© Anna Lester
Eine Woche Kinderstadt in Frickhofen
veröffentlicht 24.07.2024
von Peter Bernecker
In der ersten Ferienwoche lernten 70 junge Menschen bei ihren Ferienspielen, welche Chancen und Herausforderungen eine Demokratie mit sich bringt.
Gerade jüngere Menschen werden rund um die Europawahl oder den bevorstehenden Wahlkampf in den USA immer wieder mit dem Wort „Demokratie“ konfrontiert. Und da ist es nicht für alle Eltern leicht, eine Antwort auf die Frage nach dieser Form des politischen Systems zu geben und für Kinder verständlich zu erklären. Welche Chancen und Herausforderungen eine Demokratie mit sich bringt, erlebten in der ersten Woche deer Schulferien 70 junge Menschen im Alter von sechs bis zwölf Jahren.
Die Tiffi-Stadt bringt Herausforderungen mit sich
Ähnlich einem Planspiel entscheiden die Kinder welche Angebote es gibt und was ihre Stadt, genannt Tiffi-Stadt, braucht. Ein Stadtrat wird gewählt und löst die Herausforderungen der umweltfreundlichen Stadt der Zukunft. Es gibt Bastelangebote mit Solarzellen im Umweltamt, eine Job Börse, die Jobs vermittelt und Straßensozialarbeiter ausschickt. Die umweltbewusste Kinderstadt der Zukunft hat eine eigene Währung, ein tägliches Bürgergeld, einen Markt, Stadtrat mit Bürgermeisterwahl und Opposition, Zeitung, Bücherei, Chill-Ecke mit Bücherei, Kreativ-Cafe, Küche, Kiosk, Theater, Kino, Kirche, Müllabfuhr und weitere Einrichtungen, die eine umweltfreundliche Stadt nach Meinung der Kinder braucht.
Die Kinder lernen, dass die Erde und die Natur ein zu schonendes Geschenk sind. Ziel ist es, die Kinder zu umweltbewusstem Handeln anzuregen und Grundformen modernen, demokratischen Handelns zu vermitteln. Das Projekt ist von Demokratie Westerwald und von der Evangelischen Kirchengemeinde Hadamar finanziert. Unterstützung erfahren die Ferienspiele ebenfalls durch die Theaterpädagogin Mirjam Usbeck, der Gemeindepädagogin im Dekanat an der Lahn, Ursula Bornemann, dem Kirchenmusiker Thomas Hannappel und Hans-Joachim Schäl als Pfarrer im Nachbarschaftsraum Nord-West. Zahlreiche Material- und Kuchenspenden von Sterntaler, Eulenspiegel und Privatpersonen stützten das Projekt.
Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Hadamar dankt ganz besonders den 30 Ehrenamtlichen, die durch ihr großes Engagement, ihre Ideen und Begeisterung zum Thema, diese Ferienspiele ermöglicht haben.
Auch das Team musste dazulernen
„Es ist vom Team eine große Portion Mut und Kreativität nötig, um mit 70 Kindern Demokratie spielend zu leben. Es bedeutet für das Team, auf die Ideen der Kinder einzugehen. Wenn es einer gewählten Tages-Bürgermeisterin z.B. wichtig ist, dass die Tiffi-Kinderstadt ein Krankenhaus bekommt, liegt es am Team, den Raum und das Material zu besorgen, sodass der Stadtrat es umsetzen kann. Schnell erwischt man sich dann bei dem Gedanken, dass das doch nicht wichtig sei und ignoriert werden könnte – so musste auch das Team lernen, was Demokratie in der Umsetzung bedeutet und welche Begriffe in einer modernen Gesellschaft nicht verwendet werden können (z.B. Müllmänner, unwichtige Meinung oder faule Arbeitslose)“, erläutert Ursula Bornemann.
Das könnte dich auch interessieren
Spenden für Menschen in Not in Hessen-Nassau
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) konnte durch die Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale den Klientinnen und Klienten der Regionalen Diakonie Hessen-Nassau schnelle und unbürokratische Hilfe leisten. Diese Unterstützung erreichte Menschen, die Schwierigkeiten hatten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Hilfsmaßnahmen kamen an – doch mittlerweile sind die Gelder aufgebraucht. Um weiterhin Menschen in Not zu unterstützen, sind Spenden dringend erforderlich.
Gastbeitrag: Was ist Klassismus - und warum geht es uns alle an?
„Peinlich, wer sich für die Schule gerade keinen Laptop leisten kann“ ist eine klassistische Beleidigung, die in einem TikTok-Video der Initiative what.politik als Beispiel für Klassismus angeführt wird. Die Initiative bereitet politische Themen für junge Menschen auf. Auch die EJHN, der Jugendverband der EKHN, widmet sich dem Thema Klassismus und fokussierte das Thema für ihre 45. Vollversammlung vom 8.-10. November 2024 unter dem Titel „Ist ja Klasse?“.
Bilanz-Interview mit Kirchenpräsident Volker Jung
Volker Jung steht als Kirchenpräsident seit anderthalb Jahrzehnten an der Spitze der EKHN. Ende 2024 gibt der 64 Jahre alte Theologe sein Amt aus Altersgründen ab. Ein Gespräch über den Pfarrer im Kirchenpräsidenten, besondere Leidenschaften, persönliche Kraftquellen und die Zukunft der Kirche.