Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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    Ängste überwinden, Mut fassen

    veröffentlicht 20.11.2023

    von Heike Gels

    Was hilft gegen Angst? Wie können Ängste überwunden werden? Was sind hilfreiche Strategien gegen Ängste? Die Impulspost möchte Zuversicht stiften und Mut machen, sich gegen seine Ängste zu stellen. Erfahren Sie in den Artikeln dieser Rubrik, Mut und Vertrauen gegen die Angst zu finden.

    So bietet Dr. Klaus Douglass, Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung hilfreiche Tipps in seinem Artikel zu "Zehn Strategien gegen die Angst".

    In einem Gespräch mit Alfons Hamm, Professor am Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Greifswald berichtet er z. B., mit welchen Ängsten Patienten zu ihm kommen und welche Therapieformen er einsetzt.

     

    Zehn Strategien gegen die Angst

    Von Dr. Klaus Douglass, Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung im Zentrum Verkündigung der EKHN

    Worte gegen die Angst

    © GettyImages / Prostock-Studio

    Beruhigendige Hände, die einen spüren lassen: „Du bist nicht allein“

    Von Pfarrerin Annelie Hesse

    Ein Text gegen alles, was Angst macht. Das ist wichtig, denn Angst ist ein ständiger Begleiter im Leben von uns Menschen. Menschen müssen Angst haben dürfen. Vor sich und der Welt und all dem, was sie an Schlimmen bietet. Angst weist auf Gefahren hin und ist so ein wichtiger Schutzmechanismus.

    Gegen Angst hilft oft nicht viel – vielleicht die äußere Beseitigung der Umstände, die Angst entstehen lassen. Das aber kann dauern oder geht auch gar nicht immer. Solange hilft wenig bis nichts – außer Worte. Die können helfen. Dazu eine Hand auf meiner Hand, die mich spüren lässt, was die Worte versprechen: „Du bist nicht allein“ und die mich beruhigt und tröstet.

    Angst überwinden – mit der Angst umgehen

    Im Gespräch mit Alfons Hamm, Professor am Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Greifswald.

    Der Blutdruck steigt, das Herz rast, die Hände sind klatschnass: In Aufzügen, U-Bahnen und Flugzeugen bekommen viele Menschen plötzlich Angst. Um starke Angsterkrankungen zu überwinden, muss man lernen, mit der eigenen Angst umzugehen, sagt Alfons Hamm.

    Herr Professor Dr. Hamm, was ist Angst?

    Angst kann man als Gefühlszustand definieren. Man muss aber zwischen Angst und Furcht unterscheiden. Sie sind zwei verschiedene Phänomene, die immer dann auftreten, wenn eine Bedrohung im Raum steht. Bei Angst ist die Bedrohung noch nicht da, sie existiert nur im Kopf. Ich habe also Angst vor etwas, was potenziell in der Zukunft eintreten könnte. Deswegen ist die Angst auch nicht immer so klar umrissen wie die Furcht: Denn da ist die Bedrohung schon konkret vorhanden.

     

    Nur Mut zum Mut

    © iStock / CasarsaGuru

    Von Birgit Arndt, ehemalige Geschäftsführerin Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau GmbH

    Zwei Mädchen spielen auf einem Klettergerüst. Die eine klettert munter drauf los und erklimmt Stufe für Stufe. Oben angekommen, winkt sie voller Stolz ihrer Mutter zu. Die andere bleibt auf der dritten Stufe sitzen – sie traut sich nicht weiter. Ein Mann sieht, wie eine Gruppe Jugendlicher in der Straßenbahn ein junges Mädchen anpöbelt, schubst und tritt – sofort eilt er an ihre Seite und stellt die Jugendlichen zur Rede. Die Mitreisenden schauen betreten zu. Oder einfach weg.

    Immer wieder beobachten wir im Alltag, wie unterschiedlich Menschen mit gleichen Situationen umgehen. Die einen scheinen furchtlos und mutig, andere ängstlich und zögerlich.

    Im Vertrauen auf Gottes Beistand die Angst überwinden

    © iStock / Pablo K

    Die richtige Entscheidung treffen - auf dem Weg in den Operationssaal

    Von Paul Geiß

    Jesus im Garten Gethsemane – eine Passionsgeschichte. Sein inneres Zittern und Zagen in der Nacht vor seiner Gefangennahme, ehrlich vor Gott und mit sich selbst, das kann ich nachempfinden. Nach dem Abendmahl gehen Jünger mit Jesus in den Garten nahe am Ölberg. Sie sind einfach müde. Jesus glaubt zu wissen, was ihm bevorsteht, er beginnt zu weinen und zu klagen, ringt die Hände und hat Angst. Die Jünger schlafen sanft und selig – Jesus fühlt sich allein und verlassen.

    Solche Entscheidungsnächte kenne ich. Eine Schilddrüsenoperation steht an. Kalte Knoten. Sie müssen entfernt werden. Der Arzt besucht mich am Abend zuvor. Ich habe Angst, die Operation könnte auch meine Stimmbänder erwischen.

    Die Angst und die Geister

    © iStock / VikramRaghuvanshi

    Von Doris Joachim-Storch, Referentin für Gottesdienst im Zentrum für Verkündigung der EKHN

    „Sie müssen mal schnell kommen. Jetzt sind die alle echt durchgeknallt.“ Wir sind auf Konfirmandenfreizeit. Das Mädchen, das mich da ruft, ist normalerweise ziemlich forsch und nicht so leicht zu erschüttern. Unterwegs erzählt sie mir, was passiert ist. Einige Mädchen haben angeblich gesehen, wie mit Geisterhand ein Kreuz auf die Tür ihres Zimmers gebrannt wurde. Und auch sie selbst ist sich sicher, dass da was war. Irgendwie. 

    Auf jeden Fall hat sie kurzentschlossen Haarspray genommen und damit das Kreuz wieder zum Verschwinden gebracht. Der Spuk ist zu Ende. Aber die Mädchen sind immer noch in Panik. Und sogar die Jungs halten es für möglich, dass Geister am Werk waren.

    Andere Kräfte zwischen Himmel und Erde?

    Mit vernünftigen Argumenten komme ich den Jugendlichen nicht bei. Ich erzähle ihnen was von Einbildung, Massensuggestion, psychischem Ausnahmezustand in der Gruppe und so. Zwischendurch fahre ich sie mal ziemlich unwirsch an. Das hilft etwas. Denn da ist ihr Ärger über mich größer als ihre Angst. Und dann meint jemand: „Wenn Sie glauben, dass es einen Gott gibt, dann kann es doch genauso gut Geister geben.“ „Das ist doch was ganz anderes“, sage ich sofort. Aber ich merke: So richtig kann ich das gar nicht erklären. Worin unterscheidet sich denn der Glaube an Gott von dem Glauben an Geister?

    Ich versuche ein anderes Argument und sage, dass ich Gott mein Leben anvertraue, irgendwelchen komischen Geistern aber nicht. Deswegen könnte es sie aber trotzdem geben, kontern die Jugendlichen sofort. Ob ich denn an Engel glaube. Ja, aber die veranstalten nicht so einen billigen Hokuspokus. Letztlich finde ich kein überzeugendes Argument gegen die Existenz von Geistern, die Kreuze auf Türen malen. Der Angst ist mit rationalen Argumenten nicht beizukommen. Und ich überlege ernsthaft, ob es vielleicht doch andere Kräfte zwischen Himmel und Erde geben könnte, als die, die wir naturwissenschaftlich erforschen. Aber wozu sollen Geister da sein, außer dazu, Konfirmanden nachts zu erschrecken und mir den Schlaf zu rauben?

    Dem Teufel auch schon mal den nackten Hintern zeigen

    Ich bleibe dabei: Das mit dem brennenden Kreuz halte ich für eine kollektive Einbildung. Aber die Art, wie das eine Mädchen mit dem Haarspray beherzt eingegriffen hat, finde ich gut. Das sage ich ihnen. Und sie hat damit sogar einen berühmten Vorgänger. Von Martin Luther heißt es, er habe mit einem Tintenfass nach dem Teufel geworfen. Und wenn es ganz schlimm mit der Angst war, hat er dem Teufel auch schon mal den nackten Hintern gezeigt. Die Konfis müssen lachen. Lachen ist ein gutes Mittel gegen die Angst. Und auch: Sich wehren und nicht hilflos sein sind gute Mittel gegen die Angst. Ob es nun Geister gibt oder nicht. Allerdings kann ich mir ein besseres Mittel als Haarspray oder ein Tintenfass vorstellen: nämlich das Vertrauen in Gott. Der ist auf jeden Fall stärker als Geister, falls es sie denn gibt. 

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