Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Ein Rollstuhlfahrer vor einem Regal mit Lebensmitteln

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Kirchliche Unterstützung für arme Menschen
  • Spenden und Stiftungen

Spenden ist Nächstenliebe

veröffentlicht 29.09.2023

von Hans Genthe

Bereits die Christen in den ersten Gemeinden haben Spenden für andere gesammelt und damit Grundlagen für heutiges kirchliches Fundraising gelegt

Warum sammelt die Kirche Spenden?

Bereits die ersten Gemeinden, vor jeder Kirchengründung, haben Kollekten für Ärmere gesammelt. So versorgten die Gemeinden Witwen und Waisen aus Spendengeldern wohlhabender Mitglieder. Die ersten Gemeinden waren Solidargemeinschaften. Das hat jedoch offenbar nicht überall funktioniert. So hat der Apostel Paulus diese Solidarität auf die Gemeinden untereinander ausgeweitet, und er hat zu einer Kollekte für die arme Gemeinde in Jerusalem aufgerufen. Jeder möge an jedem Sonntag so viel zurücklegen, wie ihm möglich sei. 1. Kor. 16,1-4

Diese Kollekte zielte nicht nur auf einen gerechten Ausgleich. Ihr Erfolg sollte auch die Glaubwürdigkeit der christlichen Gemeinschaft nach außen zeigen. Für den Apostel war ihr Erfolg geradezu der Gradmesser der Wirksamkeit des Evangeliums. Er betrachtete also dieses Geben und Nehmen nicht nur rein menschlich und auch nicht nur ökonomisch. Sondern an die Stelle der Armen, die nichts zurückgeben können, tritt Gott mit seinem Heil. In diese Kollekte einzuzahlen, sieht Paulus als Gottesdienst an. Schon in der Jerusalemer Kollekte wird aus einer Güterverschiebung von reich nach arm ein Austausch. 2. Kor. 8-9

Schätze im Himmel kaufen

Jeder soll etwas zurückbekommen, wie im Gleichnis vom reichen Jüngling, zu dem Jesus sagt:“ Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Erlös den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben“ (Matthäus 19,21)

Für die frommen Christen in den ersten Gemeinden war es gottgefällig und selbstverständlich, irdische Güter gegen den großen Schatz im Himmel zu tauschen und zugleich solidarisch mit den Armen in der Gemeinde zu sein.

Die ersten Christen hatten fest damit gerechnet, sehr bald, zu Lebzeiten, von diesem Leben und all seinen Sünden erlöst zu werden. Doch der Weltenretter blieb aus, und nachfolgende Generationen sorgten sich darum, wie sie die begangenen Sünden kompensieren könnten. Schon der Kirchenlehrer Augustin (gestorben 430 n.Chr.) versicherte, dass auch kleinste Almosen in den Himmel geleitet und Gnade vor Gott finden würden. Das Eintauschen irdischer in himmlische Güter steigerte sich im späten Mittelalter vom Geben und Nehmen zum reinen Kommerz. Dieses Geschäft gipfelte im Ablasshandel, wo die Kosten für kleine und große Vergehen aufgelistet waren.

Protestantischer Gestaltungswille

Martin Luthers Kampfansage gegen den Ablasshandel wurde zum ersten Anstoß der Reformation. Nicht mehr um Schätze im Himmel ging es den Stiftern der Reformation, sondern darum, ihre Kirche und ihre Welt neu zu gestalten. Ihr Antrieb war die geschenkte Gnade Gottes, für die sie nichts tun mussten. Nach dem neuen Glauben konnten sie sich gar keine Schätze mehr im Himmel sammeln. So konnten und wollten sie ihre Gesellschaft im Sinn der Reformation erneuern. Sie gaben ihr Geld, um die Kirche den neuen Bedingungen anzupassen. Mit gestiftetem Geld wurden Kirchen im Sinn der Reformation umgebaut und Köster in Schulen verwandelt. Philipp von Hessen hat vier Landeshospitäler gestiftet und hat Klöster in Hospitäler verwandelt, gemäß seines reformatorischen Konzeptes des „gemeinen Nutzens“.

Warum spenden, wo es doch die Kirchensteuer gibt?

Aus Spenden allein haben die Kirchen nie gelebt. Paulus lehnte fest verordnete Spendensätze ab und trat für die freiwillige Spende ein. Aber das ganze Mittelalter hindurch erhoben die Kirchen bis ins 19. Jahrhundert den Zehnten, also zehn Prozent des oft geringen Einkommens der überwiegend armen Bevölkerung. Die heutige Kirchensteuer, die wesentlich niedriger als der Zehnte ist, deckt die Grundausgaben der Kirchen ab. Darüber hinaus gab und gibt es immer freiwillige Spenden und Stiftungen für besondere Aufgaben. Diese gehen in der Regel über die reine Verkündigungstätigkeit der Kirchen hinaus und sichern Aufgaben und Projekte, die der ganzen Gesellschaft dienen. 

Noch ist die kirchliche Grundversorgung mit Gottesdienst und Seelsorge durch die Kirchensteuer weitgehend abgesichert. Aber besondere Aufgaben, missionarische Projekte oder Hilfsmaßnahmen können die Gemeinden nur durch Spenden und Stiftungen finanzieren. Zusätzliche Geldsammlungen stocken entweder bestehende Mittel auf, oder sie ermöglichen es, neue Ideen umzusetzen. Besonders anspruchsvoll ist die Finanzierung einer Mitarbeiterstelle, denn die Gemeinde muss Menschen dafür gewinnen, sie über Jahre dauerhaft zu unterstützen. Auch Unvorhergesehenes wie die Reparatur eines Kirchturms, ist meist nur mit Hilfe zusätzlicher Spenden möglich. 

Gut ist die Gemeinde dran, die schon ein Fundraisingkonzept hat und Beziehungen zu Spenderinnen und Spendern aufgebaut hat.

Heute sprechen wir von Fundraising

Fundraising bedeutet, Beziehungen aufzubauen und Verbindungen zu pflegen. Fundraising ist viel mehr, als Kollekten einzusammeln oder als Bettelbriefe zu schreiben: Es ist der Weg, systematisch und nachhaltig Menschen zu erreichen, damit sie unsere Ziele zu ihren machen und gemeinsam mit uns in dieselbe Richtung schauen. Mit Herz und Hand, Ideen und Engagement. Und manchmal auch mit Geld. Zufallstreffer war gestern. Fundraising ist heute!
LIes den Artikel über aktuelles Fundraising!

Katrin Lindow-Schröder, die Fundraisierin der EKHN, gibt gern weitere Tipps und Informationen:

Katrin Lindow-Schroeder

Referentin Fundraising und Mitgliederorientierung

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