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Mann erklärt Beraterin sein Problem

© Peter Bongard / fundus-medien.de

Bei finanzieller Not und Konflikten helfen die Berater:innen der Regionalen Diakonie

Diakonie Hessen im Spannungsfeld der verschiedensten Entwicklungen

veröffentlicht 30.11.2024

von Peter Bernecker

Im Diakoniebericht, den Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, der Synode der EKHN vorgelegt hat, beschreibt er zunehmede Spannungen innerhalb der Gesellschaft.

Die Diakonie steht aktuell in einem komplexen Spannungsfeld aus theologischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die sie in besonderer Weise herausfordern. Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, erläuterte dazu im Diakoniebericht: „Wir haben alle vor Augen: Der Sozialstaat, wie wir ihn über Jahrzehnte entwickelt haben, befindet sich in einer Phase der Transformation. Dies geschieht nicht plötzlich oder gar unerwartet, sondern es ist das Ergebnis tieferliegender globaler und nationaler Veränderungen, die sich sowohl auf die strukturelle wie auch auf die soziale Ebene auswirken. In Hessen wie auch in Rheinland-Pfalz und Thüringen spüren wir diese Veränderungen besonders deutlich, da hier sowohl urban verdichtete wie auch ländliche Gebiete von den sozialen Spannungen betroffen sind.“ 

Sein Vorstandskollege Dr. Harald Clausen ergänzte: „Uns besorgt, dass politische extreme Positionen, die wir als ausgrenzend, spaltend, rassistisch, antisemitisch und menschenverachtend wahrnehmen, immer weiter in die Mitte unserer Gesellschaft vordringen. Auf dieser Grundlage wird Realpolitik gemacht. Getragen von der Überzeugung, dass jedem Menschen eine ihm geschenkte Würde innewohnt, arbeiten wir als Diakonie Hessen hingegen für sozialen Ausgleich, für Vielfalt und für Teilhabe.“ 

Der Sozialstaat wird herausgefordert

Der Sozialstaat in seiner heutigen Form steht zudem vor der schwierigen Aufgabe, die zunehmende Last der sozialen Sicherungssysteme zu tragen, während gleichzeitig die finanziellen Spielräume enger werden. Dies machte Carsten Tag deutlich und erläuterte: „In einem Land, dessen wirtschaftliche Stärke nach wie vor vielversprechend erscheint, dürfen wir nicht die Gefahr übersehen, dass soziale Ungleichheiten vertieft werden. Besonders Menschen in prekären Lebenslagen drohen durch die wachsende Diskrepanz zwischen Arm und Reich weiter marginalisiert zu werden. Laut den aktuellen Zahlen der Europäischen Zentralbank gehören den ärmeren 50% der Bevölkerung grade einmal 2,3% des Gesamtvermögens! Auf die oberen 10% entfallen hingegen sage und schreibe 61,2%! “
In den diakonischen Einrichtungen und Beratungsstellen erkennt man deutlich, dass die Problemlagen sich verdichten: Sei es der Anstieg in den Nachfragen der Schuldnerberatungen oder der allgemeinen psychosozialen Lebensberatungen; sei es die viel zu hohe Anzahl der jungen Menschen, die ohne einen Abschluss die Schule verlassen; sei es die Nachfrage nach ausreichendem und vor allem bezahlbaren Wohnraum. Der Unterstützungsbedarf ist allerorten deutlich angestiegen. 

„Die Situation fordert von uns als Diakonischen Landesverband ein klares Handeln. Wir dürfen uns nicht nur als Anbieter sozialer Dienste verstehen, sondern eben auch als Akteur, der die gesellschaftliche Verantwortung im Lichte des christlichen Menschenbildes deutlicher formuliert und durch Handlungen erlebbar macht. Zugleich stellt sich aber auch uns die zentrale ethische Frage, wie wir mit den knapper werdenden finanziellen Ressourcen, die uns als Gesellschaft insgesamt zur Verfügung stehen, verantwortlich umgehen“ so der Vorstandsvorsitzende.

Große Sorge bereitet auch weiterhin der Fachkräftemangel

Ein zentrales Thema, das die Arbeit der Diakonie in den kommenden Jahren weiterhin massiv prägen wird, ist der Fachkräftemangel.  Er wirkt sich nicht nur auf die Qualität der Arbeit aus, sondern auch auf den Umfang der Angebote. „Viele Angebote müssen zurückgefahren werden, weil uns die nötigen Mitarbeitenden fehlen. In Hessen sind wir als Landesverband in intensiven Gesprächen mit der Politik, um langfristige Lösungen für die Fachkräftekrise zu entwickeln. Doch die Lösung liegt nicht allein in politischen Maßnahmen. Wir müssen selbst als Diakonie Modelle entwickeln, die soziale Arbeit attraktiver zu gestalten. Wir müssen auch Formen finden, wie wir mit weniger Personal auskommen und unsere Angebote dennoch aufrechterhalten können,“ erläutert Harald Clausen.

Landesverband stellt sich neu auf

Im Diakoniebericht gingen beide auch auf weitere Herausforderungen ein. So wurden die Synodalen darüber informiert, dass unter dem Slogan „Wir. Jetzt. Anders“ der Landesverband Diakonie Hessen sich als Spitzen- und Mitgliederverband weiterentwickeln will, um auch in Zukunft leistungsfähig, wirkungsvoll, wirtschaftlich und attraktiv zu bleiben. „Wir stellen uns den Herausforderungen und blicken zugleich optimistisch nach vorne. Nach Abschluss unserer Weiterentwicklung werden wir nach wie vor als starker Landesverband präsent sein,“ so Carsten Tag abschließend.
 

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