privat
Prof. Dr. Leonore Siegele-Wenschkewitz
veröffentlicht 03.09.2024
von Britta Jagusch
Die Kirchenhistorikerin und ehemalige Direktorin der Evangelischen Akademie Arnoldshain ist Namensgeberin des Leonore Siegele-Wenschkewitz-Preises. Mit dem Preis soll insbesondere an ihr Engagement für die Feministische Theologie und die theologische Frauenforschung erinnert werden.
Von der Musikwissenschaft zur Theologie
Leonore Siegele-Wenschkewitz wurde am 27. Juni 1944 in Belgard/Pommern geboren und wuchs in einem Dorf bei Hannover, in Osnabrück und Loccum auf. Nach dem Abitur und einer halbjährigen Tätigkeit als Krankenpflegerin studierte sie Musikwissenschaft, Latein, Philosophie und Evangelische Theologie in Göttingen und Tübingen. Dort verlagerte sie den Schwerpunkt von der Musikwissenschaft auf die Theologie und wurde 1972 mit einer kirchenhistorischen Arbeit zur Doktorin der Theologie promoviert.
Direktorin der Ev. Akademie Arnoldshain
Zum 1. April 1983 ging Leonore Siegele-Wenschkewitz als Studienleiterin an die Evangelische Akademie Arnoldshain. 1994 wurde sie stellvertretende Direktorin, zum 1. Juli 1996 übernahm sie die Leitung als Direktorin. 1984 wurde sie zur Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ordiniert, 1990 im Fachbereich Evangelische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main für Historische Theologie habilitiert und 1997 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt.
Rückblick auf eine bedeutende Persönlichkeit
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Christlich-jüdische Verständigung fördern
Leonore Siegele-Wenschkewitz gehörte der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen des Deutschen Evangelischen Kirchentags an und war von 1980 bis 1997 Mitglied der EKD-Kommission Kirche und Judentum. 1985 wurde sie Mitglied, 1988 stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte. Sie war Mitherausgeberin der Zeitschrift Kirche und Israel (von 1986 bis 1993) und der Reihe Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte. Bekannt wurde sie besonders durch ihre Aufdeckung antijudaistischer Tendenzen in der christlichen Theologie. 1999 wurde sie für ihre Bemühungen um die christlich-jüdische Verständigung mit dem Edith-Stein-Preis ausgezeichnet.
Vorbereiterin der Frauenanhörung der EKHN
1985/86 war sie Mitglied des Vorbereitungsausschusses für die Frauenanhörung der EKHN. 1988/89 Mitglied des Vorbereitungsausschusses zum Schwerpunktthema „Die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ der EKD-Synode. Von 1992 bis 1996 war sie Vorsitzende der EKD-Kommission zur Förderung theologischer Frauenforschung und 1990/91 Mitglied des feministisch-theologischen Unterausschusses des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union.
Theologische Frauenforschung
Die Hauptarbeitsgebiete von Professorin Siegele-Wenschkewitz waren die Kirchliche Zeitgeschichte, insbesondere die Geschichte der theologischen Wissenschaft und der evangelisch-theologischen Fakultäten, das christlich-jüdische Verhältnis, die Feministische Theologie und Theologische Frauenforschung. In der Tagungsarbeit der Akademie versah sie die Arbeitsbereiche Theologie und Gemeinde, Frauen in Geschichte und Gesellschaft, Feministische Theologie und von 1985 bis 1990 Musik.
Leonore Siegele-Wenschkewitz starb am 17. Dezember 1999 in Frankfurt am Main im Alter von 55 Jahren.
Leonore Siegele-Wenschkewitz Preis
Ihr zu Ehren wurde der Leonore Siegele-Wenschkewitz Preis nach ihr benannt, der alle zwei Jahre vom Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre e. V. in Zusammenarbeit mit der EKHN, der Evangelischen Akademie Frankfurt und dem Landesverband Evangelischer Frauen in Hessen und Nassau e. V. vergeben wird. Der Preis dient der Auszeichnung von Beiträgen, die in besonderer Weise die feministische Theologie oder die Gender Studies in der Theologie fördern.
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