© Peter Bongard
Neue Kirchenpräsidentin eingeführt: Christiane Tietz übernimmt Amt von Volker Jung
veröffentlicht 26.01.2025
von Caroline Schröder
Am 26. Januar hat Volker Jung nach 16 Jahren sein Amt als Kirchenpräsident an Christiane Tietz übergeben. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat Tietz im Beisein von über 700 Gästen als neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eingeführt.
Sendung verpasst? In der Mediathek der ARD lässt sich der Amtswechsel weiterhin anschauen:
Evangelischer Fernsehgottesdienst aus der Lutherkirche Wiesbaden
Vor seiner Entpflichtung wurde Jung gewürdigt für sein Engagement als leidenschaftlicher Theologe und zugewandter Kirchenpräsident der EKHN und auch für sein Wirken in der EKD. Jung dankte seinen Wegbegleitern und betonte, wie wichtig ihm die Vielfalt der EKHN, die Zusammenarbeit in der EKD und die enge ökumenische und interreligiöse Anbindung gewesen seien und blieben.
Die Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, hob wertschätzend Volker Jungs Wirken hervor: „Mit Mut zu neuen Aufbrüchen, einer tief gegründeten Menschenfreundlichkeit und theologischem Feinsinn hat Volker Jung den Protestantismus bundesweit mitgeprägt. Wir danken ihm für sein großartiges Engagement, das er in einer Fülle von Themen und Gremien in seiner klugen, friedfertigen Art eingebracht hat. Und mehr noch: wir danken für die Liebe, die er über all die Jahre seines Dienstes unserer Kirche geschenkt hat“
Im Anschluss führte Fehrs Tietz in das Amt der Kirchenpräsidentin ein: „Von Herzen gratuliere ich Christiane Tietz zu ihrer Einführung als Kirchenpräsidentin – und ebenso gratuliere ich der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau. Denn die Kirche gewinnt mit Christiane Tietz nicht nur eine kluge und tiefgründige Theologin, die es liebt zu predigen, sondern auch eine scharfsinnige und präzise Denkerin, die die gewichtigen Themen des Leitungsamtes sorgfältig bearbeiten und die anstehenden Veränderungsprozesse mit Mut voranbringen wird. Christiane Tietz strahlt dabei als ‚hoffnungsvolle Realistin‘, wie sie sich selbst bezeichnet, so viel Herzlichkeit und Zuversicht aus, dass es den Menschen - auch inmitten des ganzen Irrsinns in dieser Welt - Kraft geben wird und Orientierung. Ich freue mich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit ihr und wünsche ihr für ihr neues Amt weiterhin diese Kraft und Klarheit, kluges Augenmaß und Gottes reichen Segen.
Video zur Amtseinführung:
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Tietz war Ende September 2024 mit großer Mehrheit von der Kirchensynode der EKHN im ersten Wahlgang gewählt worden. Die 1967 in Frankfurt am Main geborene Theologin kehrt zurück nach Darmstadt aus Zürich, wo sie zuletzt Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich war.
Tietz: Mut haben, kontroverse Themen zu besprechen
Nach ihrer Einführung durch Fehrs ermutigte Tietz in ihrer Predigt dazu, über Religion und Politik zu sprechen: „Ich wünsche mir, dass wir uns trauen, darüber zu sprechen, was Glaube für uns bedeutet, wo er uns stützt und Kraft gibt, aber auch, wo wir zweifeln. Ich will mich im neuen Amt weiter von der guten Nachricht der Nähe Gottes tragen lassen. Und ich möchte ins Gespräch kommen und erfahren, wie das bei anderen ist. In solchen Gesprächen liegt für mich ein Schlüssel für die Zukunft der Kirche.“
Solch eine Offenheit sei auch mit Blick auf die Politik notwendig. Tietz betonte, dass es gefährlich werden könne, wenn man sich mit anderen Argumenten nicht mehr auseinandersetze: „Es ist wichtig, dass wir auch hier im Gespräch bleiben. Bis zur Wahl und sicher auch danach. Dabei geht es nicht nur um Argumente, sondern auch um Gefühle. Ich setze auf den Mut, einander auch bei kontroversen Themen zugewandt zu bleiben und uns von unseren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen zu erzählen. So begegnen wir uns menschlich.“
Birgit Pfeiffer, Präses der Kirchensynode der EKHN, sagte zur neuen Kirchenpräsidentin: „Ich bin außerordentlich dankbar dafür, dass Christiane Tietz dieses verantwortungsvolle Leitungsamt in Zeiten übernimmt, die auch für die Kirche herausfordernd sind. Ihre fundierten theologischen Kompetenzen sind wertvoll für die zukünftige Gestaltung der EKHN. Ich blicke erwartungsvoll auf die Zusammenarbeit der Synode mit der neuen Kirchenpräsidentin und freue mich auf gemeinsame mutige und hoffnungsvolle Entscheidungen.“
Hessischer Ministerpräsident Boris Rhein würdigt den Amtswechsel
Boris Rhein, Ministerpräsident von Hessen, wünschte der neuen Kirchenpräsidentin viel Kraft für ihre neue Aufgabe und Gottes Segen. „Professorin Christiane Tietz ist die erste Frau, die von der Kirchensynode ins Amt gewählt wurde. Sie ist eine herausragende Theologin, die beeindruckende Weltoffenheit und Internationalität mitbringt und zugleich fest in der Gemeindearbeit verwurzelt ist“, sagte der Ministerpräsident und verwies darauf, dass die gebürtige Frankfurterin die Leitung der EKHN in einer Zeit übernehme, in der die Gesellschaft durch Unsicherheit und Krisen vor großen Herausforderungen stehe. „Ich freue mich darauf, die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit des Landes Hessen und der EKHN mit Frau Professorin Tietz weiterzuführen und gemeinsam Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Ich bin überzeugt, Frau Professorin Tietz wird die Kirche mit ihrer Persönlichkeit prägen und in eine gute Zukunft führen. Sie und ihre Kirche werden die künftige Entwicklung unserer Gesellschaft kritisch begleiten und konstruktiv mitgestalten.“
„Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Gerade in einer solchen Zeit ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam für Toleranz, Respekt und Dialog eintreten. Die Kirchen sind dabei wertvolle Partner, die Brücken bauen und den interkulturellen Dialog fördern. Wir brauchen die Stimme der Kirche – ihren Blick auf das Wesentliche, das Gebot der Nächstenliebe aus der jüdisch-christlichen Tradition und ihren Einsatz für gegenseitige Achtung und eine menschenwürdige Gesellschaft. Die Landesregierung wird weiterhin vertrauensvoll mit den Kirchen zusammenarbeiten, um gemeinsam ein Klima des Miteinanders zu schaffen, das auf Verständnis und Solidarität basiert“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Sonntag in der Lutherkirche in Wiesbaden.
Grußworte hielten neben Rhein auch Georg Bätzing, Bischof von Limburg, und Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Unter den Gästen waren auch die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der rheinische Präses Thorsten Latzel, die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich und der frühere EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.
Außerdem haben Vertreter:innen aus Partnerkirchen von vier Kontinenten teilgenommen: Für Asien aus Indien Bischof Pradeep Kumar Samantaroy, für Afrika aus Tansania Bischof Benson Bagonza, für Europa aus der Waldenser-Kirche Moderatora Alexandra Trotta und für die USA Conference Minister Rev. Marsha Williams (UCC).
Grußworte:
Weitere Persönlichkeiten aus Politik, religiösem Leben und Gesellschaft haben in bewegenden Grußworten ihre Würdigung, guten Wünsche und Ausblicke vermittelt.
Über Christiane Tietz
Christiane Tietz wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren. Sie hat Mathematik und Evangelische Theologie auf Lehramt an Gymnasien in Frankfurt und Tübingen studiert. In Tübingen wurde sie 1999 in Evangelischer Theologie promoviert und hat sich 2004 habilitiert. Von 2008 bis 2013 war sie Theologieprofessorin an der Universität Mainz. Von 2010 bis 2012 war sie berufenes Mitglied der Kirchensynode der EKHN, von 2010 bis 2013 im Rat der EKD, von 2021 bis 2024 als Mitglied der EKHN berufene Synodale der EKD-Synode und Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Von 2013 bis Januar 2025 war sie Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Längere berufliche Auslandsaufenthalte führten sie nach Chicago, New York und Princeton. Sie nimmt in der Dreikönigsgemeinde in Frankfurt einen regelmäßigen Predigtauftrag wahr.
Über die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
Zum Gebiet der EKHN gehören weite Teile von Mittel- und Südhessen mit dem Rhein-Main-Gebiet sowie ein Teil von Rheinland-Pfalz inklusive Mainz. Die EKHN zählt rund 1,3 Millionen Mitglieder. Kirchenpräsident ist Volker Jung, Präses der Kirchensynode ist Birgit Pfeiffer. Wie alle evangelischen Kirchen ist die EKHN getragen nicht nur vom Engagement der rund 20.000 Hauptamtlichen, sondern vor allem von den fast 60.000 Ehrenamtlichen, die sich in Kirchenvorständen, in der Gemeindearbeit und in spezialisierten Funktionen wie der Notfallseelsorge engagieren. Zur EKHN gehören zahlreiche Einrichtungen wie beispielsweise rund 600 Kindertagesstätten. Das evangelische Sozial- und Gesundheitswesen ist darüber hinaus u.a. in der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau organisiert, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der EKHN. Die EKHN hat lutherische und reformierte, liberale und pietistische Traditionen. Diese geistliche und gesellschaftliche Vielfalt gibt der EKHN ihr besonderes Profil.
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