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Die eher ruhige Zeit zwischen den Jahren, also der Rauhnächte, lädt dazu ein, in sich zu gehen, seinem Glauben nachzuspüren und sich neu auszurichten - Exerzitien im Alltag sind eine mögliche Methode dafür
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Zwölf Heilige Nächte: Christliche Exerzitien während der Rauhnächte

veröffentlicht 19.12.2024

von Rita Haering

Schon in den Wochen vor den Rauhnächten werden Empfehlungen zu Praktiken wie dem Räuchern auf Social Media ausgetauscht. Auch im christlichen Umfeld gewinnen die Rauhnächte an Bedeutung und können als „zwölf heilige Nächte“ in Form von „Exerzitien im Alltag“ feierlich praktiziert werden. Wir zeigen, wie sich die Glaubenspraxis individuell umsetzen lässt.

Exerzitien

Exerzitien sind geistliche Praktiken, zu denen unterschiedliche Gebetsformen, Meditationen und Lebensbetrachtungen gehören können. Der Sinn ist, sich wieder stärker mit Gott zu verbinden. Dabei suchen sich die Praktizierenden einen geschützten Rahmen – ein Zimmer in der eigenen Wohnung, ein Kloster oder christliches Tagungshaus. Exerzitien können den Alltag eine halbe Stunde lang unterbrechen, aber auch mehrere Tage oder Wochen dauern.

Am Ende des Jahres bereiten sich viele Menschen auf die Rauhnächte vor. Bücher und Räucherwerk in den Geschäften und Postings über die Wintersonnenwende und geheimnisvolle Rituale zeigen große Interesse. Die Rauhnächte beginnen am 1. Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember, und enden am Dreikönigstag, dem 6. Januar. Auch die christlichen Glaubenspraxis umfasst die Zeit der Rauhnächte und bezeichnet sie als „zwölf heilige Nächte“. Hier erklären wir die Bedeutung, die Hintergründe und die Geschichte. Außerdem zeigen wir, wie sich mit christlichen Glaubensimpulsen die zwölf heiligen Nächte bereichernd gestalten lassen. Wir laden zu einer spirituelle Reise in Form von „Exerzitien im Alltag“ ein, die dem Leben neue Impulse geben kann.

Bedeutung und Entstehung der Rauhnächte

Hütte in verschneiter Landschaft

© Getty Images, bulgac

Nach alter, heidnischer Vorstellung soll die Gottheit Wotan mit einem Heer an Geistern durch eisige Winternächte gestürmt sein - so die ursprüngliche Vorstellung über die Raunächte.

Die Vorstellungen über die Rauhnächte reichen weit in vorchristliche Zeiten zurück. Danach sollen unberechenbare Mächte ihr Unwesen getrieben haben, aber bestimmte Rituale sollen dafür gesorgt haben, dass ihr Treiben eingedämmt wurde. Mit der Einführung des Christentums hat sich noch nicht alles geändert, denn vor allem in ländlichen Gebieten haben sich die alten Vorstellungen gehalten. 

Christliche Glaube trifft auf Rauhnächte

Krippe

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Christinnen und Christen glauben daran, dass ihr Glaube Licht in die alten Vorstellungen der Raunächte über das wilde Treiben der Geister in dunklen Nächten bringen kann. Als Licht der Welt hat sich Jesus selbst bezeichnet - und auch die Menschen sollen zu Lichtern der Welt werden.

Die zwölf heiligen Nächte gewinnen im christlichen Umfeld zunehmend an Bedeutung, denn der Advent ist kaum noch eine Zeit der Stille, weil er eher von stressigen Vorbereitungen auf Weihnachten geprägt wird. Somit bieten die zwölf heiligen Nächte die Gelegenheit für Exerzitien im Alltag – das heißt, zur Ruhe zu kommen, in sich zu gehen und die Verbindung mit Gott zu suchen. „Die Erfahrung vieler Generationen zeigt, dass Menschen in dieser Zeit offener für Träume, für Berührungen mit Glaubens- und Lebensthemen sind“, erklärt Pfarrer Thomas Müller, Referent für geistliches Leben im Zentrum Verkündigung der EKHN.
Der Vordenker und evangelische Theologe Jörg Zink erachtete es bereits in den 90er Jahren als wichtig, sich meditativ auf die hoffnungsvolle christliche Botschaft des Lichts in den zwölf heiligen Nächten einzulassen.

Evangelische Impulse für die zwölf heiligen Nächte

In seinem Buch „Zwölf Nächte“ beschreibt Zink, dass Christ:innen das Licht in die Rauhnächte mit den alten Vorstellungen über das wilde Treiben der Geister in dunklen Nächten bringen. „Sie setzen das einfache Wort von der Nähe Gottes den Angstträumen entgegen.“ Gott erscheine nicht mehr als wildes Geisterheer, sondern in der Gestalt eines Kindes. Zink regt dazu an, die stillen Tage der „zwölf heiligen Nächte“ so zu gestalten, „dass uns etwas Heilsames geschieht.
Für jeden der zwölf Tage gibt es Impulse aus der Weihnachtsgeschichte, die zur persönlichen Reflexion und Auseinandersetzung anregen, um Bilanz zu ziehen, sich auf das neue Jahr auszurichten und sich von der Glaubensgeschichte berühren zu lassen. Im Kern geht es nach Jörg Zink darum, dass Gott selbst in uns zur Welt kommt: „Der Friede ist auch uns zugedacht, und auch in uns kann etwas geschehen, wie jene Geburt eines Kindes, durch das sich alles wandelt.“

Evangelische Glaubenspraxis: Exerzitien im Alltag für jede der zwölf heiligen Nächte

Duftkerze

© Getty Images, bohdan befz

Eine Kerze mit Weihrauch-Duft anzünden

Zwölf gestaltete Blätter zum Herunterladen laden dazu ein, die Abende zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar in Form von „Exerzitien im Alltag“ zu gestalten. Sie bieten Anregungen, Impulse und Fragen für die persönliche, spirituelle Reflexion und lehnen sich inhaltlich an das Buch „Zwölf Nächte“ des evangelischen Theologen Jörg Zink an. Die Elemente verbinden christlichen Glauben mit deiner persönlichen Lebenssituation. Sie bieten Raum für individuelle Gedanken, um sich für das kommende Jahr neu auszurichten. Die Blätter sind so konzipiert, dass du das Thema eines bestimmten Abends frei wählen kannst – je nach Interesse und Bedürfnis. Es ist auch nicht notwendig, sich mit allen zwölf Impulse auseinanderzusetzen - wenn deine Zeit nur für ein Blatt reicht, ist auch das vollkommen in Ordnung. Die Zeichnung auf den Blätter kannst du gerne auch kreativ gestalten.

Thomas Müller, der Referent für geistliches Leben, empfiehlt, sich einen Ort und eine Zeit einzurichten, um diesen Impulsen nachzugehen. Ein Blatt zur Einstimmung unterstützt dabei, dich innerlich auf auf deine stillen Momente zwischen den Jahren vorzubereiten.  Dabei kannst du gerne eine Weihrauch-Duftkerze anzünden. Weihrauch hat eine ganz besondere Bedeutung in der christlichen Tradition: Weihrauch war eines der Geschenke, welche die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Jesus brachten. So haben auch die frühen Christen der Spätantike den Gebrauch von Weihrauch in ihren Gottesdiensten von den Römern übernommen.

Vorbereitung

Exerzitien für jede der heiligen Nächte

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