Rolf Oeser
Hessen-Nassau bittet queere Menschen um Vergebung
veröffentlicht 20.07.2023
von Martin Reinel
Die EKHN bekennt ihre Schuld gegenüber queeren Menschen und bittet sie um Verzeihung für Diskriminierung und Leid, das sie erfahren haben. Damit gibt die EKHN auch zu, in der Vergangenheit selbst Zurücksetzung und Demütigung verursacht zu haben. Gleichzeitig erklärt sie, dass Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen ein Teil der Schöpfung sind.
In einem Schuldbekenntnis bittet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) queere Menschen um Verzeihung für Diskriminierung und Leid, das diese erfahren haben. Die EKHN bekennt sich damit auch dazu, in der Vergangenheit selbst Zurücksetzung und Demütigung verursacht zu haben.
„Lesben, Schwule, Trans- und Intersexuelle haben auch in Gemeinden und Einrichtungen der EKHN lange Zeit Diskriminierung erfahren. Dem haben wir als Kirche nicht gewehrt. Schlimmer noch: Wir haben die Würde von Gottes Geschöpfen verletzt in Erklärungen und Verlautbarungen, welche sich einseitig auf ein nur binäres, heteronormatives und letztlich patriarchales Familienmodell bezogen.“ So heißt es in dem im Frühjahr 2023 in Frankfurt am Main von der Kirchensynode, dem höchsten Gremium der EKHN, mit großer Mehrheit verabschiedeten „Schuldbekenntnis“.
Und weiter: „Viel zu lange hat auch die EKHN die Vielfalt der Geschlechter, unterschiedlicher sexueller Orientierungen, Lebensweisen und Familienmodelle nicht geachtet, sondern zu begrenzen versucht. Als Kirchenleitung und Kirchensynode bitten wir vor Gott und den Menschen dafür um Vergebung. Alle, denen wir damit Unrecht getan haben, bitten wir um Vergebung.“
„Vielfalt ist Teil der Schöpfung“
Gleichzeitig dankte die EKHN mit dem Schuldbekenntnis ausdrücklich allen Menschen, die an Schritten zur Anerkennung queerer Menschen mitgewirkt haben. „Betroffene haben durch ihren Mut und ihre Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass das diskriminierende Verhalten gegenüber queeren Menschen sichtbar gemacht wurde. Sie haben mit Geduld und Offenheit diesen Weg zu mehr Vielfalt ermöglicht.“
Weiterhin bekennt die EKHN, dass Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen "ein Teil der Schöpfung" seien. Die EKHN verpflichtet sich, "die bestehende Vielfalt von Geschlechtern, unterschiedlicher sexueller Orientierung und Lebensweisen anzuerkennen und zu fördern". Darüber hinaus verpflichtet sich die EKHN, auch in der Debatte mit ihren ökumenischen Partner*innen für die Anerkennung dieser Vielfalt einzutreten.
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Am "Internationalen Tag gegen Homophobie" wirbt die queere Community am 17. Mai für Toleranz. Auch in der EKHN gibt es Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Identität. Selbstverständlich können in den Kirchen der EKHN gleichgeschlechtliche Paare vor den Traualtar treten. Die EKHN sagt ausdrücklich: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung. In der evangelischen Jugendarbeit bringen queere Jugendliche ihre Bedürfnisse und Ideen ein. Dafür gibt es gute Gründe.