Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Eine brennende Kerze

© Getty Images, fotyma

Gedenken, das sich auf ein friedliches Miteinander ausrichtet

Hanau-Gedenken: Weckruf, um Demokratie stärker zu fördern

veröffentlicht 19.02.2024

von epd, Online-Redaktion der EKHN

Vor vier Jahren hat am 19. Februar ein deutscher Mann neun Menschen mit Einwanderungsgeschichte erschossen. Anlässlich des Gedenktages fordert der Diakoniepräsident den Bundestag auf, das Demokratiefördergesetzt möglichst schnell zu beschließen. Mehrere Gedenkveranstaltungen sind geplant.

Die Stadt Hanau, das Land Hessen und zivilgesellschaftliche Initiativen gedenken am 19. Februar des vierten Jahrestags des rassistischen Anschlags. Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen mit Einwanderungsgeschichte erschossen und mehrere weitere Menschen verletzt. Anschließend erschoss er seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. «Der 19. Februar wird für immer auch als Mahnung stehen für alle Menschen, die im Kampf gegen Rassismus, Gewalt, Hass und Hetze zusammenzustehen», sagte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).

Diakonie fordert ein Demokratiefördergesetz und finanzielle Mittel

Damit Zusammenhalt und Demokratie gefördert werden, fordert Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch den Bundestag auf: "Wir brauchen in Deutschland dringend das Demokratiefördergesetz. Heute vor vier Jahren wurden in Hanau neun Menschen aus rechtsextremistischen Motiven ermordet. Dieser Jahrestag muss ein Weckruf sein!" Er vertritt die Auffassung, dass das Demokratiefördergesetz der Schlüssel sei, um Demokratiearbeit mit der nötigen Planungssicherheit zu fördern." Dabei bezieht er sich auf Bundesprogramme wie "Zusammenhalt durch Teilhabe", durh das seit 2010 mehr als 1.200 Demokratieberater:innen im Bundesgebiet ausgebildet wurden. Auch die Diakonie beteiligt sich an der Ausbildung. Demokratieberater:innen organisieren Begegnungstreffs, Bildungsangebote, Kino-Abende oder Diskussionsrunden, schreiten ein bei menschenverachtenden Äußerungen und beraten Kolleg:innen und Ehrenamtliche im Umgang mit rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen, antiziganistischen oder anderen menschenfeindlichen Vorfällen. Deshalb fordert die Diakonie, dass Förderprogramme wie dieses, auch nach dem Auslaufende Förderperiode zum Jahresende weiterin mit hinreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

Veranstaltungen anlässlich des Gedenkens

  • Auf dem Hanauer Hauptfriedhof werden um 11 Uhr bei einem öffentlichen stillen Gedenken je ein Vertreter von Land und Stadt an die Opfer erinnern und an der Gedenktafel Kränze niederlegen.
  • Die Initiative 19. Februar Hanau hält abends zwischen 20 und 23 Uhr Mahnwachen an den beiden Tatorten der Opfer.
  • Davor lädt die Initiative, die das Vorgehen der Polizei und das Verhalten von Behörden kritisiert hat, bundesweit zu einer Demonstration am 17. Februar von 13 bis 18 Uhr in der Hanauer Innenstadt ein.
  • Auch die Religionsgemeinschaften beteiligen sich an dem Gedenken rund. Ein Imam wird nach Angaben der Stadt auf dem Hauptfriedhof um 10.30 Uhr für die Opfer beten.
  • Auf dem Friedhof in Dietzenbach findet um 14 Uhr das Gedenken für Sedat Gürbüz, eines der Opfer, statt.
  • Eine christlich-jüdische Andacht ist in der Wallonisch -Niederländischen Kirche am 19. Februar um 19 Uhr geplant.
  • Zuvor wird am 16. Februar in der Marienkirche Hanau ab 19 Uhr zu einer Diskussion eingeladen, die der Frage nachgeht: Was bedeutet diese Zäsur für die Stadt?
  • Zudem gastiert vom 15. bis 27. Februar anlässlich des 75. Jahrestags der Menschenrechtskonvention die Wanderausstellung «Mein Name ist Mensch» im Foyer des Neustädter Rathauses.

Weitere Veranstaltungen finden um den Gedenktag herum statt.

Schmerz und Hoffnung im Gebet ausdrücken

Anlässlich des Gedenkens an das Attentat können die Gedanken für die Opfer und das Vertrauen auf Gottes Beistand auch in einem Klage- und Fürbittengebet geäußert werden. 

Gebet zum Gedenken an das Attentat in Hanau

Vor dir Gott, ist kein Mensch fremd.
Du liebst die Menschen und du kennst ihre Namen.
Du kennst die Namen
Gökhan Gültekin,
Sedat Gürbüz,
Said Nesar Hashemi,
Mercedes Kierpacz,
Hamza Kurtović,
Vili Viorel Păun,
Fatih Saraçoğlu,
Ferhat Unvar
und Kaloyan Velkov.

Du vergisst sie nicht.
Und wir wollen sie auch nicht vergessen.
Wir sagen ihre Namen. Wir erinnern uns.
Wir denken an sie, an ihre Familien,
an ihre Freundinnen und Freunde.

Du, Gott, liebst die Menschen.
Kein Mensch ist dir fremd.
Du kennst unsere Namen.
Du vergisst uns nicht,
sondern stellst unsere Füße auf weiten Raum.
So viel ist möglich mit Glaube, Hoffnung und Liebe.

Wir bitten dich, Gott,
in diesem weiten Raum, gib uns Halt,
bewahre uns vor dem Bösen,
und leite uns zum Guten,
um deines Namens willen.

Amen

Pfarrerin Pia Baumann
© Zentrum Verkündigung der EKHN

© epd: epd-Nachrichten sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.

Social Media

Das könnte dich auch interessieren

Mehr Artikel anzeigen
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Aktuelle Nachrichten, geistliche Impulse

Bleiben Sie digital mit uns in Kontakt und wählen Sie aus, welche Themen Sie interessieren.

Newsletter entdecken