Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Der Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenhilfe in Hessen und Nassau e. V. war es wichtig, ein neues Frauenleitbild zu etablieren und Frauen zu ermutigen.
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Christa Springe

veröffentlicht 22.05.2024

von Britta Jagusch

Christa Springe leitete von 1977 bis 1984 als Geschäftsführerin die Evangelische Frauenhilfe in Hessen und Nassau e. V. Als Pfarrerin ermutigte sie Frauen, ihre Rechte einzufordern und das herkömmliche Rollenverständnis zu hinterfragen. Bei der Modernisierung des Verbandes brachte sie ihr Lebensthema ein: mehr Geschlechtergerechtigkeit im Ehrenamt und Beruf.

Geschlechtergerechtigkeit fördern

Christa Springe wurde am 12. Dezember 1926 in Stettin geboren. Schon als junge Frauen setzte sie sich für die Einbeziehung von Frauen in die männerdominierte Gesellschaft ein - auch in ihrer Arbeit in der Evangelischen Akademie Bad Boll ein. Geschlechtergerechtigkeit in der Evangelischen Kirche werden ihr Lebensthema. 

Kirchliche Industrie- und Sozialarbeit

Christa Springe studierte Evangelische Theologie. 1966 wurde sie ordiniert und zur Pfarrerin berufen. In vielfältiger Form widmete sie sich der kirchlichen Industrie- und Sozialarbeit: in Witten, im Haus Villigst von Schwerte, in Bad Boll, bei der Gossner-Mission in Mainz-Kastel und ab 1970 in Mainz. 

Systemische Teamentwicklung

1977 übernahm sie die Leitung der Geschäftsführung der Evangelischen Frauenhilfe in Hessen und Nassau. Aus der kirchlichen Industrie und Sozialarbeit kommend, führte sie die systemische Teamentwicklung und Methoden der professionellen Personalführung ein, von denen der gesamte Verband profitierte.

Neues Frauenbewusstsein

Der Verband spiegelte in diesen Jahren noch stark das in den Kirche und Gesellschaft vorherrschende, traditionelle Frauenbild wider. Die Frauen der Frauenhilfe sollten eine dienende Rolle einnehmen, ehrenamtlich den Pfarrern zuarbeiten und dabei bescheiden sein und keine Kritik äußern. Doch der Aufbruch in ein neues Frauenbewusstsein, der in der Gesellschaft ins Rollen kam, machte sich auch in der Frauenhilfe bemerkbar. Rollenverteilungen in Familie und Beruf wurden hinterfragt und neu diskutiert.

Auf einer Zeichnung ist eine Frau in Nonnentracht zu sehen, die in einer Sprechblase den Spruch hat: Das Haupt der Frau ist ihr Kopf

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Frauen stärken und ermutigen

Für Christa Springe war es wichtig, Fragen der Berufswelt, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, stärker in den Fokus der Frauenhilfe zu rücken. Christa Springe wollte den Verband, der mit über achtzig Mitarbeitenden und einem Millionenhaushalt schon damals ein Unternehmen mittlerer Größe war, nach modernen Grundsätzen leiten. So wurden neue Themen auch in ihrer theologischen Arbeit aufgegriffen. In Bibelarbeit, Andacht und Predigt machte Christa Springe immer wieder deutlich, dass es in der Bibel um Ermutigung und Stärkung auch von Frauen gehe.

Internationale Fauensolidarität

Christa Springe wollte ein neues Rollenverständnis entwickeln, das gemäß den Zeugnissen der Schrift umgesetzt werden sollte. Es ging auch hier um die Fragen von Selbstverwirklichung und sozialer Verantwortung. Frauen hatten nicht nur in der Familie, sondern auch im Gemeinwesen eine wichtige Rolle und konnten auf Themen aufmerksam machen, die die Gesamtkirche so nicht aufgreifen wollte. Dabei ging es zum Beispiel um Fragen von kirchlichen (Frauen)Leitbildern, Feministischer Theologie und den unterschiedlichen Arbeits- und Lebenswelten von Frauen und Männern, um Fragen von Gerechtigkeit und Frieden und um internationale (Frauen)Solidarität, wie die Weltgebetstage und um Frauen in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

Weltgebetstage und Südafrika-Boykott

Besonders für die Weltgebetstagsarbeit waren ihre Erfahrungen hilfreich und bereicherten das Bisherige. Besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhielt die Aktion „Kauft keine Früchte aus Südafrika“, die auf die Verbrechen der Apartheitsregierung aufmerksam machte und zum Boykott aufrief.

Frauen demonstrieren vor dem Frankfurter Dom gegen die Apartheid mit Schildern auf denen steht: Kauft keine Früchte aus Südafrika

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Zwölf Jahre lang veranstalteten Frauen Mahnwachen für Südafrika in der Frankfurter Innenstadt. Auch vor dem Frankfurter Dom appellierten sie an das Ende der Apartheid.

Weltweit engagiert

Christa Springe beteiligte sich darüber hinaus an verschiedenen kirchlichen und gesellschaftlichen Initiativen. Sie war Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages und gehörte einer Beratergruppe des Weltkirchenrates an. Sie beteiligte sich auch an der Vorbereitung der Europäischen Ökumenischen Versammlungen und wurde Präsidentin der Zweiten Versammlung, die 1997 in Graz stattfand.

Christa Springe trägt einen roten Pullover mti goldener Brosche und einer gemusterten Jacke. Sie hat kurze graubraune Haare und eine goldene Brille

EFHN

Bis zu ihrem Ruhestand war Christa Springe Generalsekretärin der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Kirche und Arbeitswelt (ECG).

Gründerin und Leitungsperson

Darüber hinaus war sie Mitbegründerin der „Europäischen Arbeitsgemeinschaft Kirche und Arbeitswelt“ (ECG) und des „Work and Economy Network in the European Churches“ (WEN). 1984 wurde sie in die hauptamtliche Leitung der ECG berufen. Christa Springe lebte bis zu ihrem Tod am 18. März 2022 in Mainz.

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