles in ihr möchte zu Ihnen sprechen. Der Kirchenraum beginnt zu erzählen, wenn Sie zuhören und die Augen wandern lassen.“ Mit diesen Worten sind auch Radbegeisterte eingeladen, am Rhein-Radweg die Heilandskirche in Walluf zu besuchen. Laut der evangelische Fachstelleninhaberin für Gesellschaftliche Verantwortung in Wiesbaden, Nicole Nestler, „lohnt es sich immer, vorbei zu schauen und einen tollen Weinprobierstand gibt es auch.“ Sie empfiehlt die Strecke von Wiesbaden aus durch Biebrich und Schierstein nach Walluf zu nehmen. Sportlich Ambitioniertere können am insgesamt 55 km langen Rhein-Radweg auch der Erbacher Johanniskirche einen Besuch abstatten und das Ziel St. Goar ins Auge fassen.
Römer, Residenzen und Reformatoren zwischen Lahn und Vulkan
Die Radroute durch die Städte Grünberg, Laubach, Hungen und Lich ist ein Geheimtipp aus der Pfarrerschaft, den Social-Media-Pfarrer Lutz Neumeier verraten hat. Entlang der Route „Von Römern, Residenzen und Reformatoren“ können 5.000 Jahre Geschichte entdeckt werden. In der Region sind ein Megalithgrab, der Limes, das Kloster Arnsburg und vieles mehr zu entdecken. Auch Martin Luther soll an Lich vorbeigekommen sein.
Weidenkirche am Skulpturen-Rundweg in Rödermark
Die einzigartige Atmosphäre der Weidenkirche am Skulpturen-Rundweg in Rödermark möchte „cmhelfenstein“ ans Herz legen. Sie ist als ökumenisches Projekt entstanden und verbindet heute die Konfessionen und Stadtteile. Lohnenswert sei dort am Oberwiesenweg eine "Radelpause oder Picknick aus der Satteltasche".
Simultankirche am Selztal-Radweg
EKHN-Präses Dr. Birgit Pfeiffer empfiehlt, die Simultankirche St. Rufus in Gau-Odernheim am Selztal-Radweg zu besuchen. Das Besondere ist, dass im Inneren der Kirche eine evangelische und eine katholische Seite eingerichtet wurde. Der 67 km lange Radweg führt durch das rheinhessische Hügelland vom Nordpfälzer Bergland bis zum Rhein. Auch die Kaiserpfalz und die Burgkirche in Ingelheim sowie geschichtsträchtige Anziehungspunkte in Alzey und Stadecken-Elsheim sorgen dafür, dass einige vom Fahrradsattel zwischendurch absteigen.
Kirchen, Burgen und Schlösser am Lahntalradweg
Wenn es nach Klaus Reuter geht, sollte der Stadtkirche Biedenkopf auf jeden Fall ein Besuch abgestattet werden. Sie liegt am Lahntal-Radweg. Dieser ist 245 Kilometer lang und führt von der Quelle bei Siegen über Biedenkopf, Lahntal-Kaldern und Gießen bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein. Dabei geht es meist am Fluss entlang, mit Blick auf viele Burgen und Kirchen. So thront die barocke Residenzstadt Weilburg auf einem hohen Felsen über der Lahn. Auch der St. Georgs-Dom zu Limburg zieht die Blicke auf sich.
Auf der Radrundtour Ems-und Wörsbachtal am multi-konfessionellen Klostergut Gnadethal vorbei
Extra-Tipps aus der EKHN-Online-Redaktion: Das multi-konfessionelle Klostergut Gnadenthal liegt auf einem Radrundweg zwischen Idstein und Brechen. Die 45 Kilometer der Radrundtour Ems-und Wörsbachtal führen über Getreidefelder, durch das wildromantische Wörsbachtal vorbei an der tausend Jahre alten Berger Kirche und durch die historische Altstadt von Bad Camberg.
Quellen:
- Sinus-Institut: Fahrrad-Monitor 2023
- Statista: Anzahl der Fahrräder in Deutschland von 2005 bis 2023
- epd: Sportmediziner: «Toller gesundheitlicher Effekt im Vorbeigehen»
- EKD: radwegekirchen.de