© Peter Bongard
Kirchenpräsident Jung zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus
veröffentlicht 20.11.2023
von Volker Rahn
Nach dem Rücktritt von Annette Kurschus aus ihren kirchlichen Leitungsämtern erklärte Kirchenpräsident Jung, dass Rat der EKD sich zum schwierigen und langen Weg der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie bekenne.
Die westfälische Präses Annette Kurschus ist am Montag (20. November 2023) von ihren Ämtern als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurückgetreten. Medien hatten zuletzt über einen Fall von mutmaßlich sexualisierter Gewalt durch einen kirchlichen Mitarbeiter in Siegen berichtet, wo Annette Kurschus viele Jahre Pfarrerin und Superintendentin war. Vorwürfe, sie sei damit nicht angemessen umgegangen, bestreitet Annette Kurschus weiterhin. Allerdings sehe sie sich nicht mehr in der Lage, ihre Ämter angesichts der Infragestellung ihrer Glaubwürdigkeit weiter so auszuüben, wie es erforderlich ist, erklärte sie.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, der auch Mitglied im Rat der EKD ist, bedauerte den Rücktritt von Kurschus. Mit ihr verliere die EKD eine „bundesweit geachtete und auch im Leitungsamt immer seelsorglich sensible und mit großer Sprachkraft wirkende Ratsvorsitzende“. Die Entscheidung zum Rücktritt sei schmerzlich. Er habe davor großen Respekt, dass Annette Kurschus ihre Arbeit nicht durch die Diskussionen um sie belasten möchte. Sie stelle sich damit „sehr glaubwürdig in den Dienst ihrer Kirche und trägt dazu bei, dass insbesondere die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie mit der nötigen Konzentration auf betroffene Personen und ihr Leid weitergeführt werden kann“. Sehr betroffen mache ihn, „dass es nicht gelungen ist, dieses Anliegen, für das auch Annette Kurschus unmissverständlich steht, in den letzten Tagen klar und deutlich zu kommunizieren“.
Er unterstrich, dass der Rat der EKD sich „zum schwierigen und langen Weg der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie“ bekenne. Der Rat halte es für unabdingbar, dass auf diesem Weg Betroffene systematisch mitentscheiden. Die EKD setze deshalb auf die Struktur des Beteiligungsforums, das diese Mitwirkung garantiert.
Nach Worten von Kirchenpräsident Volker Jung bleibt der Kampf gegen grenzüberschreitendes Verhalten und sexualisierte Gewalt eine der wichtigsten Herausforderungen in der kirchlichen Arbeit. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) habe ihr Engagement in diesem Bereich noch einmal deutlich verstärkt. Die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt wurde neu formiert und direkt dem Kirchenpräsidenten zugeordnet. Eine unabhängige Anerkennungskommission nahm ihre Arbeit auf.
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