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1 Jahr ForuM-Studie: Sexualisierte Gewalt und ihre Aufarbeitung in Hessen-Nassau
veröffentlicht 17.01.2025
von Online-Redaktion der EKHN
Im Januar 2024 wurde die unabhängige Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche "ForuM" veröffentlicht. Was hat sich seither getan? Wie geht Hessen-Nassau mit grenzüberschreitenden Handlungen, sexualisierter Gewalt und dem Thema Missbrauch um? Der Artikel wird stetig aktualisiert.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat Fragen im Umgang mit sexualisierter Gewalt seit zwei Jahrzehnten zu einem Schwerpunkt ihrer Präventionsarbeit gemacht. Betroffenen Menschen hilft die EKHN individuell und unbürokratisch. Dies kann aber nur ein Teil der Arbeit sein. Wir arbeiten hin auf eine flächendeckende Sensibilisierung, die ein Umfeld schafft, in dem sexualisierte Gewalt entweder verhindert, oder sie früh wahrgenommen wird und Meldungen zu zügigen und angemessenen Schritten führen.
Missbrauchsstudie beleuchtet systemische Risiken
Um auch systemisch bedingte Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie zu kennen und gegen sie vorgehen zu können, hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2018 eine Aufarbeitungsstudie beschlossen. Durchgeführt wurde sie von unabhängigen Forschenden von verschiedenen deutschen Hochschulen und Instituten. Am 25. Januar 2024 hat der Forschungsverbund ForuM schließlich die Studie zur "Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie Deutschland" (kurz ForuM) veröffentlicht.
Aktualisierte Fallzahlen sexualisierte Gewalt
Stand Ende Dezember 2024
Die ForuM-Studie hat Gewalt zwischen haupt- und ehrenamtlich Beschäftigten und Minderjährigen im Zeitraum von 1945 bis 2020 erfasst, und sie hat nicht unterschieden zwischen Verdachtsfällen und bestätigten Fällen. Der EKHN sind 45 solcher Fälle bekannt.
Wenn auch sexualisierte Gewalt zwischen Erwachsenen und zwischen Minderjährigen betrachtet wird, sind uns 98 Fälle im Zeitraum von 1945 bis Ende 2024 bekannt. Seit Veröffentlichung der ForuM-Studie sind 9 bislang unbekannte Fälle hinzugekommen. 87 davon sind uns durch Meldungen bekannt, 11 haben wir durch eigene Aktenrecherche entdeckt. Wir wissen von 98 betroffenen Personen und 94 beschuldigten Personen. Wir gehen davon aus, dass das Dunkelfeld größer ist.
Hinter diesen Zahlen stehen Fälle verbaler Übergriffe bis hin zu heute strafbaren Verhaltensweisen. Rechtlich gesehen kann die Schuld in einigen Fällen nicht nachgewiesen werden, nicht in jedem Fall wollen betroffene Personen eine Strafanzeige stellen. Etliche Beschuldigte sind bereits verstorben. Die Beschuldigten kommen aus dem ehrenamtlichen und hauptamtlichen Dienst, darunter u.a. pädagogische Mitarbeitende, Pfarrer und Kirchenmusiker.
Die Anerkennungskommission hat (Stand 13.12.2024) 24 Entscheidungen getroffen.
Persönlicher Blick eines Betroffenen
Matthias Schwarz ist pensionierter Pfarrer der EKHN und wurde als Kind von einem Pfarrer missbraucht. Er hat hat als Betroffener an der ForuM-Studie mitgearbeitet und ist seit Jahren aktiv im "Beteiligungsforum" der EKD. In einem Interview in hr2 äußert er sich zu den Entwicklungen nach Veröffentlichung der ForuM-Studie:
Maßnahmen der EKHN seit Veröffentlichung der ForuM-Studie
Anlaufstellen für von sexualisierter Gewalt betroffene Personen
Wenn sich von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen ermutigt fühlen, sich bei der EKHN zu melden, begrüßen wir das sehr.
Eine erste Anlaufstelle ist die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN, die erreichbar ist unter geschaeftsstelle@ekhn.de oder unter 06151-405 106. Ein anonymes Meldeportal gibt es hier:
Außerhalb der EKHN gibt es ebenfalls Anlaufstellen, diese sind beispielsweise hier zusammengefasst: