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privat/Felix Volpp
Renate Jost
veröffentlicht 03.05.2024
von Britta Jagusch
Als erste Professorin für „Feministische Theologie und Gender Studies“ übernahm Renate Jost 2003 den Lehrstuhl an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Seit November 2020 ist sie Vorsitzende des Vereins zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre e.V.
Renate Jost hat die kirchliche Frauenbewegung und die Feministische Theologie bedeutend geprägt, intensiv wissenschaftlich gearbeitet und international vernetzt. Sie hat viel publiziert und mit Studierenden neue Themen erforscht. „Ich habe das gemacht, was mir inhaltlich wichtig war“, sagt Jost. „Allerdings mussten wir Frauen, um unsere Themen einzubringen, sehr beharrlich und auch kreativ sein.“
Erste Begegnung mit der Feministischen Theologie in Göttingen
Am 6. Mai 1955 in Darmstadt geboren, wollte Renate Jost, zunächst Gemeindediakonin werden. „Die Idee, Theologie zu studieren kam mir erst gar nicht, die weiblichen Vorbilder fehlten.“ Ihr Vater leistete Überzeugungskraft und 1974 begann sie ihr Studium an der Kirchlichen Hochschule in Bethel. 1976 wechselte Renate Jost an die Georg August Universität Göttingen und kam zum ersten Mal mit der Feministischen Theologie in Kontakt. „Damals hat mich insbesondere Isolde Böhm geprägt, sie war damals schon sehr feministisch und sozial engagiert.“ Jost gründete eine Frauengruppe an der Hochschule, eine weitere initiierte sie nach ihrem Wechsel an die Philipps-Universität Marburg.

Augustana-Hochschule
Einflüsse aus den USA: intersektionale Forschung und inclusive language
Ein Stipendium des Ökumenischen Weltkirchenrats (ÖRK) führte Renate Jost Anfang der 1980er Jahre an das Union Theological Seminary in New York. „Ein Jahr lang konnte ich mich intensiv mit feministischer Theologie und Befreiungstheologie beschäftigen, das war ein Meilenstein“, sagt sie. „In den USA war man schon viel weiter und es wurde bereits intersektional gearbeitet, auch wenn es den Begriff noch gar nicht gab.“ Neue Forschungserkenntnisse und ein tieferes Verständnis für gerechte Sprache (Inclusive Language Lectionary in USA und später Bibel in gerechter Sprache, BigS) flossen in ihre Arbeit in Deutschland ein.
Frauenpower in den Werkstätten Feministischer Theologie
Während ihres Spezialvikariat in der Gemeindeberatung der EKHN in Frankfurt organisierte sie 1984 mit anderen Frauen die Zweite Werkstatt Feministische Theologie und engagierte sich im „Netzwerk Frauen in der EKHN“ und publizierte gemeinsam mit Eva Renate Schmidt und Mieke Korenhof zwei Bände „Feministisch gelesen“. „Es ist ganz wichtig, sich Unterstützung zu suchen“, sagt Jost. „Wir haben eine Pfarrerinnengruppe gegründet und uns gegenseitig gestärkt.“
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privat
Auch ihre Ordination am 9. Dezember 1984 erregte viel Aufmerksamkeit. „In Erinnerung weiblicher Vollmacht der Priesterinnen haben wir uns bei der Ordination für eine Salbung entschieden. Es war eine beeindruckende Zeichenhandlung“, erinnert sich Renate Jost, die damals das Salböl mit der anwesenden Gemeinde in Frankfurt-Bockenheim teilte.
Lehrstuhl Feministische Theologie in der EKHN gefordert
Bei der ersten Frauenanhörung der EKHN 1986 formulierte Renate Jost gemeinsam mit Prof. Dr. Luise Schottroff das Statement „Feministische Theologie als Vision von Befreiung“ verbunden mit der Forderung nach der Einrichtung eines Lehrstuhls für Feministische Theologie in der EKHN. „Auch wenn der Lehrstuhl bis heute nicht eingerichtet wurde, unsere Forderung steht 2022 immer noch“, sagt Renate Jost.
„Ich habe das gemacht, was mir inhaltlich wichtig war. Allerdings mussten wir Frauen sehr beharrlich und kreativ sein, um unsere Themen einzubringen.“
Renate Jost
Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre gegründet
Statt eines Lehrstuhls wurde 1986 der Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre gegründet, zu dessen Vorsitzende Renate Jost später gewählt wird. Der Verein vergibt seit zwanzig Jahren den Leonore Siegele-Wenschkewitz Preis.
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Doris Stickler
Feministische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt institutionalisiert
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt arbeitete Renate Jost Ende der 1980er Jahre weiter an der Institutionalisierung Feministischer Theologie. Sie entwickelte ein entsprechendes Curriculum und rief die Ringvorlesung Feministische Theologie ins Leben. Als Frauenbeauftragte erstellte sie Frauenförderpläne und promovierte mit der ersten feministischen Dissertation im Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt.
Als Studienleiterin setzt sie Akzente
1993 wechselte Renate Jost als Studienleiterin an das neugegründete Anna-Paulsen-Haus, das Frauenstudien- und -bildungszentrum der EKD in Gelnhausen. Die Themen ihrer Seminare: Befreiungstheologie, Bibliodrama und Feministische Exegese. Nach ihrer Promotion wurde sie Dozentin für Theologische Frauenforschung/Feministische Theologie an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Dort setzte sie eigene Akzente mit den Themen Vielfalt und Differenz, Gender und Diversity sowie Intersektionalität.
Internationales Institut für Feministische Forschung in Theologie und Religion
2003 wird sie die erste Professorin für Theologische Frauenforschung / Feministische Theologie und gründet 2009 gemeinsam mit Elisabeth Schüssler-Fiorenza und Susannah Heschel das Internationale Institut für Feministische Forschung in Theologie und Religion an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau.
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privat
Junge Theolog:innen fördern
Heute engagiert sich Renate Jost unter anderem als Vorsitzende im Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre e.V. und in der Nachwuchsförderung durch Vergabe von Stipendien. „Auch wenn heute vieles selbstverständlicher erscheint und die Themen diverser geworden sind, ist es nach wie vor wichtig, junge Theolog:innen zu fördern“, sagt Jost. „Die feministischen Inhalte sind längst nicht so verbreitet, wie sie sein könnten.“
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