© Martin Reinel
Kunstinstallation für Rückzugsort von Studierenden
veröffentlicht 13.12.2024
von Martin Reinel
Dauerleihgabe der Kirchen für Raum der Stille im Campus der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) in Mühlheim am Main.
16 Holzplatten an der Wand und ein Teil eines aufgeschnittenen Baumstamms auf dem Boden bilden das Kunstwerk. Manche entdecken in den Holzelementen Flügel oder Blätter, andere erkennen Seiten eines Buchs oder Abschnitte des Lebens. Jedenfalls strahlt das Eichenholz Wärme aus und regt zur Ruhe und zum Nachdenken an. Seit dem 2. Adventswochenende 2024 schmückt die Installation des Holzbildhauers Nikodemus Löffl den Raum der Stille im Campus Mühlheim der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS).
In einer kleinen, feierlichen Zeremonie nahm die Hochschule das Kunstwerk vor kurzem entgegen – als Dauerleihgabe der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und des katholischen Bistums Mainz für die Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule des Landes Hessen. Anwesend waren dabei der Mühlheimer Campusdekan des Fachbereich Polizei Polizeidirektor Matthias Mai, die
Hochschulkanzlerin Alexandra Schäfers-Vogel, Pfarrer Markus Zink, Referent für "Kunst und Kirche" im Zentrum der Verkündigung der EKHN, die Leitende Polizeipfarrerin der EKHN Barbara Görich-Reinel, Polizeiseelsorgerin Anna Albert vom Bistum Mainz, der
Studierendensprecher Viktor Kipka und der Dozentin für Sozialwissenschaften Kathrin Hartmann.
Ein Kunstwerk ohne konfessionelle Erwartungen zur inneren Sammlung
Die Vorgaben für Holzbildhauer Löffl waren eindeutig gewesen. Die künstlerische Gestaltung des Raumes der Stille soll den Angehörigen der Hochschule aller Glaubensrichtungen und solchen ohne religiöse Bindungen zusagen, keine konfessionellen Erwartungen erfüllen und gleichzeitig der inneren Sammlung und Besinnung dienen. Löffl sagte bei der Übergabe, sein Werk solle alle ansprechen: „Das
Bild steht für sich, das Auge kann spazieren gehen.“ In der Struktur des Eichenholzes seien Bewegungen zu entdecken. Es gehe um das „Innen und Außen“. „Was der Stamm über 150 Jahr archiviert hat, seine Vernarbungen und Äste sind nun freigelegt. Er sieht innen anders aus als von außen – das ist wie bei Menschen.“ Das Eichenholz für das Kunstwerk stammt aus Niederbayern, den Baumstamm hat Löffl mit einer Kettensäge entkernt und aus den inneren Jahresringen die Holzscheiben geschnitten. Die Installation trägt keinen Namen.
Campusdekan Mai half Künstler Löffl bei der Installation der Holzplatten. Der Polizeidirektor wies bei der Übergabe darauf hin, dass der Raum der Stille in dem Hochschulgebäude bereits jetzt gut von Studierenden genutzt werde. Der Raum gewinne durch das Kunstwerk, die Hochschule sei nun bereichert und angereichert. Mai bedankte sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz. Die Planungen und Vorbereitungen dafür hatten mehrere Jahre in Anspruch genommen. Seit 2021 hatte sich eine Arbeitsgruppe mit der Gestaltung solch eines Raums beschäftigt, beteiligt waren neben der Hochschulleitung besonders die Polizeiseelsorgerinnen der evangelischen und katholischen Kirche.
Hochschule dankt den Kirchen für die Dauerleihgabe
Kanzlerin Alexandra Schäfers-Vogel überbrachte die Grüße von Hochschulpräsident Walter Seubert und dankte ebenfalls allen, die sich für die künstlerische Ausgestaltung engagiert hätten. Das Zusammenwirken der Kirchen durch ihre Polizeiseelsorge mit der Hochschule öffne einen Raum der Begegnung, der viele begeistern werden: „Das Kunstwerk wirkt mit der Zeit.“ Reflexion und Kontemplation gehörten zusammen. Ausdrücklich würdigte das Mitglied des Präsidiums der Hochschule, dass die EKHN und das Bistum Mainz der HöMS das Kunstwerk als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Die beiden Kirchen haben dafür jeweils circa 5.000 Euro aufgebracht.
Raum der Stille: Ein Raum für Dank, Klage und Freude
Der Kunstsachverständige und EKHN-Pfarrer Zink sagte: „Wir alle brauchen Räume der Stille ohne Verzweckung, wo man nur Mensch sein kann.“ Er betonte, dass die Kirchen gerne und unabhängig solche der Räume der Stille unterstützten. „Wo sich die Seele öffnen kann, da ist Leben, da ist Glauben.“ Das Kunstwerk, das man anfassen könne, übertrage das Leben an die Betrachtenden weiter. Die Wandgestaltung erinnere ihn an das Buch des Lebens. In dem Raum mit seiner besonderen Atmosphäre sei jetzt Platz
für Dank und Klage und Freude. Die künstlerische Installation schaffe eine Atmosphäre, „wie wenn man einem Menschen gegenübersteht.“ Studierendensprecher Kipka unterstrich, wie wichtig es für die Studierenden sei, einen Raum für sich zu haben, einen Rückzugsort, an dem man sich seinen eigenen Gedanken widmen könne. Es sei nicht selbstverständlich, dass dieser Raum geschaffen
worden sei. Er sei aber dankbar, dass es hier nun möglich sei, „sich selbst wiederzufinden.“ Das Kunstwerk aus Holz zum Anfassen wirke lebendig, so Kipka, „da werden sich jedes Mal andere Wahrnehmungen und neue Einsichten ergeben.“
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